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Alt 21.07.2004, 02:19
Gast
 
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Standard war heute beimurologen ... bingo!

Hallo Ray und willkommen im Club der "Eineiigen"

Ist doch schon mal super, dass das CT nix weiter zeigt. Wenn Dir Dein Urologe "schon mal die Chemo angekuendigt hat", so ist das uebrigens absoluter Unsinn. Die weitere Vorgehensweise haengt massiv von dem histologischen Befund des Tumors und Deinen Blutwerten (im wesentlichen beta-HCG und AFP) ab, denn...

1) ...sollte es sich um einen rein-seminon Tumor im fruehen oder mittleren Stadium handeln und sollten die Tumormarker nach der OP in den normal Bereich zurueckkehren, so bekommst Du lediglich eine Bestrahlung.

2) ...sotte es ein non-seminon Tumor im fruehen Stadium (pt1) ohne vaskulaere Invasion (also ohne Verbindung zu den Blutbahnen) sein und mit normalen Blutwerten nach der OP, so solltest Du in jedem Fall die "Wait-and-See" Strategie in Betracht ziehen. Das wuerde in dem Fall bedeuten, dass Du weder bestrahlt wirst, noch das Du eine Chemo bekommst, sondern lediglich engmaschig ueberwacht wirst. In ueber 70% aller Faelle im Fruehstadium ist eh nicht mit einem weiteren Metastasierung zu rechnen.

3) ...nur wenn es ein non-seminon Tumor im pt2 mit vaskulaerer Invasion handelt, wird _immer_ eine Chemotherapie empfohlen. Die Wahrscheinlichkeit einer Metastasierung in die Lymphknoten im hinteren Beckenbereich ist in diesem Fall recht hoch und daher werden diese dann wahrscheinlich ebenfalls operativ entfernt, um weiterer Metastasierung vorzubeugen.

Egal ob 1,2 oder 3: Die Genesungschancen sind bei allen 3 Varianten ausgezeichnet. Weg Nr. 3 ist halt nur etwas anstrengender.

Wichtig bei Punkt 2: Die Option der "Wait-and-See" Strategie (also keine vorsorgliche Chemo) sollte unbedingt in Betracht gezogen werden. Die Belastung durch das Cisplatin (welches bei der Chemo gegen non-seminon Tumor eingesetzt wird) ist nicht ganz ohne. Juengste Studien haben ergeben, dass sich durch die Verwendung von Cisplatin das Gesundheitsrisiko fuer einen spaeteren, sekundaeren Krebs (der dann nix mit dem Hodenkrebs, sondern einzig mit Cisplatin zu tun hat) leider leicht erhoehen. Dieses Thema wurde hier im Forum auch schon mehrfach diskutiert.

Ich persoenlich habe im Fall Nr.2 die "Wait-and-See" Strategie favorisiert. Bei Einhaltung des engmaschigen Ueberwachungsprotokolls (anfaenglich monatliche Kontrollen per CT oder Kernspin bei gleichzeitiger Kontrolle der Blutwerte) verschlechtert sich die Prognose kaum, wenn erst _nach_ erfolgter Metastasierung die Chemo angewendet wird. Dies gilt aber _nur dann_, wenn die Metastasierung tatsaechlich schnell entdeckt wird.

Wait-and-See erfordert ein bisschen Geduld und psychische Staerke... aber der Vorteil ist, dass wenn alles gut geht (= KEINE weitere Metastasierung), Du Deinen Koerper keiner weiteren, belastenden Therapie ausgesetzt hast.

Beste Wuensche und viel Glueck
Georg
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