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Alt 17.08.2011, 00:01
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KHK KHK ist offline
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Standard AW: Glioblastom Grad 4 überlebt?

Hallo,

Da ich in der Nähe von Paris lebe, habe ich David Servan Schreiber bei einer Messe die letzte Ehre erwiesen und auch mit einem seiner Brüder und einem Cousin länger gesprochen. Hab ja auch ein sekundäres Glioblastom wie er und bin auch wie er an der Uniklinik Köln behandelt worden. Sein Ende muß schon sehr traurig anzusehen gewesen sein nachdem was sein Bruder, mit dem ich gesprochen habe, unter Tränen während der Messe berichtet hat. Mir sind dabei auch die Tränen gekommen und das nicht nur weil mein Ende ähnlich sein könnte. Er hat fast 20 Jahre mit einem Hirntumor gelebt, ein Glioblstom war es aber meines Wissens nach erst zum Schluß. Meines Erachtens hat sein zu stressreiches Leben eine große Rolle bei dem Auftreten des ersten Rezidivs im Jahr 2010 gespielt. Danach ist er sicher depressiv geworden und hat sich gefragt, ob das, was er in seinen Büchern und Vorträgen gepredigt hat wohl richtig war. Ich denke, daß psychologische Aspekte bei ihm und bei mir eine große Rolle gespielt haben. Mit ist ca. 1 Jahr nach der ersten OP (Jod-Seeds) eine nicht gut aussehnde neue Spitze des Tumors aufgefallen, die mir gar nicht gefiel. Sie hat sich aber über 4 1/2 Jahre ruhig verhalten und scheint dann nach einer sehr großen emotionellen Entäuschung und gleichzeitigem Ellenbogenbruch im Winter wohl wieder losgelegt.

Mir geht es im Moment viel besser, als ich das je vor der Rezidiv OP für möglich gehalten habe. Klar, geheilt bin ich nicht und ich habe ja auch oft genug gesehen, wie schnell es manchmal gehen kann...

Auch wenn jetzt manche den Kopf schütteln werden, ich brauchte eigentlich meinen Tumor um aus der jahrelangen Lethargie meines privaten und professionellen Lebens aufzuwachen und auch das Rezidiv. Als mein Tumor 2004 entdeckt wurde, hatte ich den ja schon mindestens 35 Jahre im Kopf. Nur hat niemand vermutet, daß ich mit 12, 13 Jahren schon einen Tumor im Kopf hatte, der damals schon leichte Behinderungen verursachte. Zur Zeit des Rezidivs 2009 war die OP Technologie endlich soweit fortgeschritten, daß man mir den Tumor "komplett" hat entfernen können. Einige Monate später fing es mit fast 50 an, daß ich langsam aber sicher immer mehr Bewegungen machen konnte, die ich schon im Alter von 12, 13 nicht mehr machen konnte. Auch wenn es noch nicht perfekt ist, wird es immer noch langsam besser und das finde ich toll. Seit 5 Monaten nehme ich außer dem Tagamet keine Medikamente mehr, nur noch grünen Tee und Curcuma. Ich hätte nie gedacht, daß ich noch mal ohne Antiepileptika leben würde. Insofern war das Rezidiv, auch wenn es für mich zuerst ein Schock war, letztendlich eine große Chance. Weil ohne hätte man gesagt, daß mein Zustand trotz der hohen Antiepileptikadosis stabil wäre und ich hätte immer noch den Tumor in voller Größe im Kopf... Jetzt hoffe ich natürlich, daß es möglichst lange noch so bleibt, auch wenn das Sterben wie das Geborenwerden zum Leben gehört. In der Zwischenzeit versuche ich so gut es geht, vom Leben zu profitieren und ich habe schon so viele schöne Sachen gemacht, die ich ohne Tumor höchst wahrscheinlich nicht gemacht hätte...

@Ruepel:

Es gibt auch noch andere Therapiemöglichkeiten wie Chloroquin, Thalidomid (von Prof/Vogel genutzt), Tagamet, Canabis außer den Standardtherapien Temodal und Avastin. Es git da oft ein paar Studien aber ohne Zulassung für Tumorbehandlungen und das nicht umbedingt nur wegen Unwirksamkeit sondern oft auch weil sich mit den Sustanzen kein Geld verdienen läßt mit denen die Pharmakonzerne die hohen Kosten für Zulassungsstudien wieder einspielen können. Bei dem, war ihr zu verlieren habt, versucht"s halt einfach...

Sonnige Grüße aus Marseille, wo ich gerade bin,

Kai-Hoger
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