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Alt 13.03.2019, 16:06
Jakelong Jakelong ist offline
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Standard AW: Rezidiv nach genau zwei Jahren

Hallo zusammen,
vielen Dank für eure ganzen aufmunternden Worte, sowas tut sehr gut zu lesen in dieser Zeit!
Ich antworte euch einzeln, wenn ich wieder zu Hause am Computer bin.
Die letzten Tage waren sehr aufregend. Am Montag war ich zur regulären Blutkontrolle im Krankenhaus und meine Werte waren nicht sehr berauschend. Wir sind schon ein paar Stunden eher ins Krankenhaus gefahren, weil meine Mutter Angst hatte, es mir so schlecht ging und der Arzt hat es genauso gesehen und mir ein Zimmer in der Klinik "gebucht".
Wenn ich das noch richtig zusammenbekomme war es der Hämoglobinwert von 5,4 im Schnelltest, mein schlechter Allgemeinzustand, ich bin oft nur vom Aufstehen kurz ohnmächtig geworden, und meine Erkältung, die den Arzt ins Grübeln brachten.
Da meine weißen Blutkörperchen von 77.000 am letzten Donnerstag nach Aufbauspritze auf nur noch 3.400 gefallen sind und ein weiterer Absturz wahrscheinlich war, bekam ich ein Einzelzimmer.

Ein paar Stunden danach kamen dann auch die Blutergebnisse aus dem Labor. Mein Hämoglobinwert lag bei nur noch 3,9, ich konnte auch wirklich gar nichts mehr machen - nicht aufstehen, nicht gehen, nicht sitzen. Gucken, zuhören und verstehen auch nicht. Alles war viel zu anstrengend, meine Mutter hat mich morgens schon mit einem Rollstuhl durch das Krankenhaus schieben müssen und ich konnte mich kaum darauf halten. Es war eine total merkwürdige Situation für mich, richtig in Worte fassen kann ich es nicht, so ein bisschen wie ein Film und ich war nur Zuschauer. Es wurde von Stunde zu Stunde schlimmer. Mein Herz hat immer schneller geschlagen, mein Ruhepuls war jenseits von Gut und Böse und bei 3 Schlägen pro Sekunde angelangt, und ab und zu hat es kurz aufgehört, um eine oder zwei Sekunden später mit einem richtigen Schlag weiterzupochen. Gefühlt hat dabei das ganze Bett gewackelt, mein Brustkorb hat richtig gebebt.
Der Arzt hat dann Bluttransfusionen geordert, nachdem er meine Blutgruppe festgestellt hat. Er hat dann zwei Beutel mit je 350ml Blut für meine Blutgruppe 0 negativ vorbeigebracht, um endlich den Hämoglobinwert aus dem lebensbedrohlichen Bereich wieder nach oben zu drücken.
Aber schon zum Abend hin fühlte ich mich fitter, mit einer so schnellen Verbesserung hätte ich echt nicht gerechnet. Wegen den weißen Blutkörperchen gab es noch die Aufbauspritze.

Die Sehstörung im rechten Auge resultiert aus Einblutungen, wenn ich das richtig verstehe in die Netzhaut oder einem anderen Bereich in der Mitte des Auges, die Augenärztin kam abends mit ihren Geräten aufs Zimmer und hat es festgestellt. Eventuell resorbiert sich das Blut an der Stelle wieder von selbst - vielleicht aber auch nicht, gestern waren weitere Untersuchungen und in zwei Wochen soll ich nochmal in der Sprechstunde vorbeikommen.

Am Dienstagmorgen bin ich ziemlich fit in den Tag gestartet, der Laborwert mittags für Hämoglobin sollte später 7.0 zeigen, soviel hatte ich seit Wochen schon nicht mehr.
Das große Problem war aber stark auftretendes Nasenbluten, welches ich nicht in den Griff bekam. Der Blutplättchenwert war bei 9.000 angelangt, also gab es nochmal zwei Transfusionen mit Blutplättchen. Die Beutel waren richtig rosa. Kurz danach wurde es besser und ich konnte etwas Salbe auftragen.
Weil die weißen Blutkörperchen auf 2.200 gefallen sind gab es auch gestern die Aufbauspritze.
Gegen die Herzrhythmusstörungen, die mir sehr viel Sorge bereitet haben, gab es dann mittags eine Kalium-Infusion, die gefühlt sechs Stunden gebraucht hat, um durchzulaufen. Anscheinend darf es nicht schneller in die Vene verabreicht werden. Nach der Infusion verschwanden die Herzaussetzer aber bis heute - zum Glück!

Heute Mittag lag der Blutwert der weißen Blutkörperchen bei nur noch 1.300, dreimal hintereinander darf die Spritze aber wohl nicht gegeben werden. Die Blutplättchen lagen bei 38.000, ich hab aber Sorge vor morgen, weil die Plättchengabe von gestern dann komplett von meinem Körper verbraucht sein dürfte. Der Hämoglobinwert ist auf 6,4 gefallen.

Morgen ist Tag 15 des dritten Zyklus und die Gabe Bleomycin wäre fällig. Morgen kann ich euch sagen, ob die wirklich stattfindet oder ob irgendein Wert dagegen spricht. Ich glaube, ich werde noch etwas länger im Krankenhaus verweilen....
Aktuelle Werte:
Leukos: 1.3
Erythrozyten: 2.2
Hämoglobin: 6.4
Thrombozyten: 38.000

Dass die PEB-Chemo so gut ist beruhigt mich ein bisschen vor dem Abschlussgespräch im Mai. Ich freue mich aber, dass ihr euch so an meinem Schicksal beteiligt, es tut einfach gut, mein Erlebtes aufzuschreiben.

Die Sache mit dem MRT-Abdomen klingt gut und ich werde es ansprechen, jetzt wieder Jahre an CT-Strahlenbelastung ausgesetzt zu sein, obwohl es vermeidlich wäre muss ich nicht auch noch haben, Danke dafür!

Gruß vom Handy

Geändert von Jakelong (25.08.2021 um 22:56 Uhr) Grund: Auszüge aus Tagebuch ergänzt
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