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Alt 11.06.2010, 11:17
Katrin&Mark Katrin&Mark ist offline
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Ich habe viel über meine letzten Einträge nachgedacht. Ich komme mit meiner eigenen Schuld, meinen Versäumnissen nicht klar und schlage deshalb um mich. Katrin hatte mir lange genug zu verstehen gegeben das Sie nicht unter Druck gesetzt werden möchte. Ich war wie in Trance, nicht in der Lage Ihre Bedürfnisse zu erkennen. Ich war so ein unglaublicher Trottel. Nicht Sie, auch nicht Ihre Familie, niemandem außer mir selbst sollte ich Vorwürfe machen. Ihr blieb nicht mehr viel und das hat Sie sich nicht nehmen lassen. Ich war völlig angespannt, gestreßt, paralysiert, emotional auf dem Drahtseil und kurz davor in 5 m Höhe ohne Netz durch ein brennenden Ring mit verbundenen Händen hinter dem Rücken zu springen. Ich denke, die letzten Wochen waren mit mir nicht einfach. Sie nahm mich so wahr und versuchte auf mich positiv einzuwirken, aber es war vergebens und dann machte Sie das einzig richtige in Ihrer Lage, Sie löste sich von mir.

Heute Morgen habe ich von Ihr geträumt. Ich stand vor einer Glasschautafel. Ihr Spiegelbild tauchte plötzlich auf, zwar schemenhaft, für mich aber deutlich zu erkennen. Ich wollte mich zu Ihr umdrehen und wachte dabei auf.

In Berlin war Sie die ganze Zeit bei mir. Morgens bin ich in Gedanken mit Ihr durchgegangen wie wir den Tag verbringen. An meinem vorletzten Tag in Berlin waren wir im KaDeWe und in einer unterirdischen Einkaufspassage am Ku`damm, sehr nobel. Das KaDeWe allerdings könnt ihr vergessen, eine wahre Bruchbude und wenn man sich länger als 5 Minuten dort aufhält wird einem von der dicken Luft blümerant. Wenn Sie nicht nur als Imagination und in meinem Herzen, sondern auch physisch mit mir hätte dort sein können, wären wir dort völlig versackt. Eine Boutique neben der anderen, alle Marken, riesen Auswahl, Angebote, freie Umkleidekabinen, Unmengen an Pröbchen in zahllosen Parfümerien und Beautyläden. Sie hätte Ihren Spaß gehabt.

Mir wird´s öde ohne Job. Ich will wieder zurück ins Leben. Meine Gedanken kreisen und ich werde krank und fett. Aber für eine ordnungsgemäße Bewerbung mit aus dem Katalog gestanzten Mustersätzen über meine hard- & softscills bin ich noch immer nicht bereit. In Berlin habe ich ne Menge erlebt und jetzt wieder zurück fällt mir die Bude auf den Kopf.

Mein alter Kunde hat mich für die Zeit von Anfang März bis 20. April nicht bezahlt, weil ich angeblich nicht voll verfügbar war. Rund um die Uhr verfügbar sein war nie Teil unseres Deals. Alle Aufträge die er in den Monaten, als ich für Katrin da sein durfte, an mich richtete habe ich ausgeführt. Irgendwann bin ich einfach nicht mehr hin, weil ich Ihn und den Laden nicht mehr ertragen konnte. Ich möchte etwas tun das wirklich Nutzen hat und womit ich anderen helfen kann, mich wohlfühle und nicht bloß Eitelkeit pflege.

Ich hatte schon lange geplant mir was anderes zu suchen. Es ist bereits Jahre überfällig. Habe mich wirklich lange vor Verantwortung gedrückt, dann kam Katrin. Jetzt wird´s Zeit für einen richtigen Job, wenn mich noch jemand haben will. Mal sehen, was kommt. Würde gerne in Mainz bleiben, aber wird sicher nicht einfach hier was zu finden. Der Markt in meinem Beruf ist ziemlich übersättigt. Und mit 40 bist du schon ein Greis im Job. Vielleicht dümpel ich noch ein wenig als Freiberufler und häng ein Bachlorstudium Sozialwissenschaften an mein Zicken-Diplom. Dafür muß ich aber erstmal die passenden Kunden finden um auch ohne Studienkonto über die Runden zu kommen. Wenn ich mir meine Zukunft erträumen dürfte wäre ich Musemuskurator Mo. und Di., Umweltreferent Mi. und Do. und Fr. Kunstlehrer. Davon trennen mich Realität, eine bis zwei weitere Fremdsprachen, die Studien der Kunstgeschichte und der Umweltwissenschaft. Bis jetzt fehlt mir noch der Master-Plan.

