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Alt 21.11.2005, 13:56
Eljot Eljot ist offline
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Standard für Marius

Ich vermute, weil es um Deinen OPA geht, dass Du evtl. noch sehr jung bist und ich finde Dich sehr einfühlsam und mutig, wie Du mit dem Thema umgehst.
Deshalb möchte ich Dir ein bisschen erzählen, wie ich den Begriff "noch eine schöne Zeit machen" interpretiere - und zwar aus eigener Erfahrung:

Vor einem Jahr (Anfang Sept. 2004) habe ICH das, was man Deinem OPA gesagt hat in Bezug auf meine Mutter gesagt bekommen (Das war ein Blitz aus heiterem Himmel - sie hatte nur ein bisschen Magenschmerzen) - ich war mit meiner Mutter bei der Magenspiegelung und der Arzt hat MIR anschließend gesagt - wir sollen uns noch eine schöne Zeit machen, da Mutter nur noch so ca. 3 Monate zu leben hätte.

In dieser Situation ist man für Tage oder Wochen in einem völligen Ausnahmezustand - ABER ich/wir also die ganz Familie incl. ihre Enkelkinder haben einfach spontan das getan, was für MICH (rückblickend) heisst::: "noch eine schöne Zeit" machen.
Wir haben das Wort "Krebs" ganz deutlich ausgesprochen und meine Mutter hat auch ausgesprochen, dass wir sie nicht mehr lange haben werden. Ich habe sie jeden Tag besucht und wir (alle zusammen) haben jedes Wochenende gemeinsam verbracht. Erst noch draussen im Garten den sonnigen Herbst genießen, meine Mutter hat für die Sonntage ihre Lieblingskuchen gebacken - wir waren zu ihrem Geburtstag im November noch alle beisammen - ich hab mir ihr noch Christstollen gebacken und wir durften Weihnachten zusammen feiern - auch Silvester und Neujahr - wir alle wussten, dass unsere gemeinsame Zeit sehr begrenzt ist! Wir haben Ihr das Essen gemixt und nett garniert, sie konnte bald nichts mehr essen und musste auch Babygläschen wieder erbrechen. ABER wir waren zusammen... !
Als die Weihnachtsfeiertage und Neujahr vorbei waren, verließ sie die Kraft und sie konnte nicht mehr aus dem Bett. Meine Mutter wollte nicht in ein Krankenhaus und ich bin sehr, sehr glücklich darüber, dass ihr das erspart blieb. Wir haben ihr Ende Januar einen Nachtstuhl besorgt - wir waren bei Ihr und sie konnte zuhause sein!
Es ist dann alles so abgelaufen, wie ich es erhofft hatte. Ich konnte meine Mutter noch mit zu mir nachhause nehmen um sie rund um die Uhr pflegen zu können - ich hatte mir spontan Urlaub genommen. Wir haben ihr noch ein Sauerstoffgerät besorgt - und sie war nicht allein in einem Krankenzimmer - sie war bei uns und wir konnten bei Ihr sein! Es blieben uns nur noch 2 Tage. Meine Mutter ist dann an einem Samstag, an dem sich immer die Familie versammelt hat - daheim ganz ruhig gestorben. Die Enkel konnten ihre Oma noch sehen und konnten miterleben, dass man auch ohne Intensivstation und ohne Schläuche und Monitore sterben kann.
Das ist jetzt 9 Monate her und sie fehlt uns allen sehr.

Zusammenfassend finde ich den Ausdruck "gute Zeit" treffender.
Diese "gute Zeit" wird für jeden Menschen, für jede Familie anders aussehen. Die wichtigsten Voraussetzungen, dass sie es werden kann sind
Vertrauen, Aufrichtigkeit und Zuneigung/Liebe.
Dir Marius wünsche ich von Herzen alles Gute!
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