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Alt 11.10.2007, 21:09
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo,

wir waren heute beim Onkologen. War ein brutales aber sehr offenes Gespräch. Ich dachte, meine Mutter steht das nicht durch. Je mehr sie begriff, wie ernst es um sie steht, dass die Aussichten mehr negativ als positiv sind, desto mehr sank sie im Sessel zusammen. Zum Schluss sagte sie nur noch ganz leise "Und was soll ich jetzt machen?" Der Onkologe sagte ihr, dass man aufgrund ihres Gesundheitszustandes nur eine ganz leichte Chemo machen kann. Während der Chemo kann sie über den Port 24 Stunden nicht ernährt werden. Auch kann er ihr nicht sagen, inwieweit die Chemo anschlägt. Ausserdem müsse man die Nebenwirkungen beachten. Wir haben uns alle beraten, viele Fragen gestellt und Mutti hat dann entschieden, dass sie die Chemo macht. Dienstag fängt sie an.

Nach der Besprechung gingen Mutti und ich draussen spazieren bis das Taxi kam und haben viel geredet. Ergebnis war, dass Mutti kämpfen wird. Sie wird sich nicht unterkriegen lassen und weiss, dass die beste Medizin in ihr wohnt. Zuversicht, eine positive Lebenseinstellung und die Liebe zu und von ihrem Mann, ihren Kindern, Enkeln, Urenkel und dem Hund. Wir werden jetzt versuchen, trotz des riesigen Korbes voller Medikamente, ihrer sichtbaren künstlichen Ernährung und vielleicht auch wieder eintretenden Rückschläge das Leben so normal wie möglich aufzunehmen. Ich habe ihr gesagt, dass ich es mir nicht nehmen lasse, sie jeden Tag zu besuchen und sei es nur um kurz hallo zu sagen und dann wieder zu fahren. Das ist der riesige Vorteil, wenn man am gleichen Ort wohnt.

Als einziges macht uns ihre Verdauung Sorgen. Die muss laufen, ansonsten sieht es schneller wieder schlecht aus als wir denken.

Nun werde ich mich noch mit dem Hospiz in Verbindung setzen, da Mutti sich mit einer geschulte Person unterhalten soll. Bei uns behält sie ihre Gefühle bei sich aber ich weiss, dass auch sie darüber reden und sich mit allem auseinandersetzen muss.

Jetzt habe ich erst einmal genug getextet und mir mal wieder alles von der Seele geschrieben. Die ganze Anspannung der letzen Tage fordern doch ihren Tribut und ich fühle mich wie ausgelaugt.

Gruß
Gabi
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