Mediziner in der Forschung und die Entdeckung eines Wundermittels gegen den Tod wäre für mich auch vorstellbar.

Realistisch betrachtet bin ich zu alt für große Pläne und sollte mich darauf konzentrieren niemandem im Alter auf der Tasche zu liegen.

Naja, geht bereits vieles aus meinem Thread hervor.

Katrin hat zweieinhalb Wochen nach unserer Hochzeit die Scheidung gefordert. Sie sagte, wir können ja so weiter machen wie vor der Hochzeit. Und ich habe nicht verstanden das Sie mich wieder nett, ungestreßt, fröhlich, liebenswert haben wollte. Ich war nur angestrengt und ängstlich; habe Sie gestreßt.

Ich mache mir Vorwürfe, weil ich nicht angemessen für Sie da sein konnte.

Ja, vielleicht hat das eine Rolle gespielt. Aber Sie hatte sich Freunden und auch der Familie anvertraut. Bestimmt gab es vieles was mitschwang, was nicht gesagt wurde und ich hab sicher nicht alles erzählt bekommen was Sie als Ihre Gründe vorgab aber einiges eben doch. Und das was ich erzählt bekommen habe erscheint mir durchaus glaubhaft. Mir selbst hat Sie sich nicht anvertraut. Mit mir wollte oder konnte Sie nicht darüber reden und ich wollte Sie nicht unter Druck setzen.

Ich hatte die Möglichkeit Sie angemessen zu begleiten und hab´s verkackt. Sie fand mich stressig und fordernd und Sie wollte unterhalten, amüsiert und geliebt werden. Die ständigen Bitten auf Zucker zu verzichten, Alnatura und ... alles zuviel. Sie wollte sich entspannen, Ihr bisschen Leben genießen. Schließlich fand Sie noch das ich nicht im Leben stehe und damit hatte Sie nicht Unrecht. Allerdings würde ich, wenn Sie hier wäre dafür Ihren Ketchup nicht mehr auf meinem Fenchelauflauf dulden. Sie hatte mich immer wieder gefragt wann ich mich nun bewerbe und ich antwortete immer wieder mit, Liebling, bewirb du dich erstmal, danach sehe ich mich um. Sie bewarb sich in der halben Bundesrepublik und ich wollte nicht am anderen Ende landen und schließlich, das sagte ich Ihr aber nicht, gab es ja noch den Krebs. Ich fand es war noch viel zu früh für Druck und wußte die Sache ist noch nicht vorbei. Sie selbst hatte immer wieder gepanikt und Statistiken zitiert.

Die Katzen bringen wir jetzt doch nicht nach Südfrankreich. Die potenziellen Katzeneltern waren die ganze Zeit unentschlossen und jetzt sicher, das sie lieber ohne Haustiere bleiben. Schade!

Nun müssen wir ein anderes Zuhause für LuBa finden. Wenn jemand von euch auf dem Land lebt, weit weg von Bundesstraßen und fiesen Hunden, Katzen mag, Platz hat und für Sie sorgen kann, dem würden wir Luna und Barnie gerne anvertrauen. Wir wünschen uns für die beiden, das sie sich frei bewegen können auch außerhalb. Bisher sind es Stubenkatzen aber wollen nach draußen. Bis sie sich an ihr neues Zuhause gewöhnt haben sollten sie in der Wohnung bleiben. Die zwei sind gut gepflegt und regelmäßig beim Tierarzt gewesen. Sie sind beide bald 5 Jahre alt und äußerst verspielt, sehr zutraulich, unglaublich verwöhnt und brauchen sehr, sehr viel Aufmerksamkeit.

