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Alt 29.10.2009, 14:39
Kleine Schwester Kleine Schwester ist offline
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Standard Nach radikaler Zystektomie und starker Chemo keine Heilung mehr möglich!

Hallo,
bei meinem Vater wurde im Februar 09 eine radikale Zystektomie (Entfernung der Blase, Prostata, Samenblase und Blinddarm) durchgeführt. Aus einem Stück Darm wurde ein Blasenreservoir gebildet und ein künstlicher Blasenausgang gelegt (Urostoma). Soweit so gut. Von Anfang an hatte er massive Beschwerden mit dem Darm. Ständiges Gefühl zur Toilette zu müssen. Während der Reha, die sich kurzfristig nach der Operation anschloss, hatte er zweimal Fieberschübe mit Rücküberweisung ins Krankenhaus. Ursache wurde nicht ermittelt. Ab September 09 verschlechterte sich sein Zustand täglich. Eine CT Anfang September ergab angeblich jedoch nur die Erkenntnis, dass die Lymphknoten stark angeschwollen sind, aber sonst kein Tumorwachstum vorläge. Ende September/Anfang Oktober wurde es immer schlimmer. Er aß nichts mehr, hatte unerträgliche Schmerzen im Unterleib. Da er nicht mehr in der Lage war, sich zum Arzt zu schleppen, hat meine Mutter dem Onkologen die Beschwerden beschrieben und es wurden dann Rezepte mit entsprechenden Medikamenten ausgestellt. Ab dem 05.10 erbrach er sich immer wieder, am 06.10. konnte er überhaupt nichts mehr bei sich behalten, auch keine Flüssigkeit mehr. Am 07.10 wurde er ins Krankenhaus eingewiesen.
Im Bauchraum hatte sich Flüssigkeit angestaut, die erstmal abgeleitet wurde.
Am 08.10. wurde morgens eine Damrspiegelung durchgeführt und anschließend sofort eine Not-OP eingeleitet! Darmverschluss!!!Eine Niere drohte ebenfalls zu versagen. Wie sich rausstellte hat sich durch den Darmverschluss alle Flüssigkeit und Kot im Körper zurückgestaut. Zuletzt hat mein Vater wohl schon Kot erbrochen. Die OP kam in allerletzer Sekunde. Wg. des schlechten Allgemeinzustandes meines Vaters, er hatte während des Krankheitsverlaufs unheimlich abgenommen, dass er eine solche OP nicht überlebt. Er hat es zum Glück geschafft. Es wurde ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) gelegt. Es stellte sich heraus, dass ein neuer Tumor an der Blase den Darm verschlossen hat (Dickdarmileus bei Rezidiv eines Urothelkarzinoms) und sich Methastasen gebildet haben und das Bauchfell von Tumoren befallen ist (Peritonealkarzinose), obwohl mein Vater seit Mai 09 fast jede Woche Chemo bekam (mit Cisplatin). Alle drei Wochen bekam er eine große Chemo (6-7) Stunden, die Wochen dazwischen eine kleine. Anscheinend nur mit mäßigem Erfolg. Anfangs waren die Prognosen angeblich für ihn ganz gut. Auch Anfang September meinte der Onkologe noch, dass es ganz gut aussähe und die geschwollenen Lymphknoten bei seinem Krankheitsverlauf nicht unüblich wären. Als mein Vater dann jedoch Anfang Oktober ins Krankenhaus eingewiesen wurde, hieß es dann, dass es sich um einen sehr agressiven,extrem schnell wachsenden Krebs handelt und eine KEINE Chance mehr auf Heilung hätte. An seine Aussage von Anf. Sept. konnte sich der Onkologe sich nicht mehr erinner und auch nicht erklären, wie diese Aussage zustande kommen konnte. Da wir zu dritt waren und alle das selbe verstanden haben und auch nicht nur was gutes verstehen wollten. Muss der Fehler wohl eher bei ihm liegen. Das kuriose ist, dass der Onkologe eigentlich sehr nett und sehr aufmerksam ist und meine Eltern sich dort bis dahin eigentlich sehr gut aufgehoben fühlten. Letztlich ändert es aber auch sowieso nichts mehr. Es hätte sowieso nichts geändert.
Letztlich müssen wir uns mit dem Gedanken anfreunden, dass nach meinem Bruder (49) im Juni nun bald ein weiteres Familienmitglied der Volksseuche Krebs zum Opfer fallen wird. Wir sind so unendlich traurig und hilflos, denn zum allen Übel ist mein Vater auch sehr depressiv und redet kaum noch. Gestern ist er aus dem Krankenhaus entlassen worden. Meine Mutter wollte ihn erstmal wieder mit nach Hause nehmen und ihn so lange selber pflegen, wie es eben geht. Wir Kinder werden Sie nun nach Kräften dabei unterstützen und hoffen, dass Papa noch lange durchhält und dem Krebs doch noch die Stirn bietet. Wir rechnen aber trotz allem mit dem schlimmsten. Morgen findet nochmal ein Gespräch mit dem Onkologen statt, ob möglicherweise eine palliative Chemotherapie angebracht wäre. Aber eigentlich will Papa keine Chemo mehr, sondern nur noch seine Ruhe!
Ich wollte hier einfach nur mal berichten, vielleicht interessiert es ja jemanden, der ebenfalls betroffen ist.

Viele liebe Grüße
Moni
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