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Alt 07.11.2010, 21:40
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

... nun bin ich wieder zuhause, es waren so viele Menschen dort.
Für jeden Menschen der dort ist, wo Du jetzt bist, brannte eine Kerze - auch für Dich ... vielleicht brennt sie noch immer.
Es standen einige Tabletts bereit mit der Anzahl der Menschen, die in jedem der letzten 12 Monate verstorben sind.

Am Ende waren es 175 Kerzen ...

Da denkt man, wenn man in einem Hospiz arbeitet, dass Krankheit einem selbst so fern ist - ich habe sie kaum erkannt, die Frau aus der Verwaltung des Hospizes, die nun auch keine Haare mehr hat ...
Ja - da wird wieder klar: es kann wirklich jeden treffen.
Hoffentlich schafft sie es - das Lachen scheint ihr zumindest noch nicht vergangen zu sein.

Schon im Bus und erstrecht beim Betreten des Hospizes hatte ich n Kloß im Hals ... merke ich doch wie dünnhäutig ich noch immer bin. Die Umarmung unserer Lieblingsschwester, die dort wie für mich bereitgestellt war, löste diesen Kloß und schon liefen die Tränen. Naja ... sie weiß was alles ich auf meinen Schultern trage, für Dich, für Deine Kinder, für uns alle.

Toll und morgen ist diese Arbeitsmedizinische Gespräch - wo ich dann wahrscheinlich mit von heute verquollenen Augen sitze und um Fassung ringe, weil mir jetzt wieder alles so nah ist. Schei** drauf.

Der Pastor sprach von Hoffnung ... viel mehr habe ich nicht gehört, denn ich war in Gedanken ganz woanders - habe Dich gesucht und auch gefunden, in mir.

Heute hat ein fremder Mensch im Zusammenhang mit Deinem Sterben
zum letzten Mal Deinen Namen ausgesprochen ... vielleicht kann jetzt eine neue Zeit beginnen, nach der Zeit des Abschieds, die der Herbst und der Winter mit sich bringen kommt ja immer auch eine Zeit des neuen Erwachens und des Wachsens - die Zeit der Blüte, in der wieder alles schöner wird ...

Vielleicht.

Ich versuche weiterhin stark zu sein - ich habe es Dir versprochen.

Am 17. werde ich mich mit Deinen Kindern wieder treffen
und hoffe, Du bist an Deinem Geburtstag auch bei uns.

Zitat:
Es gibt die Erfahrung, dass mitten im Leben das Leben verlorengeht.
Wer je einem Menschen geliebt hat, weiß es.
Wer je so viel von sich selber weggegeben hat,
hinübergegeben in einen anderen Menschen, wie es einem Liebenden
geschieht, der weiß wie wenig von ihm selbst
übrig bleibt, wenn ihm der geliebte Mensch genommen wird.

Wer je einem Kind das Leben geschenkt hat, kann wissen, dass es sich nie ganz ablöst,
sondern immer - eine ganze Lebenszeit - ein Teil von ihm bleibt.
Wenn mein Kind stirbt bleibe ich nicht übrig - weil ich es war.
Es geht etwas von mir selber fort - unbekannt wohin.
Und nie wieder werde ich der sein der ich vorher war.
Es bricht etwas ab, auch von der Welt, in der ich lebe. Es
reißt etwas auf und wird sich nie wieder ganz schließen.
Und nie wird mich die Schönheit dieser Welt wieder so
unmittelbar berühren wie zuvor ....

aus: noch einmal sprechen von der Wärme des Lebens
- Jörg Zink -
Miss you ...
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (07.11.2010 um 21:48 Uhr)
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