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Alt 07.07.2010, 15:31
gottfried gottfried ist offline
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Registriert seit: 23.06.2010
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Lieber Manfred, liebe Dolores,
oh wie danke ich euch für eure Worte. Es tut gut mit Menschen,die das verstehen kommunizieren zukönnen!
Die Ärzte haben gestern meinen Vater aufgegeben. Es sei sinnlos haben sie zu meiner Mutter gesagt. Lebensverlängernde Maßnahmen würden seine Qualen nur verlängern.
Er liegt seit gestern nachmittag in einem Einzelzimmer und die Krankensalbung durch einen Priester war sehr beeindruckend für mich. Ich habe so etwas noch nie erlebt.
Irgendwie in Schock sind wir alle heimgefahren und meine Frau meinte dann nachmittags, jetzt liegt unser Vater völlig alleine und aufgegeben und hilflos in seinem Zimmer! Das dürfte sich auch mein Bruder gedacht haben, der meine Mutter nachmittags zu meinem Vater brachte, wo sie auch im Bett neben ihm liegen konnte. Gleich am heutigen morgen waren wir ihr zur Seite und jetzt nachmittags müsste meine Bruder und seine Familie anwesend sein.
Wir werden dann am späten Nachmittag wieder hineinfahren.
Mein Vater wird alle paar Stunden von wirklichen netten Pflegerinnen umgebettet bzw. gewaschen und gesalbt. Man geht sehr würdevoll mit ihm um und kündigt ihm diese Maßnahmen auch verbal sehr nett an.
Mir bleibt nur anwesend zu sein und ihn anzublicken und ich kann noch immer nicht fassen, das ich mit ihm vor drei Tagen noch ganz vernünftig sprechen konnte.
Wielange braucht eigentlich dieser Gallenblasenkrebs von der Entstehung bis zum Ausbruch der Gelbsucht? Das konnte ich noch nirgends herausfinden.

Jetzt melden sich meine Freunde und spenden mir tröstende Worte, fragen, ob sie mich besuchen sollen - das tut derzeit meiner geschundenen Psyche wohl. Ich habe leider noch nie so einen persönlichen Verlust durch Tod miterleben müssen. Viele meiner Bekannten schon und die wissen natürlich auch was ich momentan durchmache.
Heute habe ich meinen Vater am Arm gedrückt und er hat mich angeschaut bzw. durch mich durchgeschaut - nimmt er mich jetzt noch wahr? Hört er mich wenn ich etwas zu ihm sage oder ist er schon soweit entfernt, dass es sich hir nur mehr um Reflexe handelt?
Irgendwie schon komisch, dieser Mensch wird nicht mehr versorgt mit Essen und Trinken, liegt einfach in seinem Bett, atmet schwer, stöhnt manchmal und laut den Ärzten weden jetzt nach und nach die Organe versagen.
Unsere Familie hat derzeit die ärgsten Träume in denen wir Kontakt mit ihm haben aber beim Erwachen die bittere Kenntnis von der derzeit schlimmen Situation wieder wahrnehmen.
Ich weiss, die Zeit heilt, aber mich interessiert momentan überhaupt nichts. Ich habe auch alle meine Verpflichtungen abgesagt und frage mich, wie ich nächste Woche den Arbeitsstreß in meinem Beruf wieder meistern werde können?
Ich danke Euch von ganzem Herzen für Euer Verständnis und Eure Anteilnahme!
Liebe Grüße - Gottfried.

Geändert von gottfried (07.07.2010 um 15:33 Uhr)
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