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Alt 18.07.2017, 18:35
Jedimeisterin Jedimeisterin ist offline
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Standard AW: Trauerverarbeitung - kein Stein mehr auf dem anderen

Zitat:
Zitat von Marlene2014 Beitrag anzeigen
Hallo,
nachdem ich eure Beiträge im anderen Thread gelesen habe dachte ich es sei sinnvoller, einen eigenen aufzumachen.
Wollte fragen, ob ihr neben all eurer Trauer um den geliebten Menschen auch Stress in der Familie erlebt habt? Ich persönlich habe seit ein paar Tagen Riesenkrach mit meiner Mutter, der Witwe, die mit ihrer Situation nicht klarkommt, was teilweise natürlich nachvollziehbar ist. Sie reagiert jenseits von allem, was man erwartet, überzogen und böse. Sie will mich und den Rest der Familie völlig vereinnahmen, herumkommandieren, über unsere Freizeit bestimmen. Wir tun bisher alle, was wir können, ein Dankeschön erwarten wir nicht, da uns das Kümmern selbstverständlich ist. Nur angegriffen werden wegen angeblicher Vernachlässigung wollen wir nicht und nun ist es seit ein paar Tagen soweit, dass wir nicht mehr miteinander reden. Auslöser war, dass wir darauf bestehen, wenigstens den Sonntag Vormittag für uns zu haben.
Nach mehrmaligen Treffen in dieser Woche, auch am Samstag, schien mir das nicht herzlos, Mutter aber dreht völlig durch deswegen. Sie starrt daheim die Wände an oder zappt sich durchs Fernsehprogramm. Sie hat weder Hobbys noch Freunde. Viele haben sich schon von ihr zurückgezogen. Der Ruhepol, der die Familie immer zusammenhielt, war Papa Keine Ahnung, wie es weitergehen kann. Mir und uns tut sie leid, und gleichzeitig....ihr wisst schon. Ich hab doch selber meine Trauer.

Verzweifelte Grüße
Marlene
Liebe Marlene,

dass kommt mir irgendwie bekannt vor. Mein Schwager ist letztes Jahr an Krebs gestorben. Und seit seiner Erkrankung bis zum Tod gab es von meinem Geschwisterteil nur noch Vorwürfe. Angefangen, man kümmere sich nicht genügend um den Krebserkrankten, um die eigene pflegebedürftige Mutter, ums eigene Geschwisterteil (was einem mehr oder weniger aus dem Weg geht und noch nicht mal erzählt das der Partner an Krebs erkrankt ist).
Nachdem ich kurz nach dem Tod mit meinem Geschwisterteil sprechen wollte,
meinte sie nur, sie wolle mich nicht sprechen. Und daraus dann der Vorwurf,
ich hätte sie nicht getröstet, trotz lieber und mitfühlender Worte.

Tja, und man zur Beerdigung wurde man auch nicht geladen. Hauptgrund, ich besuche meine Mutter im Pflegeheim nicht häufig genug. Und das ist einfach nur Blödsinn, was mein Geschwisterteil dort erzählt. Ich besuchte, soweit es mir möglich war, meinen Schwager im Krankenhaus oder zur Hause. Zur meiner Mutter ging es 1x die Woche ins Pflegeheim. Und das mal
so neben der Betreuung meines behinderten Kindes mit durchschnittlich 2 bis
3 Terminen nachmittags mit Therapien und Sport. Und ich arbeite Teilzeit
und habe außerdem Ehemann und noch einen großen Sohn. Mein Geschwisterteil kennt ja meine familären Gegebenheit. Hat es eigentlich immer so aktzeptiert wie es war. Und seit der Krebserkrankung eine ganz andere Wendung.

Bei allen Verständnis, dass man in großer Trauer ist, muss man nicht alles mit sich machen lassen. Seitdem ist übrigens Funkstille. Meine Mutter versuchte mit meinem Geschwisterteil zu reden, dass ich mich genügend um
sie kümmere und das ich genug um die Ohren habe. Antwort, es bleibt dabei, ich kümmere mich nicht genügend um meine Mutter. Und wie ich das hinkriege wäre mein Problem. Da kann man mal sehen, wie überzogen manche in Trauer reagieren und sich nicht davon abbringen lassen.

LG Jedimeisterin
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