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Alt 11.10.2011, 11:17
urwek urwek ist offline
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Standard AW: Nexavar zur Vorbeugung

Hach, ist das alles schwierig.

Gestern war ich nun zu einem Gespräch bei einem niedergelassenen Onkologen.
Der stand erstaunlicherweise dem Medikament kritisch gegenüber. Er meinte, dass die meisten Onkologen doch sehr zurückhaltend mit der Verordnung seien und dass es in erster Linie bei nicht operablen Tumoren eingesetzt wird.
Auch die Wirksamkeit läge im Schnitt bei nur 20%.
Er verwies sogar auf die wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie.
Dass es in meinem Fall verordnet würde, läge sicher auch am "schlechten Gewissen der Ärzte". Nur so hätten sie mir jede Behandlung angeboten, die ihnen im Moment zur Verfügung steht.
Wenn man sich überlegt, dass das Risiko eines Rezidivs ja nicht bei 100% liegt, vermindert sich die hypothetische Wirksamkeit in meinem Fall ja noch einmal.
Über die vorbeugende Wirksamkeit sei noch gar nicht so viel bekannt. Aktuell liefen Studien dazu.
Allerdings sei es auch bei Brustkrebspatienten so, dass nur ca. 20-30% die anschließende Chemotherapie bräuchten - sich aber dennoch mehr als die Hälfte völlig unnötig prophylaktisch der Behandlung unterziehen.

Er machte mich jedoch auch darauf aufmerksam, dass bei meiner Operation der Sicherheitsabstand, mit dem der Tumor entfernt wurde an einer Stelle nur 3 mm betrage. Nach Lehrbuch sollten das eigentlich 10 mm sein. In diesem Gewebe befand sich zwar kein Tumorgewebe, aber es sei halt nicht optimal.

Tja, da saßen wir nun - und auf meine Frage, was er mir denn nun raten würde meinte er "Probieren Sie es aus." Zumindest erstmal bis zu meiner nächsten Kontrolluntersuchung Ende November. Ich hätte doch noch so ein jugendlichen Alter. Nach seiner Erfahrung wären die Nebenwirkungen deutlich geringer als bei einer herkömmlichen Chemotherapie, in erster Linie Durchfall.

Und was mache ich nun? Lieber Dieter, ich kann es halt nicht so einfach nur für mich entscheiden. Ich habe drei Kinder, von denen zumindest zwei noch einige Zeit meine Aufmerksamkeit brauchen.
Da fühle ich mich schon irgendwie in der Pflicht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.

Der Gedanke ans Sterben erfüllt mich zu meinen eigenen Erstaunen gar nicht so sehr mit Schrecken. Ich empfinde keine Panik, noch irgendetwas dringend tun zu müssen. Allerdings macht es mich traurig zu sehen, wie traurig meine Lieben jetzt schon sind. Nur ab und zu, im Grund führen wir ja unser ganz normales Leben wie vorher auch.

Also werde ich es wohl probieren - äh -vielleicht ab morgen.

Liebe Grüße

A.
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