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Alt 04.06.2005, 20:30
Gast
 
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Standard Nicht nichts ohne dich, aber nicht dasselbe.......

Hallo, liebe Alina,

danke für Deine lieben Zeilen. Meine Herzrhythmusstörungen kamen vor vier Jahren von einer Minute auf die andere und ich wurde durch eine wahre Untersuchungsmühle gedreht. Heraus kam, daß sie erstens da sind, es zweitens keinen organischen Grund dafür gibt, sie drittens nicht lebensbedrohend sind. Manchmal, (nicht oft) wenn ich das Gefühl habe jetzt mach ich noch ein paar Schnaufer, dann ist es aus mit mir, denke ich, ob die wohl recht hatten, die Ärzte? Dann sag ich das dem Werner, der schickt mich zu einem anderen Arzt, der meint dann dasselbe. Ich habe Werner das Versprechen abgenommen, daß er mich rächen wird, sollte sich das Gegenteil heraus stellen. Es gibt für mich kein geeignetes Medikament, weil ich einen niedrigen Blutdruck habe. Alle Mittel, die die Störungen unterdrücken, drücken meinen Blutdruck und Puls dann so herunter, daß ich ein Zombie werde. Also Kaffee ist immer richtig. Ein Arzt meinte, es werde "fieberhaft" an einem Medikament gearbeitet, daß dann Menschen wie mir hilft.

Einmal habe ich gefragt, ob die Gründe psychisch sein können. Ich dachte, irgendwie ist mit Mamas Tod mein Leben aus dem Rhythmus gekommen und dann halt mein Herz. Er meinte SOLCHE EKG`s kann man mit der Seele allein nicht hinkriegen.
Ich hätte mich sonst - zähneknirschend - in eine Therapie begeben. Wahrscheinlich hätte ich zuerst etliche Stunden benötigt um eine gute Einstellung dafür zu bekommen. Ich selbst habe keine Erfahrungen damit, ich habe nur bei ein paar Menschen miterlebt wie das war. Vielleicht hatten die keine guten Therapeuten.
Es ist so, daß ich recht gut damit leben kann, ein paar Mittelchen habe und mich auch immer wieder bei einem Kardiologen sehen lasse.
Manchmal habe ich das Gefühl wenn Ärzte nicht weiter wissen, dann sagen sie es ist die Psyche, oder ein Virus.

Danke, liebe Alina, für Dein Interesse und Deine Fürsorge. Die Rosi hab ich so und so gerne auf dem Schoß.

Schon länger will ich Dich fragen wie es mit der Wohnung Deiner Mama ist. Du schriebst einmal, daß Mama und Du im selben Haus wohnt. Mußtest Du die Wohnung räumen, oder ist sie nun auch Dein? Ich hatte den Luxus (so empfinde ich es im nachhinein) mir alle Zeit der Welt zu lassen. Mein Bruder überließ das völlig mir, zudem war es so, daß der Inhalt der Wohnung mir gehört. In den letzten Jahren habe ich einige Male bei Freunden miterlebt wie schwer es ist in aller Eile eine Wohnung zu räumen. Ich konnte in aller Ruhe Raum für Raum, Schrank für Schrank, Lade für Lade durchgehen. Manchmal blieb ich dann bei einer Lade voll mit Briefen von mir an sie hängen und habe auf diese Art einen Teil meiner Vergangenheit gelesen. Zu meinem Erstaunen hatte ich manche Dinge völlig vergessen.

Ich war immer viel weg, vor allem in meinen jungen Jahren. Mama und ich haben einander so gut wie jeden Tag geschrieben, das waren in unserem Leben tausende von Briefen. Als sie die Diagnose erhielt, mußte sie gleich am nächsten Tag ins Krankenhaus. Wir besprachen viele "letzte Dinge", schliefen in dieser Nacht kaum und sie sagte dann, wenn ich sterbe, dann brauchst du nicht nach einem "letzten Brief" suchen, da ist keiner. Als sie dann drei Jahre später starb, war auch keiner da. Ich war nicht direkt enttäuscht, eher etwas verwundert. Bald einmal dachte ich aber, es war wirklich alles gesagt, geschrieben, ausgedrückt zwischen uns.

Nun aber etwas anderes. Wie wird man Hundetrainerin und machst Du das neben Deinem Beruf professionell? Ich habe (ohne schlechte Erfahrungen) ein bißchen Angst vor Hunden.

Geht es Deinem Papa insgesamt besser? Und wie Deiner Stiefschwsester?

Ein schönes, erholsames Wochenende, liebe Alina
und eine Umarmung
Briele