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Alt 26.07.2011, 00:49
maryellen maryellen ist offline
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Standard AW: Mein lieber großer Bruder - 2,5 Monate Pancoast

Liebe Carla und liebe Sabine,
ich möchte mich auch für Eure mitfühlenden Worte ganz herzlich bedanken..

Ihr Lieben alle,
ihr sprecht mir einfach aus der Seele..

Alles zu begreifen, was passiert ist, was jetzt passiert und was man alles tun muss - deshalb und trotzdem - und was nie wieder sein wird.. Das ist alles viel zu viel!!
Zu viele Facetten, unmöglich, alles zu umfassen.. Die eigenen Gefühle, die unentwegt umherschwingen, Organisatorisches.. Und wenn die Organisation weg ist?? Der Verlust mit seiner ganzen Macht durchbricht..? Habe große Angst. Samstag war Wohnungsübergabe, das war der letzte offizielle Schritt... Alles "lief glatt", mein Mann und ich haben jetzt einiger seiner Möbel, Geschirr, Technik, die Pflanzen. Sein Türschild hab ich "zu den Unterlagen genommen".... Täglich streichel ich seinen Bauernschrank, den Vertiko, die Clivie (die gerad zum allererstenmal blüht, nachdem ich ihm den Ableger vor 12 Jahren gegeben habe. Wie ein lieber Gruß..)... Gestern habe ich seine Stereoanlage aufgebaut... Pffff... Ich habe ja schon immer den "alten Kram" von ihm bekommen..

Wache immernoch jeden Morgen auf und denke als Erstes "Ich muss doch zu Stephan ins Krankenhaus, oder zu ihm nach Hause.. Ihm was bringen und helfen und bei ihm sein.."...
Und dann gleich wieder diese Bilder.. Der tägliche Verfall, der Schmerz.. Und man konnte nichts tun...

Was mich immer wieder mehrfach täglich durchfährt ist dieses "Das darf, das KANN doch alles nicht wahr sein!!!!"
Denke oft, dass das Telefon doch noch klingelt und er anruft.. Oder, es klingelt an der Tür und da ist er, kommt auf ein Käffchen vorbei.
Und dann wieder diese Bilder... Die Realität. Und da stehen ja auch seine Sachen überall bei uns in der Wohnung.... Aber, um nichts in der Welt möchte ich die weggeben!

Und dann schwingt es wieder um.. Und ich kann die große Liebe spüren zwischen meinem Bruder und mir, die so deutlich geworden ist in dieser schlimmen Zeit..
Natürlich war er manchmal auch unerträglich und aggressiv, bin ja auch einiges gewohnt als kleine Schwester.. Er hat sich aber auch entschuldigt (das fiel ihm ja vorher manchmal nicht ganz so leicht) und was ich dann von ihm geschenkt bekam... So oft waren wir einfach nur still beieinander und haben uns gegenseitig die Hand halten.. Kann es gar nicht mit Worten beschreiben. Habe mich ihm nie zuvor so nah gefühlt. Unsere allergrößte Liebe und Nähe ist da deutlich geworden und hat sich verstärkt. Das ist ein gewaltiges Geschenk, das mir nichts und niemand so schnell nehmen kann.. Auch kein Sch....krebs, auch kein Tod!!

Ach, alles ist so überwältigend...
Ach, ach...

Einen lieben stillen Gruß an Euch,
und nochmals ganz viel Kraft in diesem Wahnsinn..
Marion
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