Es gibt da eine Dame, eine Bekannte meiner Familie. Sie ist Gymnasiallehrerin, vielleicht 15 Jahre älter als mein Schatz geworden ist. Sie lebt schon, ich glaube, vier Jahre mit der Krankheit. Ich rief sie an und ich erzählte von Katrin, sie erzählte mir von ihrem Weg und was sie Katrin empfiehlt. Sie traf bei mir genau den Nerv. Ich bat Katrin sie anzurufen. Sie ließ sich Zeit, etwa eine Woche. Danach wollte Sie mit mir nicht mehr über die nette Dame und ihren wohlgemeinten Ratschlägen sprechen. Das Thema war beendet. So war es oft.

Meine Schwester hat in den letzten Wochen immer wieder versucht sie telefonisch zu erreichen aber es hebt niemand ab. Wir machen uns Sorgen. Sie war so zuversichtlich und voller Energie. Sie hat alles was ihr geboten wurde gründlich recherchiert, geprüft und genutzt wenn es ihre Zustimmung fand. Ich hoffe sehr das es ihr gut geht und sie nur auf Urlaub ist.

Heute habe ich einen Brief von meiner alten Uni bekommen. Dem offiziellen Schreiben lag ein persönlicher Brief von einer anderen auch sehr netten Dame bei.

Sie schrieb, "Lieber Herr B., ich getraue mich gar nicht zu fragen, wie es Ihrer Frau und Ihnen geht. Ich muss so oft an Sie denken."

Nachdem ich ihren Brief gelesen hatte, rief ich ihr Büro an um ihr von den letzten Ereignissen zu berichten. Wenn ich Menschen, die noch keine Kenntnis von Katrins Tod haben, erzähle wie es sich verhält, ist meine Süße für mich etwas näher am Leben. Leider gehen mir die Bekanntschaften langsam aus und mittlerweile weiß bestimmt mein ganzes Umfeld von Ihrem Schicksal. Ich hab sie nicht erreicht und werde es gleich Montag früh nochmal probieren.

Zu Studienbeginn wollte ich Illustrator werden. Aber im Studium waren viele besser, das ich es früh sein ließ. Ich habe schon lange nicht mehr gezeichnet. Ich konnte es, denke ich, mal ganz gut. Mit dem Zeichnen verhält es sich wie mit einem Muskel, wenn man ihn nicht trainiert schlafft er ab.

Ich habe mir vorgenommen ein Portrait in Pastell von Katrin anzufertigen. Wird mich zwei, drei Tage beschäftigen. Irgendwie muß ich die Zeit rumkriegen, mit Fußball sicher nicht. Das Rumgekicke interessiert mich nicht aber leider viele meiner Freunde, das macht einsam.

Die Trauer in meinem Gesicht sieht man nicht. Trotzdem ist sie da und ich will das man sie wahrnimmt. Katrin wahrnimmt und was Sie mir bedeutet hat. Vergangenheit & Zukunft. Alles was vor uns war, erscheint bestenfalls bemüht. Ich musste lange auf dich warten Schatz, viel zu lange. Vielleicht war ich vorher einfach noch nicht bereit. Ich wäre gerne schon viel früher mit dir zusammen gekommen. Wie habe ich das all die Jahre ohne dich nur aushalten können. Ich wußte nicht was ich missen mußte. Umso schlimmer geht es mir jetzt. Jetzt, hier, immer, jeden Tag, gleich wo ich bin erinnere ich mich und halte aus, weil ich muß. Ich kann nur bemüht, wieder mal.

Ich muß für die Zukunft sorgen, meine Trauer betten, meinem Verlust eine angenehme Heimstätte schaffen, Erinnerungen einen Platz im Regal schaffen, später in Kisten packen und sie auf den Speicher stellen. Schließlich nur noch verstaubte Erinnerungen. Verdammte Scheiße, ich will das nicht! Ich will nicht das sich der Staub sammelt und die Erinnerungen verblassen und nur noch ab und an ins Bewußtsein rücken.

Das Leben mit dir teilen, deine Bedürfnisse fühlen und erfüllen und umgekehrt. Keine Bitten, keine Ausrufezeichen, nur Hingabe. Ich sehne mich danach und wollte es für immer. Es folgt ein Leben des Erinnerns.

Im Deutschen Dom in Berlin habe ich eine Kerze für meine Süße aufgestellt. Ich bin nicht religiös aber das musste sein. Ihr Licht brennt solange Menschen an sie denken.

