Thema: EU-Rente
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Alt 25.11.2014, 00:20
Norma Norma ist offline
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Standard AW: EU-Rente

Nur mal so, Infos über den eigenen Rentenkampf (ja, für mich war es ein Kampf, für andere nicht) und über Erfahrungen anderer Krebskranke aus der Selbsthilfegruppe.

Krebspatienten mit Metastasen haben alle sofort und ohne Reha-Zwang die volle EM-Rente erhalten. Wer vorher eine Zeitrente hatte, erhielt die unbefristete volle Rente unverzüglich.
Eine Ablehnung habe ich nie erlebt.

Bei allen anderen kann ich sagen:
Diese 9 Jahre-Regelung besteht auf dem Papier; mir ist aber bei Krebskranken nicht ein einziger Fall bekannt, bei dem diese 9 Jahre strikt eingehalten wurden.

Die Allermeisten erhielten die volle EM-Rente beim 4. Verlängerungsantrag nach Zeitrenten; der Zeitrahmen lag dabei zwischen 6 und maximal 8 Jahren.

Wer nach einer onkologischen Reha von der Rentenversicherung in eine weitere Reha geschickt wird, findet sich sehr oft in einer Klinik für Psychosomatik wieder.
Solche Kliniken waren für die allermeisten Krebskranken in der Selbsthilfegruppe der reinste Psycho-Horror.
Wahrgenommen wurde die Tendenz, dass man an Krebskranken nicht interessiert war, sondern nur darauf bedacht, Patienten als voll erwerbsfähig zu entlassen.

Reha-Entlass-Berichte sind 6 Monate lang gültig. Nach dieser Zeit wird erfahrungsgemäß eine erneute gutachterliche Untersuchung stattfinden, wenn durch einen Widerspruch oder einen Termin beim Sozialgericht diese Zeit verstrichen ist.

Günstig wirkt sich aus, wenn es mehr als einen Arzt gibt, der den Rentenantrag befürwortet; wobei wenigstens ein Facharzt dabei sein sollte.
Bei mir waren es ein Onkologe und ein Arzt für Neurologie/Psychologie.

Rentenbewerber, die sich durch einen Sozialverband vertreten lassen, haben eine erhöhte Chance auf Bewilligung. Ebenso, wenn es sich um eine Klage beim Sozialgericht handelt.

Die Behauptung der Rentenversicherung, dass ein Schwerbehinderten-Ausweis keinen Einfluss auf eine Rentenbewilligung habe, hat sich in der Realität nicht bewahrheitet. Alle Mitglieder der Selbsthilfegruppe (und ich auch), haben die Erfahrung gemacht, dass die Wichtigkeit des SB-Ausweises immer noch gegeben ist; egal bei welchen Gutachtern, Reha-Kliniken oder Richtern der Sozialgerichte.

Zum Schluss noch ein Fakt, der sich im Laufe der Jahre erst herausgestellt hat: Der kleine feine Unterschied zwischen den Geschlechtern. Frauen haben erfahrungsgemäß etwas schlechtere Chancen als Herren. Das, so hat sich gezeigt, liegt offensichtlich an der statistisch niedrigeren Lebenserwartung der Herren.

Wobei ich persönlich das als ungehörig empfinde. Der Krebs unterscheidet schließlich auch nicht, in welchem Geschlecht er sich breit macht.

PS: Wer während oder durch die Krebserkrankung arbeitslos geworden ist und zum Zeitpunkt der Rentenantragstellung ALG I bezieht, erhält bei einer festgestellten "halben" Erwerbsminderung (erwerbsfähig für 3 bis 6 Stunden) und sogenanntem "verschlossenen Arbeitsmarkt" (heißt: Arbeitslosenquote zu hoch in der Region), bei Bewilligung automatisch die volle EM-Rente.
So eine Rente nennt sich im Volksmund "Arbeitsmarktrente".

Erheblich von Vorteil ist es, wenn man auch während des ALG-I-Bezuges krankgeschrieben ist oder bleibt. Man muss zwar beim Amt für Arbeit unterschreiben, dass man dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht, aber auch das ist nur geduldiger Papierdschungel. Fakt ist, dass man durch eine Krankschreibung in die sogenannte §125-Regelung fällt. Heißt; man kann bis zur Rentenentscheidung nicht vermittelt werden und wird auch nicht zu Gesprächen zwecks Eingliederung in den Arbeitsmarkt vorgeladen.

Wie man hier lesen kann: Der Rentenweg kann beschwerlich und mühevoll sein.
Deshalb noch einmal der Rat: Ein Sozialverband hilft, kostet nicht viel Beitrag (Zur Zeit zahle ich 6 Euro/Monat) und dort kennt man sich bestens aus.

PPS: Natürlich kann ich für die Aussagen im Beitrag keine Gewähr übernehmen; also nicht haftbar gemacht werden kann. ;-) Es sind reine Erfahrungswerte von anderen Krebskranken und mir selbst, über einen Zeitraum von 12 Jahren.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

Geändert von Norma (25.11.2014 um 00:42 Uhr) Grund: Ergänzung
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