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Alt 29.11.2007, 21:26
Gabriele M. Gabriele M. ist offline
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Standard AW: Die Hilflosigkeit ist so groß

Hallo Kathleen,

ich danke Dir für Deine Wünsche und nehme sie auch gern an. Wenn ich früher über diese Krankheit las, sie im Fernsehen sah oder Bekannte daran starben sagte ich, wie alle anderen auch, ist das schlimm und ist das fürchterlich. Jetzt betrifft es mich und ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so weh tut und die Hilflosigkeit so lähmend ist. Trotzdem werde auch ich den letzten Weg mit ihr gehen, so bitter er für uns Zurückbleibende auch ist. Auf der Palliativ hat man das Bett im Besucherraum schon hergerichtet aber morgen werden wir sie noch sehen, so die Schwester.

Elke,

das mit dem Essen kenne ich. Der Doktor auf der Palliativ hat mir eine Broschüre, die er selbst geschrieben hat an die Hand gegeben. Ich habe sie meiner Tante weitergegeben, daher kann ich nur schreiben, was im Gedächtnis hängen geblieben ist. Er schreibt: bei Tumorerkranken im letzten Stadium ist es so, dass aufgrund des veränderten Stoffwechsels die Nahrung nicht mehr umgesetzt werden kann. Dadurch ist der Körper nicht mehr in der Lage die Nährstoffe aufzunehmen und zehrt aus. Dies ist auch durch eine vermehrte Gabe von Nährstoffen nicht zu ändern.
Wir müssen uns leider damit abfinden, dass unsere liebsten trotz künstlicher Ernährung auszehren. Das Gleiche passiert mit Flüssigkeit. Ab einem gewissen Stadium möchten die schwer Kranken keine Flüssigkeit mehr und machen dann auch nicht den Eindruck als würden sie es missen. Wir als Gesunde werden diesen Vorgang wohl nicht verstehen, werden ihn aber schweren Herzens akzeptieren müssen.
Auch das mit dem Erbrechen kenne ich. Wir haben gedacht, es müsse doch besser werden, wenn Mutti nichts mehr isst und nur noch künstlich ernährt wird. Das ist aber nicht so. Bitte den Arzt, eine Magensonde zu legen. Nachdem meine Mutti die Magensonde bekam und extra Medikamente gegen die Übelkeit ging es ihr besser, der Gesichtsausdruck war nicht mehr so gequält und ihre Körperhaltung war wesentlich entspannter. Es muss eine fürchterliche Übelkeit sein. Mutti sagte mir, sie sei mit nichts zu vergleichen.
Und das rauf und runter - gestern ging es gut, heute so schlecht, dass man meint, es seien Tage seit dem letzten Besuch vergangen - kenne ich auch. Bei mir ist es so, dass ich jedesmal Angst habe, bevor ich die Tür zu ihrem Zimmer öffne. Vor meinem geistigen Auge sehe ich sie im Bett sitzen, mit meinem Vati scherzen. Sie sieht mich an und sagt, sieh mal, es ist alles wieder gut. Die Ärzte haben gut gearbeitet. Und dann mache ich die Tür auf ...

Gabi
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