Wir hatten von Beginn an eine gemeinsame Haushaltskasse. Jeder von uns gab 50 Euro in die gemeinsame Kasse, wenn´s aufgebraucht war wieder. Sie fand sich öfter ungerecht behandelt, meinte, ich esse mehr als Sie. Das war wohl wahr aber dafür hatte Sie jede Menge anderer Bedürfnisse. Die meisten bei dm. Wir hatten wirklich viele Duschgels, viele, sehr sehr viele und eine unüberschaubare Menge an Hygieneartikel und Kosmetik in unserem kleinen Badezimmer. Wir mußten eine Menge davon in Kisten lagern. Es gab einfach nicht genug Platz für die ganze Auslage von dm. Wenn was Neues bei dm im Regal stand, war mein Schatz die Erste, die es kaufte. Es war egal ob wir noch für Monate eingedeckt waren. Ich mußte Ihr jedesmal vorrechnen wieviel Sie ausgegeben hatte und wieviel ich schon vorgestreckt hatte und Sie dann sauertöpfisch zu mir sagte, bekommst du schon noch. Und dasselbe Spiel eine Woche später wieder. Sie wollte nicht rechnen aber gerecht behandelt werden. Ich selber hangel mich immer nur von einem Augenblick zum anderen. Katrin fragte noch Wochen später wieviel hat das gekostet und wer hat was bezahlt. Öfter war ich dann in Verlegenheit und konnte nur noch verschwommen Auskunft geben. Sie hakte dann aber immer wieder nach. Später habe ich mir angewöhnt Quittungen aufzubewahren. Dein Drängen und Fragen vermisse ich, Schatz. Es hat so genervt aber ich vermisse es unglaublich.

Katrin ist für mich völlig unvorbereitet in mein Leben getreten. Ich mußte mir zuvor nur Sorgen um meine eigenen Bedürfnisse machen. Zeit und Geld waren zu knapp um alle Ihre Wünsche zu erfüllen. Wir wollten ursprünglich in Las Vegas heiraten. Sie hatte alles schon genau durchgeplant. Wir waren zusammen im Reisebüro, ließen uns beraten. Zuhause wälzten wir Prospekte und Kataloge. Elvis sollte uns trauen.

Sie ist nicht viel rumgekommen. Sie wäre gerne noch verreist, hätte gerne noch was von der Welt gesehen. In der letzten Wochen phantasierte Katrin. Sie war nicht auf der Palliativstation sondern an der Riviera und war traurig das der Urlaub bald vorbei ist und die Koffer schon gepackt sind für die Heimreise. Oh Gott, ich wäre gerne mit Ihr dort gewesen aber um mich waren weiße Wände und vor mir mein lieber süßer Schatz im Krankenbett.

Ich vermisse unsere Liebe, unser Leben, unsere Träume, Ihre Berührung, Ihr Verständnis, unsere Sorgen, unsere Freunde, Ihr Lachen, unsere Küsse, unsere Spaziergänge, unsere Einkäufe, Ihre Nähe, gemeinsam ins Bett zu gehen, morgens Ihren Nacken zu küssen, Ihr Liebling, ich liebe Dich ins Ohr zu flüstern, unsere Gespräche, meine Geliebte, meine Vertraute, Katrin.

Meine Tränen schlafen nie,
die Gedanken bei dir.

Ich habe den Wunsch an Ihr Grab zu treten und Ihr zu sagen, Schatz ich denke an Dich, liebe Dich, habe dir Blumen mitgebracht und ich hoffe mein Gedicht gefällt dir. Ich schreibe Ihr immer wieder Gedichte aber keines ist gut genug. Bin nicht besonders geübt, habe erst damit angefangen. Allerdings ist es mir schon immer schwer gefallen meinen Ansprüchen gerecht zu werden. In 14 Tagen besuche ich das Grab. Es ist ein ganz schönes Stück von Mainz entfernt in Ihrem Heimatort und ich kann es nicht jeden Tag besuchen. Ich wünschte ich könnte hin spazieren und es besuchen wann immer mir danach ist.

Sie hat nie versucht mich zu ändern. Eine der Gründe warum ich Sie so sehr liebe. Selbst im Streit war Sie mir der liebste Mensch. Ich fühlte mich bei Ihr stets geborgen und wollte das es auch Ihr so geht.

Geändert von gitti2002 (03.11.2016 um 23:40 Uhr)
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