Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 13.02.2007, 07:50
kerstin1 kerstin1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 31.03.2005
Ort: os
Beiträge: 196
Blinzeln AW: Ein Geschenk der besonderen Art....

An alle Leser einen wunderschönen GUTEN MORGEN!!

Heute wollte ich mich zum Thema Geburtstag äußern, komisch, wie sich Dinge so bewusst verschieben.
Ich bin heute 37 Jahre geworden, yepp, wieder ein Jahr geschafft!!! Könnte mir selbst nur gratulieren. Nein, ich selbst freue mich natürlich ohne Ende, dass mir ein weiteres Jahr mit meinen Kindern, meinem Mann, meiner Familie und meinen Freunden geschenkt wurde. Sie selbst müssten auch Gratulationen erhalten, denn ohne sie, wären und würden viele Dinge gar nicht gehen.
Da ich 2003 vom Rheinland nach OS gezogen bin und die Familie meines Mannes, seine Freunde erst kennenlernen musste, waren sie von Anfang an immer für mich da. Wir sind evt. auch deshalb zusammengerückt, weil mein Schwager kurz vor Weihnachten auf dem Wege zu uns tödlich verunglückt ist.
Mein Mann hat eine große Familie und der Rettungssanitäter, der Seelsorger brachte meine Schwägerin direkt im Anschluss des Unfalls zu uns ( sie musste den Unfall selbst mitansehen, schrecklich). Mein Mann und ich mussten TOTENBOTE "spielen", die ganze Familie zusammentrommeln und das schwerste je in meinem Leben, meine Schwiegereltern beim Kegeln und Essen, persönlich mitteilen, dass ihr Kind verunlückt ist. Brrr, so etwas wünsche ich keinem. Man konnte sich meinen Schwager noch ansehen ud so bin ich mit jedem einzelnen Familienmitglied zur Leichenhalle gefahren. Jeden trösten, festhalten, mitweinen usw. Ich habe einfach nur funktioniert.
Dann 3 Monate später meine 2. Krebsdiagnose. Mensch, dachte ich, was muss meine Familie denn noch für Schmerzen ertragen, hört dieses Leiden nie auf??
Was tue ich meinen Eltern damit an, meinen Freunden, meiner Familie???
Der schlimmste Gedanke für mich ist immer gewesen und bleibt es auch noch bis heute, ein Kind krank zu sehen besser gesagt, leiden zu sehen.
Wie mögen sich da die Angehörigen fühlen.
Ich kann da auch leider mitreden, denn ich kenne BK schon seid meinem 11. Lebensjahr, denn meine Mama ist selbst mit 31 Jahren und danach mit 44 Jahren an BK Erkrankt. Krebs begleitet mich schon seid der Kindheit, deshalb gehört er evt. auch schon für ich zum Alltag, obwohl ich gar nicht scharf darauf bin. Ist halt so und ich kann es nunmal nicht ändern.
Heute ist mein Ma 56 Jahre und hatte danach keinen Rückfall mehr und ich bete, dass es für sie auch immer so bleibt. Es reicht ja wohl mit dem ganzen Leiden bei ihr. Siefühlt sich nämlich vollkommen entstellt, denn 1981 waren die Opverfahren, Bestrahlungen, Chemos einfach noch nicht so ausgereift und sie hat eher mit der Psyche ein Problem. Nicht richtig Frau sein, am liebesten bis oben hin den Badeanzug, ja keinen Narben sichtbar sein lassen usw.
Meine Ma schüttelt bei mir immer nur den Kopf und fasst es nicht, wei offen ich damit umgehen kann bei mir selbst. Ich stelle ihr immer nur die Frage, warum ich etwas von meinen Narben verbergen sollte, ich muss mir doch auch Menschen anschaun in der Stadt, beim Einkauf, am Strand, die rumlaufen wie sie wollen. Ob es mir nun gefällt oder nicht. Im Gegenteil, ich glaube das hat etwas mit Respekt zu tun, mit Einzigartigkeit. Jeder Mensch ist individuell und lasst ihn doch in dieser Individuellität. Es ist doch schön, wenn jeder so sein kann wie er ist, denn jeder ist in meinen Augen etwas Besonderes. So wie man Babys, Kinder bedingungslos liebt, wieso kann man Menschen, die einem begegnen nicht bedingungslos respektieren???
Ja, da fällt mir dann wieder der GEBURTSTAG ein, denn jeder Tag sollte ein Geburtstag sein, denn man hat Dinge geschafft, Tag für Tag, die einen daran erinnern, dass man lebendig ist. Seid der Geburt, Tag für Tag lebt, sei es manchmal auch noch unter so schweren Bedingungen. Der Tag sei geschafft und morgen erlebt man wieder einen Tag.
Früher habe ich nie darüber nachgedacht, wie wichtig so ein Tag sein kann, wie sehr habe ich mich durch Unmut meinerseits treiben lassen, mir selbst den Tag versuat. Wer kenn nicht den Ausspruch, mensch, ich bin aber froh, wenn der Tag vorbei ist.
Heute bin ich vorsichtiger mit dem Satz, heute bin ich froh, wenn der Tag noch andauert und ich "diesen" Tag erleben darf.
Garulation, wir haben wieder einen Tag geschenkt bekommen und diesen geschafft.

Happy Birthday jeden Tag
Mit Zitat antworten