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Alt 13.05.2020, 20:08
Miss Elsy Miss Elsy ist offline
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Standard AW: Mann HCC - Nachweis Metastasen?

Hallo Lotol,

danke für Deine ausführliche Antwort und die Zeit, die Du Dir genommen hast.

Ich muss jetzt erst einmal meine Antworten ordnen, so wie Du es auch gemacht hat.

Es ist richtig, dass ich

- mein Mann ist inzwischen ca. 70 Jahre alt
- mein Vater ist über 85 Jahre alt
- ich bin 57 Jahre jung.

Das Alter meines Mannes ist heutzutage ist heute noch gar nicht als so alt zu sehen.
Mein Vater ist über 85 Jahre alt, aber sonst top-fit.

Ich weiß, dass ich nicht zusammenklappen darf, aber da bin ich zum einen aufgrund meines Studium Sozialpädagogik/Psychologie generell gut gewappnet, wenngleich ich natürlich nicht durchgehend nur funktioniere.

Ich nehme mir, sofern dies möglich ist, auch meine Auszeiten - Garten, Katzen und Lesen/Kochen. Das klappt mal besser, mal schlechter, auch ist die aktuelle Tagesverfassung auch nicht zu unterschätzen. Generell bin ich aber der Meinung, dass es immer sinnvoll ist, kurz auszuruhen, wenn man merkt, jetzt ist aber genug, und dann wieder neu zu starten. Das ist natürlich auch von der Persönlichkeit und Verfassung abhängig. Hier würde ich keine allgemeinen Statements abgeben, wie jeder sich zu verhalten hat.

Aus diesem Grunde, bin ich realistisch, dass ich immer nach mir schauen muss, damit ich überhaupt das Ganze handhaben kann. Aber glaube mir, die meisten sind sehr viel stärker, als man glaubt, und sich selbst bemitleiden oder gar den Kopf in den Sand zu stecken bringt weder einem selbst noch den betroffenen Angehörigen etwas.

BTW wie hätten unsere Vorfahren - Eltern, Großeltern - eigentlich so viel bewältigen können, wenn die nur nach sich geschaut hätten. Das Wichtige ist, sich selbst nicht zu verlieren bzw. aufzugeben, aber auch für die anderen da zu sein - ich weiß, das ist heute nicht mehr up-to-date, eigentlich bescheuert, wenn man sich so verhält, aber es gibt - Gott sei Dank - für einzelne Personen noch ethische und moralische Grundsätze, so wie ich mich um meinen Vater kümmere, da er mir wichtig ist und mein Vater ist.

Der Glaube hilft da noch zusätzlich - hat nicht jeder.


Im weitesten Sinn kann sie aber auch bedeuten, daß man sich "selbst rettet", indem man keine rein medizinischen Prioritäten setzt.
Z.B., um ein Zusammenklappen verhindern zu können, weil man als "Stütze" ja i.d.R. auch nur begrenzte Kapazität haben kann.
Denn nur sehr wenige Menschen sind nahezu unendlich hoch belastbar.
(Wobei auch das nur scheinbar so ist und zweifellos von gewissen persönlichen Voraussetzungen abhängt.)


Ich freue mich, dass sich mein Mann Gedanken macht, wie ich in Zukunft abgesichert bin, denn das ist für mich ein Teil der Verantwortung, die man durch sein Versprechen / Heirat, übernimmt. Es sollte vielleicht nicht so ausgeprägt sein, wie bei meinem Mann, aber es ist ein Zeichen der Fürsorge/Liebe für mich, das kann er vielleicht nicht so gut anders ausdrücken.
Ich kann sehr gut organisieren, aber es freut mich auch - zugleich erschreckt es mich -, dass er sich auch darüber hinaus um meine Belange kümmert - das haben wir uns versprochen. Ich komme aus einem begüterten Elternhaus, er müsste es nicht, aber er hat durch die Heirat und das Versprechen Verantwortung übernommen, die er auch für wichtig hält.
Selbst unsere beiden Katzen sind abgesichert, wenn uns beide etwas passieren sollte. Strange, aber für mich wichtig. Wenn wir verunglücken, dann sollen unsere Katzen nicht darunter leiden, daher ist ein großes "finanzielles Legat" für die beiden vorhanden.

Mein Vater hat mir erst gerade per Telefon gesagt, dass es toll sei, wie ich mich kümmere. Die Termine der Strahlentherapie sind jetzt über eine Woche vorverlegt worden, das ist doch super. Ich bin der Klinik auch gehörig auf die Nerven gegangen, um ehrlich zu sein. Der Chefarzt rief mich gerade an und meinte, dass so ein Einsatz nicht oft von Kindern zu sehen ist. Ist mir das wichtig? Das Lob nicht, aber das Ergebnis.

Ich bin realistisch und weiß, dass ich alles ermögliche, was geht. Das ist wichtig für mich und die Familie. Jeder hat seine Stärken und ich bin eben der organisatorisch veranlagte Mensch und nehme das in die Hand. Mein Bruder übernimmt den emotionalen Part, das kann er besser, hat auch mehr Zeit.

Jeder muss für sich definieren, wie und was er tun kann, aber auch offen über mögliche Überlastungen sprechen. Wenn ich mal jammere oder ein tiefes Loch habe, heißt das nicht, dass das jetzt der Burn-out ist, sondern das ist eine aktuelle Bestandsaufnahme. Gott sei Dank können sich viele Menschen wieder aufraffen.


Dein Zitat: "Und konzentrier Dich ausnahmslos nur auf das, was für Dich und für Dein weiteres glückliches Leben wirklich wichtig ist." ist für mich unangemessen egoistisch. Egoismus, sich selbst zu schützen, ist enorm wichtig, aber mein weiteres glückliches Leben hängt auch mit meiner Familie zusammen.

Ich bin der letzte Mensch, der nicht anerkennen kann, wenn nichts mehr geht. Meine Schwiegermutter habe ich "gehen lassen", ich war x-mal bei ihr, als sie im Koma lag, und habe ich gesagt, dass es ok sei, zu gehen, loszulassen.

Es gibt keine Patentrezepte, daher denke ich, dass Deine Einschätzung auf Deinen Erfahrungen/Ansichten beruhen, die nicht für alle Gültigkeit haben.

Beste Grüße & schönen Abend!
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