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Alt 04.02.2002, 20:28
Gast
 
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Standard Trauer - und kein Ende?!

Liebe Katja,

es tut mir sehr leid, daß es Dir im Moment so schlecht geht und Du mit Deinen bösen Erinnerungen kämpfst.

Das besagte "Trauerjahr", man braucht es wohl wirklich, um von einem Menschen bewußt Abschied zu nehmen, muß wohl alle "normalen" und "besonderen" Tage in einem Jahr ohne ihn erlebt haben. Es wird danach nicht alles besser aber doch verändert sich der Schmerz in dieser Zeit.

Ganz intensiv kann ich mich noch an die letzten Tage von meinem Vater erinnern. Von der Diagnose bis zu seinem Tod waren es gerade mal ein Jahr, das rasend schnell vorbei gegangen ist. Bis zu diesen letzten Tagen habe ich den Tod nicht sehen wollen. Ja, es ging im schlecht, jeden Tag ein bißchen mehr aber sterben - nein, das konnte nicht sein. Er war doch noch so jung. Heute frage ich mich manchmal wie ich so naiv sein konnte. Meine Mutter hat mich nachts angerufen und mir gesagt, daß er gestorben ist, ganz friedlich eingeschlafen. Noch ein Jahr später hörte ich jede Nacht um diese Uhrzeit das Telefon schellen. Natürlich hat niemand angerufen aber ich wäre bald wahnsinnig geworden. Irgendwann hörte es dann auf.

Heute denke ich, daß es ganz ganz wichtig ist diese Gefühle zuzulassen, zu weinen, wütend und auch agressiv zu sein. Ich hätte mir viel Kummer ersparen können, wenn ich mit meinen Gefühlen offener umgegangen wäre. Ist Dein Mann Dir eine Stütze in dieser schweren Zeit? Ich habe meinen Mann über die Trauer "wiedergefunden" und bin unendlich froh, daß er für mich da war, auch wenn man viele Wege einfach alleine gehen und durchleben muß. Es ist schön jemanden in der Nähe zu wissen, der einen auffängt!

Erzähle mir doch mehr von Deinen schönen Erinnerungen an Deinen Papa - natürlich nur wenn Du magst und es Dich nicht allzu sehr quält - vielleicht zaubert es Dir ja ein Lächeln auf Dein Gesicht - dann hätte es sich doch schon gelohnt!

Laß den Kopf nicht hängen - ich denke an Dich!
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