Einzelnen Beitrag anzeigen
  #10  
Alt 28.02.2016, 23:13
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Furchtbarer Tod

Ja, ich verstehe dich total ... aber es ist tatsächlich so, dass auch
wir im Hospiz nicht immer voraussagen konnten, wann jemand
sich auf den Weg macht. Die Pfleger und Ärzte sind auch nur Menschen
und wann jemand seine Augen für immer schließt, ist auch für die erfahrensten Leute nicht zu hundert Prozent vorhersehbar.

Diese Ohnmacht, die Wut und den Schmerz - alles, was Du da fühlst, das kennen wohl alle, die jemanden
an eine solche Krankheit verloren haben.

Es ist die Hilflosigkeit, in der man hinterlassen wird und immer fragt man sich, was man noch hätte tun können oder müssen.
Aber alles was man auch tut oder tun kann, ändert am Ende nichts daran,
dass manche Krankheiten in gewissen fortgeschrittenen Stadien
über das Leben siegen.
Manchmal ganz plötzlich.

Als meine Mutter damals starb (das ist inzwischen fast 20 Jahre her)
war es ganz schrecklich, die Wohnung aufzuschließen - auch dort sah alles aus, als würde sie gleich wiederkommen.
Diese brutale Endgültigkeit war schrecklich - und schrecklich war es auch, dass draußen vor der Haustür das Leben einfach weiterging - wie immer ....

Die Autos und Busse fuhren, Leute liefen umher, während für mich in mir die Welt stillstand!!!
Ich dachte, das kann doch nicht sein - ALLES draußen ist wie immer, dabei ist Mama doch gestorben. Das tat sehr weh in diesem Moment.

Irgendwann nach ca einem 3/4 Jahr hatte ich die Phase: ich hatte mich erwischt, dass ich lachte ... das war auch ganz schrecklich, weil ich dachte: wie kann ich nur lachen, Mama ist schließlich tot - und ich dachte, dass ich eine ganz schlechte Tochter sein muss. Nein, das ist man nicht - es ist irgendwann die Rückkehr in das eigene Leben, aber das musste ich wirklich mühsam lernen.

Ich möchte Dir etwas mitgeben, was Du jetzt noch nicht sehen kannst:
das Leben wird nie wieder so sein, wie es vorher war - aber eines Tages
merkt man, dass das Leben trotzdem schön sein kann.

Das bedeutet nicht, dass ich nicht auch heute noch manchmal traurig bin, dass meine Mutter nicht mehr greifbar für mich da ist - und manchmal bekomme ich auch heute noch einen Kloss im Hals ... Dann sage ich ihr in Gedanken, dass ich sie lieb habe und der Kloss geht weg.

Aber bis dahin ist es ein langer Weg.

Wenn es Dir hilft, schreib schreib und schreib Dir alles von der Seele!

Liebe Umarmung,
Angie

P.S. es ist gut, die Sachen wegzubringen, weil es sonst immer schwerer wird.
Vielleicht hilft es euch, die Sachen an eine caritative Einrichtung zu geben -
dann habt auch ihr das Gefühl, dass sie einen guten Zweck erfüllen.
Ich habe das damals getan und es hat sehr geholfen.

Geändert von HeikesFreundin (28.02.2016 um 23:15 Uhr)
Mit Zitat antworten