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Alt 08.09.2012, 16:27
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Saftfasten nach Rudolf Breuss bei Krebs

Mal ein Wort aus meiner Sicht zu derartigen Reportagen.

Um ein solches Thema wie "Heilung bei Krebserkrankung" tatsächlich tiefgründig darzustellen, bedarf es weitaus mehr Zeit als eine 3/4 Stunde oder Stunde. Also wird das Thema zusammen geschnitten, gekürzt und überspitzt dargestellt. Durchaus eine vollkommen legitime Sache. Der Film auf Sat 1 war in keinster Weise reißerisch gemacht, auch seriöse Mediziner kamen zu Wort, und das durchaus auch kritisch.

Im Großen und Ganzen jedoch für meinen Geschmack etwas zu positiv. Zumindest die Fälle zu Gebärmutterkrebs und Brustkrebs waren mir zu "easy".

Der Fall Gebärmutterkrebs. Zwar klangen die Ängste und Sorgen bei Diagnose und Behandlung durchaus nach, doch jetzt ist ja alles vorbei, wir schauen bewusst positiv in die Zukunft, alles ist gut. Doch nur mal am Rande: was soll ich von einer Medizinerin, dazu noch Gynäkologin, halten, die die Möglichkeit einer Krebserkrankung auf das Alter jenseits der 50 schob, bevor es sie dann selbst erwischte?? Ich dachte, mich tritt ein Pferd, als ich das hörte. Das ist genau die Sorte Arzt, die dafür verantwortlich ist, dass meine Frau dann, als es zu spät war, überhaupt keine Chance mehr hatte.

Der Fall Brustkrebs. Besonders schlimm fand ich hier die Szene, als die Frau glücklich und zufrieden, entspannt lächelnd auf der Liege in der Sonne lag und ein Buch las. Die durchaus kritische Stimme ihrer Hausärztin, darauf hat da doch niemand mehr geachtet. Das ging komplett unter. Jeder, auch ich, hat sich zunächst doch an den Bildern gefreut. Ich ziehe meinen Hut vor dem Mut und der Entschlossenheit dieser Wirtin. Doch sie hat den Hauptgewinn gezogen mit ihrer Art der Behandlung. Ihre Chance lag bei etwa 1:100000.

Der Fall Lymphdrüsenkrebs. Die Frau steht noch mitten in der Behandlung und der emotionale Stress ist ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Mehrere Male war sie kurz davor, in Tränen aus zu brechen. Ich danke der Redaktion, dass sie diese Szenen nicht gebracht hat. Es gab sie sicherlich. Das wäre denn reißerisch gewesen. Wenn sie zu ihren Töchtern sagt: "Ich werde noch lange leben und für euch da sein." dann zeugt das von einer großen Zuversicht und positiven Einstellung. Doch wenn man ihr Gesicht dabei beobachtet, eine gute Portion Eigenhypnose steckt da auch mit drin.

Eine positive Einstellung zur Zukunft ist bei dieser Krankheit unabdingbar. Ich bewundere diese 3 Frauen für ihren Mut, ihre Tatkraft und Entschlossenheit. Sie haben es scheinbar geschafft. Und genau das kommt beim unkritischen und unbedarften Zuschauer an (allerdings ohne das "scheinbar"): Sooo schlimm kann Krebs ja nicht sein. Ich denke, dass 95% aller ZuschauerInnen zu dieser Klientel gehören. Sie werden in eine trügerische Sicherheit gedrängt. Das kann lebensgefährlich für sie werden.

Dieses Forum ist voller Beiträge von mutigen, tatkräftigen Menschen, die mehr als statistisch geheilt waren ... und dann doch an ihrer Erstdiagnose gestorben sind. Das ist der Grund für meine obige Aussage: mir ist diese Reportage zu "easy".

Es gibt vieler solcher Reportagen, Filme und Filmchen im Fernsehen oder Netz. Dazu noch jede Menge Sendungen im Hörfunk und tausende Informationen im I-Net. Alles und jedes sollte man bei so einer Krankheit immer äußerst kritisch sehen. Niemals etwas ungefiltert 1 zu 1 übernehmen. Selbst die kleinsten Details. Wenn man etwas trotzdem nicht versteht ... nachfragen. Kritisch heißt ja nicht ablehnend.

Gefährlich ist auch, auf allzu Offensichtliches an zu springen.


Alles Gute,

Helmut
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