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Alt 17.12.2002, 08:34
Gast
 
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hi Tina,
ich danke Dir für Deine lieben Worte, und ich denke, ich kann Dir hier bestimmt auch im Namen Deiner Mutter ein herzliches Dankeschön sagen. Auch wenn es schwer für Dich ist, so kannst Du doch die Ängste, aber auch die augenblickliche Meinung Deiner Mutter akzeptieren. Das bedeutet für jemanden, der Krebs hat, sehr viel, auch wenn derjenige manchmal selber nicht so ganz klar weiss, was denn nun richtig ist oder nicht.

Angst lähmt natürlich den Betroffenen, aber wenn ihm gerade in diesem Moment die ganze Familie und je nach dem auch noch der Bekanntenkreis andauernd sagt, was das Beste für ihn ist, so blockiert das manchmal nur noch die Entscheidungsfähigkeit.
Ich weiss noch, wenn ich damals all das getan hätte, womit mich meine eigenen Leute (bei meinem Krebs) in vollster Überzeugung "beraten" hatten, (und diese Beratungen waren ziemlich vielschichtig, das ging sogar bis zur Elektropuls-Therapie oder bis zum Geistheiler!), dann hätte ich heute wahrscheinlich schon ALLES ausprobiert! - Am Ende hätte ich vielleicht nicht mal sagen können, WAS mir denn nun wirklich geholfen hat.
Ich hatte diese "Beratungen" meiner Leute zwar als Idee mal betrachtet und mir auch angehört, aber wenn ich dann unsicher war oder verneinte, dann kamen Vorwürfe, die da lauteten, ich sei so stur, und ob ich denn bald schon Metastasen kriegen wolle?
Ich weiss, sie meinten es alle nur gut, jedoch war jeder einzelne von ihnen von etwas ganz Speziellem überzeugt, was ER getan hätte in dieser Situation. Sie verlangten also alle von mir, so zu handeln, wie SIE handeln würden, aber MEINE Entscheidung wollten sie dann leider nicht akzeptieren.
Hier fing dann ein "Druck" an, welcher mich selber nur noch mehr irritierte. Und es tat auch weh. Ich fragte mich da: Was macht denjenigen nur so SICHER, dass SEINE Behandlungsmethoden-Idee die BESTE sein soll? Warum ist er sauer auf mich, weil ich nicht gleicher Meinung bin?
Tja, und da gab es dann sogar den einen oder anderen, welcher SO sauer war, ... dass er sich bis heute nicht mehr bei mir gemeldet hat!
Keine Ahnung, was diese Menschen jetzt von mir denken. Vielleicht, dass ich "unbelehrbar" bin? Dass ich selber Schuld bin, wenn ich nicht auf SIE gehört habe und deswegen sterben könnte?

Es ist richtig, nur der Betroffene alleine kann die Entscheidung fällen. Ob sie richtig ist oder falsch, kann niemand beurteilen. Der Betroffene selbst muss ein gewisses Mass an Überzeugung besitzten, dass jenes, was er tut, ihm helfen wird. Es ist SEINE eigene, ganz persönliche Hoffnung.
Aber manchmal brauchen Entscheidungen Zeit, da hast Du völlig recht, liebe Tina. Krebs sorgt auch für eine gewisse "Panik", da will man ganz schnell handeln. Doch da ja jeder Mensch verschieden ist, auch die jeweilige Situation, gehört eben zu den Entscheidungen des Betroffenen ein bisschen Respekt und Akzeptanz dazu. Und egal, welchen Weg ein krebsbetroffener Mensch wählt, er ist auf JEDEM Weg auf die Anwesenheit seiner lieben Angehörigen angewiesen, auf ihre Begleitung, und auf ihre ganze Liebe.
Und einen krebsbetroffenen Menschen deswegen entmündigen zu wollen, ist hier völlig fehl am Platz. Ja, zum Glück geht sowas nicht. (Da hätten mich ja meine Leute auch entmündigen können, mein lieber Schwan! Wo stünde ich dann heute?)

Ich finde Dich super, Tina, das wollte ich Dir auf jeden Fall hier sagen, gell?
Ganz liebe Grüsse, viel Kraft und alles Gute für Deine Mutter wünscht Dir
die "krasse" Brigitte
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