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Alt 19.04.2010, 14:32
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Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
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Standard AW: Katrinchen, mein Schutzengel

Hallo Mark,

das was du jetzt durchmachst ist unmenschlich schwer, es ist die Hölle und du brauchst sehr viel Mut und Kraft, um weiter zu machen. Jeden Tag neu und immer mal wieder so, als sei es der erste Tag. Wir sollten uns alle die hier lesen die Mühe machen, genau zu lesen und hin zu spüren, wir die hier sind weil wir betroffen sind - nicht persönlich vom Krebs in diesem Forum, aber auch das manchmal, aber zumindest betroffen von all dem "vorher" und "nachher". Mark, es ist nicht mal ein Monat her, dass du sie gehen lassen musstest! Das was du schreibst von ihren körperlichen Wunden und ihrer letzten Zeit ist einfach nur grausam. Diese Bilder leben noch in dir, wie könnten sie auch so schnell vergehen. Ich habe auch in den "offenen" Bauch meines geliebten Freundes geschaut, die riesigen Wunden versorgt und ihn begleitet so weit ich konnte. Als er gehen mußte war er 41 Jahre. Du hast mit Katrin deine Lebensliebe verloren, ihr habt eure Zukunft verloren, den Sinn deines Alltages. Überall fehlt sie jetzt... Jetzt und auch in deinen Zukunftsträumen und verdammt noch mal, natürlich ist das jetzt ALLES was du weißt. Wenn der LEBENSpartner nicht mehr da ist helfen keine Ratschläge, keine "Vernunft" und letztendlich auch keine "Ablenkung", denn diese ist für die meisten Menschen nur auf Zeit möglich, dann meldet sich der Körper. Es fehlt ein Stück deines Lebens! Ich finde es sehr mutig was du tust, egal was die Menschen um dich herum sagen - du hast einen gewaltigen Schock zu verabeiten! Ja, diese Oberflächlichkeit der Wirtschaft gegenüber und ihrer "Verkaufsgeilheit" als wichtigsten Daseinssinn, kann man da kaum ertragen. Ach Mensch Mark, man kann dir nicht wirklich helfen, es gibt auch nichts was man dir sagen könnte, was deinen Lebensmut wirklich steigern könnte... Die Trauer der anderen und deren Verarbeitung ist immer die "der Anderen", dein Schmerz, deine Trauer und dein Weg ist ganz individuell und du gehst ihn nun schon 24 Tage allein! Es ist irre und es tut sehr lange weh, in kleinen, fast unmerklichen Schritten habe ich gelernt Dinge wieder zu tun, die einfach unmöglich waren, anfangs tränenüberströmt, manchmal auch wieder aufgehört und der Rest des Tages war erledigt, nichts ging mehr. Langsam aus den Sumpf gezogen, gekrochen und wieder in den Schmodder der Trauer und Verzweiflung reingerutscht - Freunde die mich hielten, Kinder die mich raus zerrten so gut sie selbst konnten ... Tag für Tag einen Schritt vor und zwei zurück. WOZU - fragst du dich WOZU? Es geht auch um dich... Irgendwann habe ich erstaunt festgestellt, es war "unser Film" - aber im Grund geht es um mich - es ist mein Leben und diese vielen mir lieb gewordenen Menschen formen mich, helfen mir die zu werden die ich bin, sein soll oder gern sein würde. Katrin hat dir auch durch ihr krank sein, durch ihr sterben und auch durch alles was vorher war, Geschenke für dein Leben gemacht - du wirst dich verändern und vielleicht mit deinem neuen "Lebensverständnis" einem anderen Menschen mal sehr helfen können.
Zitat:
Zum Ende hin hat sie sich von mir nicht mehr geliebt gefühlt. Ich war zu sehr damit beschäftigt Sie zu retten und hab darüber ganz vergessen Sie als Frau, als Geliebte wahrzunehmen.
Ja, das kenne ich auch von mir, dass ich dachte, ich war dann manchmal zu "unemotional", bin zu wenig auf seine GEFÜHLE eingegangen... Ich habe zum ersten Mal einen Geliebten auf diese brutale Weise begleitet und verloren. Du evtl. auch. Wir haben es doch nicht gelernt! Und ich glaube ganz tief drin weiß jeder, dass Sorge auch eine Form der Liebe ist und dass wir zu emotional vielleicht alles gar nicht so hätten durch stehen können, nicht die Stütze hätten sein können die kämpft und Zukunftspläne macht. Gleichgültigkeit wäre ein Anzeichen von fehlender Liebe..., aber du warst beschäftigt sie zu retten !!!

Ich glaube du gehst deinen Weg schon sehr tapfer! Leb deine Trauer, du musst keine "Regeln" erfüllen, nicht aufhören zu trauern weil "du ja noch sooooo jung bist und das Leben vor dir hast"! Erzwungen fühlst du dich eh überall falsch und fremd - du schreibst hier und Stunde für Stunde, Tag um Tag wirst du "überleben" ohne zu wissen wie und warum, aber wenn du dich nicht ganz vergräbst, wirst du irgendwann das Einzelwesen Mark wiederfinden, ihn gut und tapfer finden, wieder mehr als nur überleben und sehen, dass es für ihn trotz allem nicht ganz sinnlos ist auf dieser Welt zu sein - irgendwo, irgendwann wird irgendein Mensch (Kind, Mann, Frau - egal) dankbar sein und vielleicht sagen "gut, dass der Mark damals für mich da war, ohne ihn hätte ich es kaum oder nur schwer geschafft!

Halte durch, irgendwie - jeden Tag Ich wünsche dir die Kraft und den Mut dazu!
Gruß Petra
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