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Alt 01.10.2003, 10:16
Gast
 
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Standard Plattenepithelkarzinom

An ALLE,

meine Mutter hat so gekämpft und leider hat sie den Kampf am 09.09.2003 um 17.50 Uhr verloren.

Am Samstag, den 06.09.2003 hat sich ihre Situation dramatisch verschlechtert und es hat sich Wasser im Bauch und in den Beinen angesammt, bis zu 4 kg Wasser. Sie hat fast keine Luft mehr bekommen. Es war so schrecklich, da man ihr nicht helfen konnte. Sie konnte kein Wasser mehr lassen und alles tat ihr weh. Einen Katheter konnte man wohl noch nicht legen.

Am Sonntag war es dann ganz schlimm, ich bin dann im Krankenhaus geblieben und nicht mehr von ihrer Seite gewichen. Das Krankenhaus war so nett und hat mir in ihr Einzelzimmer ein Bett mit reingestellt und so lagen wir dann Bett an Bett. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht und über sie gewacht. Es war so traurig, da sie vor Schmerzen gestöhnt hat und fast immer aus dem Bett gefallen ist.

Am Montag früh haben sie ihr dann endlich einen Katheter (unter Schmerzen) gelegt und sie neu umgebettet, sie hat vor Schmerzen geweint. Meine Mutter ist eine starke Frau gewesen und hat so schnell nicht geweint und sehr sehr viel in den letzten 7 Monaten über sich ergehen lassen. Ich bin fast verrückt geworden sie so leiden zu sehen, das war nicht mehr meine Mutter.

Am Montag Morgen hat man ihr dann Morphium gegegeben und sie hat die ganze Zeit geschlafen. Zwischendurch hat sie nochmal das Wort "Schäfchen" gesagt und dann habe ich sie gefragt wie die aussehen und sie hat gesagt "nur weisse, keine schwarzen" - wahrscheinlich hat sie schon den Himmel gesehen.

Sie hat so geschwitzt den ganzen Tag, der Schweiß lief ihr nur so runter. Ich habe ihr den Schweiß immer wieder abgestupft. Von Montag auf Dienstag habe ich auch im Krankenhaus geschlafen und ich hatte keine Ruhe.

Sie hat nur geschlafen und war nicht mehr ansprechbar. Ich lag neben ihr und hab kein Auge zugemacht.

Morgens lag sie nur und hat geschlafen. Der Mann ihrer Schwester war viel bei mir und er meinte, es könnte jetzt noch dauern bis sie einschläft. Aber ich hatte insgeheim kein gutes Gefühl. Bin dann aber nochmal 2 Std. aus dem Krankenhaus raus, um was zu erledigen. Um 16.00 Uhr bin ich dann wieder mit ihm im Krankenhaus gewesen und eine Freundin von ihr kam auch und hat nur geweint als sie sie gesehen hat.

Um 17.00 Uhr hat sie dann ein paar mal ganz tief durchgeatmet und um 17.50 Uhr hat sie dann ihren letzten Atemzug gemacht. Ich war bei ihr und habe ihre Hand bis zum Schluss gehalten. Ihre linke Hand war stundenlang eiskalt und dieser kalten Hand kam trotzdem der Schweiß.

Dann konnte ich es gar nicht glauben, dass das jetzt ihr letzter Atemzug war. Ich habe so fürchterlich geweint und gleichzeitig stand man unter Schock. Knapp 1 Stunde waren wir dann mit ihr noch alleine. Und bis heute kann ich es nicht glauben - der letzte Atemzug. Die Bilder sind täglich in meinem Kopf. Bilder der Vergangenheit und Bilder der letzten Tage und Wochen. Ich kann es bis heute nicht fassen.

Und dann kam die Organisation der Beerdigung. Man steht unter Schock und soll plötzlich Entscheidungen treffen und viel organisieren. Unglaublich. Aber meine Freunde waren für mich da, was ich über meine Familie nicht sagen kann. Aber dazu möchte ich später nochmal mehr schreiben.

Ich habe am 09.09.2003 meine nur 53-jährige Mutter verloren und nun mit 34 Jahren keine Eltern mehr. Ich habe sie sehr geliebt und werde sie immer lieben und wenn ich daran denke, dass sie jetzt in einem Sarg unter der Erde liegt, dann kann ich es immer noch nicht fassen. Der Umang mit dem Tod fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie ich es am besten verarbeiten soll.

Liebe Grüsse an EUCH
Petra


KREBS kann jeder bekommen und auch ohne Verschulden und es ist für mich die heimtückiste Krankheit überhaupt.

Meine Mutter hat den Kampf nach nur 7 Monaten verloren. Der Lungenfacharzt aus Braunschweig ist für mich untragbar, überhaupt sind manche Ärzte einfach zu unsensibel.

Und täglich frage ich mich "WARUM" - warum sie, warum so früh, warum stirbt ein Nichtraucher an Lungenkrebs und Rauchern passiert gar nichts ? warum so früh ? mit nur 53 ? sie war immer nur für mich und für andere da - sich selbst gegenüber sehr sparsam! WARUM ?????
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