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Alt 21.11.2003, 13:04
Gast
 
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Standard An meine liebe Mama

Meine liebe Mama,

heute ist wieder Freitag. Der Tag an dem Du uns verlassen hast. Ich kann nicht aufhören die Wochen zu zählen. Wie lange wird es mich noch quälen. Es ist wie ein Zwang. Ich will und kann es einfach nicht vergessen. In letzter Zeit kommen zwar immer wieder mal Bilder aus schönen Tagen in meine Gedanken, aber die schlimme Zeit ist immer noch so eingebrannt in meinem Kopf, sie lässt sich nicht verdrängen. Die letzte Zeit habe ich gut hinter mich gebracht. Heute ist es umso schlimmer. Vorhin stand ich an Deinem Grab und konnte es nicht fassen das Du jetzt da unten liegtst. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob es mit der Zeit immer schlimmer wird. Ich dachte die Zeit heilt alle Wunden, aber da habe ich mich wieder einmal geirrt.
Ich hasse es so traurig zu sein. Ich möchte endlich mal wieder ein Lächeln auf mein Gesicht kriegen, wenn ich an Dich denken muss. Du willst bestimmt nicht das wir alle so traurig sind und leiden. Ich wünschte es wäre alles einfacher. Ich wünschte Du wärst wieder bei uns. Manchmal frage ich mich auch, wie ich das alles so überstehe, wie ich alles so gut hinkriege. Früher hatte ich eine ganz falsche Vorstellung von dem was uns erwarten würde. Ich dachte es wird schlimmer. Es ist zwar schon schlimm, aber irgendwo ist diese Fassungslosigkeit noch immer da. Sie hält einen davon ab durchzudrehen und auf dumme Gedanken zu kommen.
Ich hätte niemals gedacht, das ich ein Leben ohne Dich hinkriege. Ich habe mich immer davor gefürchtet. Und seit über 2 Monaten sind wir nun ohne Dich. Wie schnell die Zeit vergeht. Mir kommt es so vor, als ob es gestern gewesen ist. Die Zeit rast, doch alles in meinem Kopf scheint stillzustehen. Ich hänge mit meinen Gedanken immer noch im Krankenhaus fest. Kann mich nicht davon lösen und will es irgendwie auch nicht. Ich habe Angst davor zu vergessen. Habe Angst davor Dein Gesicht zu vergessen...
Ich hoffe immer noch auf ein neues Zeichen von Dir. Es ist doch schon so lange her. Meine Kräfte lassen langsam nach. Ich brauche wieder einen Strohhalm. Bitte schick mir einen.
Ich vermisse Dich doch so schrecklich
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