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Alt 03.02.2005, 09:03
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Standard Nierenzellcarcinom - Nachlese

Liebes Forum, liebe Betroffene und Angehörige,

der März naht, damit mein Geburtstag und meine Gedanken wandern zurück.
Im vergangenen Jahr machte mir mein Lebensgefährte ein ganz besonderes Geschenk. Er schenkte mir.. sein Vertrauen.

Wir waren beide über 40 als wir uns fanden und schon noch dabei, uns zusammenzuraufen.

Er war ohne Geschwister aufgewachsen, nie in seinem Leben war eine Frau - außer seiner Mutter - an seiner Seite.

Er hat es mit Fassung getragen, versucht, das Beste aus seiner Situation zu machen. Hat gearbeitet, ist mit Freunden in Urlaub gefahren, hat gelegentlich versucht, seinen doch vorhandenen Kummer zu ersäufen. 1995 starb seine Mutter. Von da an lebte er mit seinem Vater, arbeitete, versorgte den Haushalt, es "ging alles seinen Gang".

Im Sommer 2001 lernten wir uns kennen und ich zog bald zu ihnen. Wie das so ist, wenn man nicht mehr ganz so jung ist, fällt es nicht unbedingt leicht, sich auf jemand anders einzustellen. Wenn man gar keine Erfahrung damit hat, ist es noch schwieriger.

Oft war ich kurz davor, wieder auszuziehen.

Und dann nahmen die Ereignisse ihren Lauf.
Ein riesiger Tumor (10x11x18cm) wurde entfernt.
Seitdem ist alles anders. Nicht sofort, aber langsam, allmählich, sicher.

Heute leben wir sehr vertraut miteinander. Heute morgen hatte ich zum ersten Mal die tiefe Gewissheit, dass diese Katastrophe... doch ein Geschenk war.

In Büchern, die Krankheiten im Zusammenhang mit der Seele betrachten, gibt es zu "Niere" Hinweise auf Partnerschaft, Grundeinstellung zu den Mitmenschen.

Mir erscheint er wie umgewandelt.
Er ist fröhlich, witzig, gutmütig, scheint mit sich und dem Leben zufrieden zu sein.
Wäre er schon immer so gewesen, wäre er sicher nicht mehr solo gewesen - aber darüber will ich mich nicht beklagen.

Seit Oktober arbeitet er wieder voll. Fährt, wenn es sich ergibt 16 km mit dem Rad zum Einkaufen, keilt Holz, ist körperlich belastbar, hat Freude am Leben.
Die LVA hat eine weitere Kur - bisher - abgelehnt. (Keine medizinischen Gründe).
Da war aber im CT vor der OP auch ein Hinweis auf eine Zyste in der anderen Niere.
Beim CT im Dezember hat man offenbar nicht geprüft, ob sich da was verändert hat. Im Befund stand nichts dazu.

Aus der Anschlußheilbehandlung hat er viele Anregungen mitgenommen, von denen er heute noch zehrt. Weil er selbst so etwas gern wiederholen möchte, werden wir auf jeden Fall versuchen, das durchzusetzen.


Wenn jemand erkrankt, gibt es viele verschiedene Wege, damit umzugehen. Die Entscheidungen - und die jeweiligen Gründe dafür - sind so individuell, wie die Menschen, die es betrifft. Und jeder hat ein Recht auf seinen eigenen Weg, wo immer er ihn auch hinführt.
Die, die an ihrer Seite stehen, können den Weg nur begleiten und müssen oft genug hilflos zusehen, dass Möglichkeiten nicht wahrgenommen werden. Oder auch, dass eben doch nicht alles machbar ist, was man sich wünschen würde.

Meinen Bericht habe ich geschrieben, um dem, was hier an Wissen und Erfahrungen versammelt ist, ein ganz kleines Pünktchen hinzuzufügen.

Ich möchte keinen neuen Disput über "richtig" oder "falsch".
Und ich bitte darum, das zu respektieren.

Mit herzlichen Grüßen
Maria R.
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