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Alt 01.10.2003, 21:42
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Standard AM4L 5q-

Liebe Claudia,

schön, dass du sich wieder meldest.
Es ist ganz normal, dass du in Löcher fällst, in denen dann alle möglichen Gedanken auftauchen, über das warum, das "hätte ich doch" und vieles mehr.
Obwohl ich die Tatsachen zu akzeptieren versuche, habe auch ich meine Momente, in denen ich einfach nur wütend werde, weil meiner Mutter diese Scheiße passiert ist. Und weil ich sie mit 23 Jahren schon hergeben musste.

Meine Mutter starb am 30.6.
Wie gehe ich damit um? Tja, das frage ich mich auch manchmal.
Ich war von Angang an ziemlich gefasst. Hatte aber natürlich auch meine Heul - Momente. Habe mich sehr mit Literatur über das Leben nach dem Tod trösten können und mit der wachsenden Gewissheit, dass meine Mutter noch irgendwo ist, und ich sie wiedersehen werde.

Manchmal fallen mir schlimme Momente ihrer letzten Monate ein, und es ist jedes mal ein Stich ins Herz.
Doch wie sehr sie fehlt, das merke ich erst jetzt so nach und nach. MAnchmal denke ich nur "Mama ist wirklich weg", und kann es dann irgendwie immer noch nicht richtig begreifen.

Erst heute habe ich wieder heulen müssen. Ich habe heute ein Praktikum für mein Studium angefangen, und abends meinem Papa davon berichtet. Nachdem wir aufgelegt hatten, habe ich daran gedacht, dass ich es jetzt eigentlich auch Mama erzählen würde, und noch tausend Kleinigkeiten dazu, die heute passiert sind, und für die nur eine Mutter sich interessiert.
Sie fehlt mir unheimlich.
Aber ich weiß, dass sie nur für ihre Kinder gelebt hat. Und schon deshalb werde ich mich nach Kräften bemühen, mir ein erfülltes Leben zu schaffen und Mama auch weiter stolz zu machen.

Puh, bin ich abgeschweift? :-)

Dass du eventuell zu einer Psychologin gehen willst, ist kein schlechter Gedanke. Wenn du merkst, dass du die Schuldgefühle wirklich oft und stark hast, kann dir eine kurzfristige therapeutische Hilfe vielleicht nützlich sein. Du weißt selbst am besten, ob dich deine Gefühle so belasten, dass du allein nicht mehr damit fertig wirst.

Und zerbrich dir nicht den Kopf wegen dem Auto. Dein Papa hätte sich bestimmt gefreut, dir damit eine Freude zu machen. Aber du brauchst es nunmal nicht, und dann ist das auch völlig in Ordnung.
Ich weiß aber, dass es schwer ist, persönliche Sachen wegzugeben. Wir haben erst kürzlich Mamas Kleidung zur Schwester meines Vaters gebracht - dort ist sie auch wirklich in guten Händen, das beruhigt.

Du solltest dir nicht Kopf nach dem Warum zerbrechen - eine Antwort darauf wird wohl niemand je bekommen. Ich konnte diese Frage meistens vermeiden, doch zwischenzeitlich habe ich mich gefragt "wozu?" Wozu es gut sein sollte, dass mein Mutter so leiden muss.
Aber das Grübeln bringt uns leider nicht weiter. Nur das annehmen.
Das soll nicht heißen, dass ich mir denke "Mama ist tot, naja, so ist das eben". Ich heule, bin manchmal wütend und manchmal furchtbar traurig. Aber ich mach mich nicht mit Fragen kaputt, auf die mir niemand eine Antwort geben kann.

Ich hoffe, du verstehst, was ich meine.

Hast du denn noch Familie oder Freunde, die dich ein bißchen auffangen können, wenn es dir mal wieder richtig mies geht?

Liebe Grüße,

Katrin
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