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Alt 08.03.2007, 11:55
antje s. antje s. ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Ulrike und alle anderen,

mir geht es ähnlich wie Martina.
Ich habe Phasen, in denen ich mich nicht mehr an die Augen, das Lächeln etc. meines Mannes erinnern kann. Ich bin dann ganz verzweifelt, gerate wie in einen Teufelskreis und komme aus meinem Loch überhaupt nicht mehr raus.
In anderen "entspannten" Minuten/Stunden kann ich voller Liebe und Wärme zurückblicken auf die glücklichen Jahre mit meinem Mann und habe die Krankheitsmonate völlig ausgeblendet.
Die letzen Monate haben meinen Mann und mich auf eine besondere Weise verbunden. Ich war seine engste Vertraute und er wollte einige Wochen außer mir niemanden sehen. Das war zwar schwer und anstrengend für mich, bedeutet mir aber heute auch sehr viel, denn ich habe so wirklich viel Zeit mit ihm verbracht. Damals hatten wir auch noch keine Ahnung von diesem Ende und waren voller Hoffnung (zum Glück!).
Die allerletzten Tage waren gefüllt mit schrecklichen Eindrücken (Herz-Lungen-Maschine, Intensivüberwachung, ständiges Piepen der Meßgeräte etc.), ich denke "gern" daran zurück. Denn ich hatte noch diese Zeit mit meinem Mann, ich konnte mit ihm reden und ihn berühren.
Das gibt mir heute ein bißchen Kraft und Trost.

Auf der anderen Seite aber brauche ich auch ganz bewußt die Gelegenheit und Zeit, mich mit meiner Trauer zu beschäftigen. Ich "verdränge" zur Zeit viel zu viel, falle in meine Routine, bin ständig auf Achse und es geht mir nicht gut dabei. Daher ist mein Rat, sich Zeit und Ruhe zu gönnen (soviel man eben selbst braucht), im Moment leider eher theoretischer Natur.

Im Moment (nach knapp 6 Monaten) kann ich noch nicht sagen, daß die Zeit mir viel gebracht hat. Im Gegenteil, ich glaube, mir ging es in den ersten Tagen und Wochen fast besser, aber ich weiß, daß ich nach vorne schauen muß. Das hätte mein Mann gewollt und sich gewünscht.

Seid alle gedrückt!

Antje
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"Wohin ich auch gehe - du bist dabei.
Ich fühle ganz deine Nähe,
als ob es nie anders gewesen sei. ...
Mit geschlossenen Augen kann ich dich sehn
und ich weiß: Die Liebe wird bleiben."
(Elli Michler)

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