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Alt 26.11.2012, 22:48
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Schuldgefühle, noch so viele Pläne... er leugnet Krebs, lässt sich nicht behandel

Liebe Carora,

mach dir bitte keine Vorwürfe, du hast versucht, den Großvater zu einem Arztbesuch zu überreden. Ob es etwas "geholfen" hätte, wenn er einige Monate früher gegangen wäre?! Ich glaube nicht. Wir als Angehörige müssen akzeptieren, dass nicht wir die Krankheit haben, sondern eben der/die geliebte Mensch und dass es an ihnen ist zu entscheiden, wie sie mit ihrem Körper, ihrer Krankheit umgehen möchten. Ob der Opa jetzt noch eine Chemotherapie machen wird, muss er selbst entscheiden dürfen. Wichtig ist vielmehr, dass ihr zu ihm steht, wie auch immer seine Entscheidung ausfallen mag. Vielleicht hat er ja doch im Innersten gespürt, dass etwas nicht in Ordnung ist und daher den Gang zum Arzt gescheut? Wie dem auch sei, du solltest dich keinesfalls mit Schuldgefühlen quälen, denn damit ist keinem geholfen. Dir nicht und auch nicht dem Großvater.

Deine aufgewühlten Gefühle und Gedanken kann ich jedoch nur allzu gut verstehen. Wenn man mit der Diagnose konfrontiert wird, dann tut sich zunächst der Erdboden vor einem auf. Man will es gar nicht glauben, ist einfach nur traurig, verzweifelt, wütend... Und nichts ist mehr so, wie es zuvor war. Ich kann auch gut nachempfinden, dass du den Wunsch hast, ihn an sehr vielen wichtigen Lebensereignissen noch teilhaben zu lassen. Mir ging es ähnlich, als mein Vater die Diagnose Lungenkrebs erhielt. Da spielte ich auch ernsthaft mit dem Gedanken, meinen damaligen Freund zu heiraten (zum Glück habe ich das nicht getan ). Ich denke, diese Gedanken, die sich nun gegenseitig bei dir überrollen sind eine ganz typische Reaktion. Du befürchtest, dass euch zu wenig Zeit bleibt. Ja, das kann leider der Fall sein, doch ich denke nicht, dass es im Sinne des Großvaters ist, wenn ihr nun überstürzt handelt. Vielleicht könnt ihr einfach so ein großes Familienfest planen (eine Art Verlobungsfeier?), an dem er teil hat und das er dann mit euch gemeinsam genießen kann. Vielleicht magst du ihn auch einfach fragen, was er sich wünscht, woran er Freude hat und dann kann ich dir nur raten, so viel Zeit wie möglich mit ihm zu verbringen. Genießt die gemeinsame Zeit, da es ihm jetzt noch gut geht. Und sei einfach für ihn da, denn er scheint ja einen wichtigen Platz in deinem Leben einzunehmen.

Ich glaube auch, dass du ihm sehr helfen kannst, wenn du ihn bei anstehenden Arztbesuchen unterstützt, denn ich könnte mir vorstellen, dass ihn auch die Sprachbarriere hemmt. Also, ich denke, du wirst das Richtige tun!

Alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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