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Alt 19.10.2002, 00:15
Gast
 
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Standard Dokumentarfilm über das Tabu Sterben

Wir lieben die Menschen,
die frisch heraussagen,
was sie denken - falls
sie das Gleiche denken
wie wir.

(Mark Twain)

Beim Lesen der Beiträge in diesem Forum, aber auch in anderen Foren, ist bei mir der Eindruck entstanden, dass solange alles in Ordnung ist, solange die Teilnehmer in ihren Beiträgen die gleiche oder zumindest eine ähnliche Meinung vertreten. Wenn dann mal jemand daherkommt und eine andere Sicht der Dinge hat, scheint von einigen nicht einmal der Versuch unternommen zu werden, denjenigen und seine Ansichten zu verstehen. Und gerade in diesem Forum ist mir dies besonders aufgefallen.

Hans hat es meiner Meinung nach sehr treffend formuliert:
"Ich weiß auch nicht ob es gut war, diese Seite zu besuchen, da offensichtlich niemandem an einem konstruktiven Dialog liegt. Ich dachte, hier könnten beide Seiten voneinander lernen? Wenn wir es noch nicht mal in einem anonymen Forum schaffen, offen unsere Gedanken auszutauschen, warum soll es dann im realen Leben anders sein? Jeder zieht sich somit in seine Ecke zurück und alles bleibt wie es immer war."

Man besucht als Nicht-Betroffener diese Seite, weil man sich davon verspricht, betroffene Bekannte/ Angehörige (wie bei mir, falls es für jemanden von Interesse ist) besser verstehen zu können. Man teilt seine Meinung mit, um zu erfahren, wieso betroffene Personen auf das, was man tut, was man sagt, irgendwie immer negativ reagieren. Man hat den Eindruck, der ganzen Sache hilflos gegenüber zu stehen. Man kann sich nicht in den Betroffenen hineinversetzen. Man kann als Nicht-Betroffener auch nicht wissen, was in dem Betroffenen vorgeht, wie er sich fühlt. Man steht dieser Sache einfach hilflos, auch unwissend gegenüber. Hinzu kommen auch noch die verschiedenen Mentalitäten der Menschen. Das alles macht es für uns Nicht-Betroffene wirklich schwierig.

Und wenn dann einige von den Nicht-Betroffenen den Weg gehen, sich darüber mit Hilfe dieses Forums zu informieren, wird ihnen von einigen - nicht von allen - auch noch Unwissenheit, Unverständis, etc. vorgeworfen. Insbesondere ist mir dies bei zwei Teilnehmern aufgefallen: bei ks-schnecke und bei Li - bei ersterer allerdings in einem sehr starken Maß. Ich frage mich, ob das wirklich förderlich ist. Auf der einen Seite wird das Verhalten der Freunde und Bekannten, die sich von einem abkehren, kritisiert, und auf der anderen Seite gibt es derartig heftige Kommentare und auch Vorwürfe gegenüber Nicht-Betroffenen, die versuchen, sich mit dem ganzen Thema auseinanderzusetzen. Das ist doch kontraproduktiv.

Ja, ks-schnecke, ich denke, der Beitrag von Insomnia zum Thema Verständnis ist nicht verkehrt. Jedenfalls kann einem dieser Eindruck entstehen, wenn man eure Diskussion verfolgt. Sicherlich wird jetzt von dir, falls du dich hierzu äußerst, etwas kommen wie: 'DU kannst das alles nicht nachvollziehen, denn DU bist nicht betroffen...ich, als Betroffene, erwarte von meinen Freunden, daß sie mir zuhören, wenn ich reden will...aber sie blocken ab...'
Weißt du eigentlich, was Freundschaft wirklich bedeutet?

Ich finde es wirklich traurig, daß Nicht-Betroffene, wie Petermännchen, zu einer Schlussfolgerung wie dieser hier kommen: "ich befürchte, unser beider Beiträge werden nicht weiter gewürdigt werden, da wir eine hier anscheinend sehr wichtige Grundvoraussetzung nicht erfüllen, wir sind weder Betroffene noch Angehörige und damit spricht man uns (zumindest teilweise) die Fähigkeit ab, sich ernsthaft mit dem Thema auseinanderzusetzen." (Auch Hans stimmte dem zu). Aber auch Angehörige scheinen da kaum erfolgreicher zu sein, so z.B. Insomnia, sofern sie nicht allem, was mancher Betroffener hier zum Besten gibt, bedingungslos zustimmen bzw. gegenwehrlos akzeptieren.

Ich denke, die Tatsache, daß sich Nicht-Betroffene hier im Forum einfinden und sogar Beiträge verfassen, spricht doch schon dafür, daß sie wenigstens versuchen, sich in Betroffene hineinzuversetzen, sie und ihr Handeln und Verhalten verstehen zu wollen. Das stellt doch schon ein Schritt der Annährung dar. Er beschäftigt sich mit dem Thema, er versucht zumindest, zu verstehen. Und das Echo, was er auf diesen Versuch zu hören bekommt, besteht im schlimmsten Fall aus Vorwürfen, aber auch aus Nichtbeachtung bzw. inhaltsleeren Antworten. Es wird sich in den meisten Fällen nicht wirklich mit ihm, seinen Fragen und Hoffnungen auseinadergesetzt. Das alles macht mich als Nicht-Betroffenen, der mit der Hoffnung hierher gekommen ist, mehr zu erfahren, wirklich nachdenklich. War es wirklich gut und förderlich für mich, daß ich hierher gekommen bin? Was hat es gebracht?! Zu einem kostruktiven Dialog, der auch mich bzw. uns Nicht-Betroffene voranbringt, ist es ja nicht gekommen. Leider...

Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende.
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