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Alt 05.05.2005, 15:53
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Rudolf Rudolf ist offline
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Standard Wann am besten mit Mistel...

Hallo Anke,
wahrscheinlich bin ich derjenige hier um Forum, der die meiste Erfahrung mit der Misteltherapie hat.
Dabei lag und liegt mein Schwerpunkt nicht auf der medizinischen Therapie. Aber das ist leider sehr schwer zu vermitteln. So will ich meinen Weg nur kurz andeuten. Dr. med Rüdiger Dahlke schreibt in seinem Buch "Krankheit als Weg": Krebs braucht nicht besiegt zu werden - er muß nur verstanden werden. Dieses Zu-verstehen-suchen war und ist mir das wichtigste. Aber mit 64 Jahren fällt es sicher wesentlich leichter, diesen Gedanken zu verfolgen als mit 30.

Schon seit längerem habe ich den Gedanken, hier einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Aber ich möchte damit warten, bis auch die letzte Lungenmetastase gegangen ist. Allein mit der Kraft des Geistes und der Mistel. Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben. Mein Krebs hat mich zum Nachdenken über mich selbst angeregt, er hat mir wichtige Dinge gesagt. Da fällt es mir schwer, ihn als Feind zu sehen. Ich möchte ihn aber gerne und in Frieden entlassen.

Ich habe auch auf meine "innere Stimme" gehört, die mir gesagt hat: du schaffst das ohne Chemo.

Nun aber zur Mistel:
Die "Rote Liste" enthält 6 Mistelpräparate, davon werden 3 von der anthroposophischen Medizin verwendet, die anderen 3 von der "Schulmedizin". Diese letzteren 3 haben als Anwendungsgebiet: Palliativtherapie im Sinne einer unspezifischen Reiztherapie bei malignen Tumoren.
Da Du aber nicht in einer palliativen Situation bist (zum Glück!), dürfte kaum eine Krankenkasse die Kosten übernehmen.
Die anthroposophische Medizin benutzt die Mistel in vielen Variationen aber auch mit "kurativer Intention", also mit Heilungsabsicht. Diese Arzneimittel gehören zu den "besonderen Therapierichtungen" (Sozialgesetzbuch V) und sind somit von der Krankenkasse zu bezahlen. Hier liegt aber wohl die Schwierigkeit, einen Arzt zu finden, der Dir ein solches Präparat auf Kassenrezept verschreibt.
Natürlich kannst Du Deinen Hausarzt oder in der Kurklinik fragen. Wenn Du auf Ablehnung stößt, kann das daran liegen, das diese Ärzte keine Erfahrung mit der Mistel haben.

Eine andere Frage ist die nach der Notwendigkeit. Da bei Dir ja keine Metastasen festgestellt wurden, erscheinst Du vordergründig "geheilt". Schulmedizinisch ist also z.Zt. keine weitere Therapie indiziert.

Die Stärkung des Immunsystems durch die Mistel macht aber durchaus Sinn.
Was weißt Du über den Status Deines Immunsystems? Ich weiß von der Lukas-Klinik in Arlesheim (Schweiz), daß dort die Zahl der Lymphozyten ein wichtiger Indikator ist. Falls bei Dir ein sog. "großes Blutbild" gemacht wurde, kannst Du ihm diese Zahl entnehmen. Möglicherweise sind dort aber die Lymphozyten in Prozenten angegeben, dann kann man sie aus der Zahl der Leukozyten berechnen.
Zur Erklärung: Die Mistel regt die Lymphozyten an, verstärkt Interleukin und Interferon auszuschütten, die ihrerseits Krebszellen erkennen und zerstören.

Wenn Du Mistel auf eigene Rechnung anwenden willst oder mußt, dann kostet die Ampulle ca. 6 Euro. Gespritzt wird in der Regel 3 x wöchentlich subkutan. Das mache ich seit 3 Jahren und 8 Monaten selbst.
Verschrieben wird sie mir jetzt von einem "Allgemeinmediziner".
Anfangen kannst Du mit der Mistel jederzeit. Das ist allein Deine Entscheidung.
Ich selbst habe erst ca. 10 Monate nach der Operation angefangen, obwohl ich von Anfang an 12 Lungenmetastasen hatte (später mehr). Leichtsinn? Mut? Gottvertrauen? Ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich jetzt nur noch 1 Metastase. Vielleicht ist sie ja weg, wenn meine Autobiographie fertig ist, wenn ich den Sinn meiner Erkrankung erkannt habe (für mich!).

Noch kurz zu den Vitaminen:
Ich habe eine zeitlang Vat. C 1 g tägl. als Brausetablette genommen. Das wurde mir aber zu sauer und ich habe aufgehört.
Eine gewisse Zeit habe ich auch Vit. E genommen. Jetzt wurde aber bekannt, daß dieses Vitamin indirekt für den beschleunigten Abbau bestimmter Arzneimittel sorgt und ihre Wirksamkeit beeinträchtigt. Deshalb nehme ich das auch nicht mehr. Ich verlasse mich auf den Vitamingehalt von Obst und Gemüse.

Ein Tagebuch finde ich sehr gut, ich meine auch, daß Du Gedanken und Träume aufschreiben solltest. Ich hatte einige sehr interessante Träume, die mir Kraft gegeben haben.

Ich wünsche Dir viel Gelassenheit und Optimismus, und eine herrliche Reha an der Ostsee.
Liebe Grüße
Rudolf


Nachtrag:
Du fragst auch nach der "Überlebensrate".
Statistische Prognosedaten kenne ich nur für das metastasierte Nierenzellkarzinom. Und da wird auch unterschieden zwischen "ohne Behandlung" und "mit Standardbehandlung".
Solange aber bei Dir keine Metastasen nachweisbar sind, gilt nach meiner Meinung die normale Lebenserwartung. Daran ändert auch die fehlende Niere nichts.
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