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Alt 26.01.2020, 18:45
Tonwerk Tonwerk ist offline
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Standard AW: Mutter hatte Leberkrebs Gemisch HCC und CCC

Liebe Aems!

Es tut mir sehr, sehr leid für dich, dass alles so schnell ging und du dich vom Krankenhaus überhaupt nicht unterstützt gefühlt hast. Einen geliebten Menschen zu verlieren ist einer der schlimmsten und schwersten Erfahrungen, die das Leben für uns bereit hält.

Ich würde dir gerne zumindest den Schmerz nehmen, dass vielleicht nicht alles notwendige getan wurde. Mein Vater ist vor einigen Monaten ebenfalls an Leberkrebs gestorben, er hatte die Diagnose 4 Monate davor bekommen. Und es war so ähnlich wie bei deiner Mutter: Chemo war nicht mehr möglich, OP nicht mehr möglich. Mein Vater ist dann auf eigenen Wunsch in ein Pflegeheim gezogen, wo er insgesamt noch mal eine gute Zeit hatte.

Nur die letzten 3 Wochen hat er furchtbar abgebaut und dann noch 2 Wochen gebraucht, bis er endlich loslassen und gehen konnte. Wir hatten ganz am Ende ein Palliativteam da, das war wirklich sehr unterstützend für uns alle - aber auch die konnten nichtsma chen, als Schmerzmittel zu verabreichen. Mein Papa ist ganz friedlich gegangen und ich konnte bei ihm sein. Ich weiß, dass alles getan wurde, was medizinisch möglich war. Aber es ist dann eben nicht mehr viel möglich: die Übelkeit, das Erbrechen, der aufgedunsene Bauch mit dem vielen Wasser, der Kräfteverfall, dagegen gibt es keine wirkliche Hilfe in diesem letzten Stadium und man fühlt sich hilflos.

Aber bitte denk dran, dass du für deine Mutter das allerwichtigste getan hast, du hast ihr zur Seite gestanden und sie unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich, auch wenn dir es so vorkommt. Und es gibt etwas, was mich immer sehr getröstet hat und was ich in den letzten 2 Wochen auch immer zu meinem Vater gesagt habe: Wenn du loslässt und gehst, dann bleibt nur der schmerzende, schwache Körper zurück. Die Seele aber ist frei und kann in die Freiheit fliegen.

Ich drücke dich ganz fest und wünsche dir viel Kraft und auch wieder Zeit, an all die schönen Momente zu denken, die du zusammen mit deiner Mama verbringen durftest.

Ingrid
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