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Alt 07.02.2013, 22:18
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Mirilena Mirilena ist offline
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Registriert seit: 11.05.2011
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Standard AW: Habe Angst vor dem was kommt

Liebe Stefanie,

zu deiner Frage: die letzten Tage meines Vaters waren voll von Besuch. Mein Vater wollte gern noch einmal all diejenigen Menschen sehen, die ihn in seinem Leben begleitet haben. Dazu gehörten natürlich Bruder und Schwägerin, der Bruder meiner Ma und meine Tante, ehemalige Arbeitskollegen meines Papas, sein Patenkind, meine Freundin (deren Eltern auch die besten Freunde meiner Eltern sind), Nachbarn... Obwohl auch mein Vater sehr viel schlief, kaum mehr sprechen konnte und der Besuch sicherlich anstrengend für ihn war, haben wir ihn in seinen Wünschen unterstützt. Uns war bewusst, dass es wichtig für meinen Vater war und so haben wir all diejenigen benachrichtigt, die er zu sehen wünschte. Wir haben sie auf den Besuch vorbereitet, denn viele hatten ihn längere Zeit nicht gesehen und es ist dann ein Schock, wenn man einem so schwer kranken Menschen gegenüber tritt. Aber irgendwie haben alle instinktiv gut reagiert, haben sich dicht an das Bett gesetzt. Wenn die Worte fehlten, haben sie die Hand meines Papas gehalten. Und sie alle haben ihn an schöne gemeinsame Zeiten und Erlebnisse erinnert. Haben ihm erzählt, was sie für ihn empfinden und wie wichtig er ihnen ist. Und er hat dann flüstern geantwortet und jedem etwas zum Abschied mit auf den Weg gegeben... Ich war so gerührt davon, dass ich immer schnell wegschauen musste, um nicht in Tränen auszubrechen. Und so traurig diese vielen Abschiede waren, so hatte es auch etwas unglaublich Schönes. Wir haben auch zusammen gelacht, mein Vater gelächelt. Ich werde diese Besuche nie vergessen und die Besucher sicherlich auch nicht.

Ich kann verstehen, dass deine Tochter Alex noch besuchen möchte. Ich finde es unglaublich schön, dass sie so an ihrer Freundin festhält und sich nicht fürchtet. Das ist absolut nicht selbstverständlich und ich denke, dass es Alex gut täte, wenn ihre Freundin an ihrem Bett säße. Ich wünsche euch, dass das klappt!

Und ich kann dich so, so gut verstehen! Man weiß, dass das Unabänderliche eintreten wird und hat solche Angst vor diesem Moment... Ihr seid sehr tapfer und ihr seid eine ganz tolle Familie, liebe Stefanie, und richtig gute Freunde!

Liebe Grüße
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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