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Alt 10.09.2005, 23:09
Ute S. Ute S. ist offline
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Standard AW: extremes Bauchwasser

Ach du liebe Zeit, Claudia, ich hätte nicht gedacht, dass es soooooooo schnell geht mit deiner Mom. Ich wünsche dir viel viel Kraft die nächste Zeit.
Du hast mich neulich gefragt, wie das ist, niemanden mehr zum Fragen und Reden zu haben. Es ist jetzt 2 Monate her mit meinem Vater. Das Grab sagt mir nicht viel, da ich dabei war, als mein Vater starb, ihn auch am nächsten Morgen noch sah - aber den Anblick am Abend darauf im Sarg hätten wir uns nicht antun sollen, er hatte sich total verändert im Gesicht und ich bringe das Grab irgendwie einfach nicht in Verbindung mit ihm.
Ich habe es als sehr schlimm empfunden, ihn die letzten beiden Wochen leiden sehen zu müssen, ohne dass er sich je beschwert hätte. Das Bewusstsein, dass er genau wußte, es geht zu Ende, sich nie geäußert hat, immer mehr abgebaut hat, bei klarem Bewußtsein in sein Pflegebett "umsteigen" mußte und wir ihm nicht helfen konnten, war schlimmer für mich, als dann seinen Tod an sich zu akzeptieren. Ich habe ihn regelrecht gehen lassen, mich von ihm verabschiedet. Der Moment des Todes war für mich eine Erleichterung, da ich wußte, dass er niemals leiden wollte. Und es ist ihm einiges erspart geblieben. Wenn ich im Bekanntenkreis höre, wie oft diese Krebsart elendiglich endet, so muss ich sagen, dass er niemals Morphium brauchte, alles essen konnte, nur kreislaufmäßig schlapp war und wirklich erst 15 Tage vor seinem Tod dann nicht mehr auf eigenen Füßen stehen konnte, so bin ich dankbar.
Ich habe meinen Vater über alles geliebt, verdränge viel, aber eins steht fest: Ich vermisse ihn wahnsinnig als guten Berater in allen Lebenslagen, als "einfach nur so mal zu meinem Vater fahren können". Wenn wir meine Mutter besuchen, so hängt immer noch ein Hauch meines Vaters in "seinem" Zimmer. Die Couch in seinem Lesezimmer - sein Platz bleibt frei - meine Mutter setzt sich nur auf ihren Platz daneben. Er ist immer noch allgegenwärtig und vielleicht bekommst du auch Zeichen von deiner Mutter. Du mußt sie nur wahrnehmen. Ich bin nicht sehr gläubig, aber auch ich habe Zeichen bekommen - weniger als meine Mutter, da ich mich nicht so darauf angewiesen fühle wie sie, aber es sind schon komische Dinge passiert, dich ich mir selbst absolut nicht erklären kann.
Nimm sie wahr, wenn sie kommen. Irgendwie wird auch deine Mutter immer um dich sein. Die Zeichen sind das, was meine Mutter aufrecht erhält.
Deine Mutter ist nicht so weit weg, wie du meinst.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute für die schwere Zeit.

Ute S.
P.S. meinen Vater kannst du sehen unter www.kk-nutzer.de.vu unter dem Buchstaben U (Utes Vater)
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