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Alt 27.05.2010, 10:18
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lonelein lonelein ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Kerstin,
ich weiß nicht, wieviel du über mich weißt. ich habe mir deine letzten berichte durchgelesen und wollte eigentlich nix sagen, da ich befürchte, dass es falsch verstanden werden könnte. aber irgendwie muss ich es doch loswerden. daher bitte ich dich, es nicht als angriff oder ähnliches zu sehen, sondern eher als positiv gemeinten zuspruch.

erstens...mein bruder studiert nun auch wieder und auch er hat zum teil mit der wunderbaren müdigkeit zu kämpfen, desweiteren ist es für ihn schwer wieder den anschluß zu finden. er geht dennoch hin.

ich selbst bin chronisch krank, studiere im letzten semester und quäle mich gerade durch meine abschlussarbeit.

zu dir: ja das müdigkeitssyndrom ist ein hinderniss für viele krebspatienten, es kann bei dir durchaus an der schilddrüse liegen und sollte es so sein, ist dieses meistens mehr als gut innerhalb von wenigen wochen zu behandeln. ansonsten, ganz ehrlich....jeder der ernsthaft studiert, hat zeitprobleme, stress, druck ist genervt und hat häufiger mal keinen bock mehr. ist völlig normal.

was ich bei dir sehr auffällig empfinde, du beschäftigst dich durchgehend mit deiner gesundheit, du horchst extrem tief in dich hinein....(klar kann ich verstehen) früher habe ich das auch gemacht, sobald sich eine kleinigkeit an meinen gelenken verändert hat, bin ich da voll drauf eingestiegen, solange, bis ich ein ausgeprägtes schmerzgedächnis hatte. mein leben war dadurch nicht mehr besonders lebenswert, bis ich mich irgendwann selbst vor die entscheidung gestellt habe, was ich will. ein leben für meine krankheit oder ein leben mit meiner krankheit.ich sage nicht, dass ich mich von heute auf morgen damit abfinden konnte, insgesammt habe ich ca. 3-4 jahre dafür gebraucht (nun sind bei mir die aussichten auf besserung allerdings auch nicht gegeben, sondern es steht fest, dass es immer schlechter werden wird).

bei meinem bruder ist es ähnlich. er hat die chance irgendwann mal wieder ein relativ *normales* leben zu führen. er ist auf einem guten weg. er war krank, ist bis heute eingeschränkt in einigen dingen, seine augen haben sehr unter der therapie gelitten, dennoch hat er einfach spaß. vergessen wird er niemals, keiner von uns wird das können, aber neben der krankheit müssen wir uns halt auch platz zum leben schaffen.

ich weiß nicht, wie dein soziales netz ist, bei uns ist es halt sehr stabil (klar verliert man *freunde*) aber wir stammen aus einem elternhaus, indem wir gelernt haben, dass wir dafür verantwortlich sind, wie wir leben wollen. klar kann ich mich ins bett legen, klar,kann ich den kopf hängen lassen, klar kann ich mich voll und ganz meiner erkrankung hingeben, mein bruder ebenfalls. die frage ist, was man selbst will und was brauche ich, um dieses ziel zu erreichen.

ich weiß es ist alles etwas durcheinander, viell. verstehst du ein wenig davon, viell. auch nicht, dass vermag ich nicht zu sagen. ich denke, dir würde viell. nochmal eine kur guttun, mit einem kleinen anteil an psychologischer beratung, allerdings nicht nur um die vergangenheit aufzuarbeiten, sondern um wege zu planen, wie es nun weitergehen kann.

wünsche dir alles gut, dass du schnell wieder dein ziel vor augen hast.
lg
lone
__________________
Du weißt nicht mehr wie Blumen duften,
kennst nur die Arbeit und das Schuften-
...so geh´n sie hin die schönsten Jahre,
am Ende liegst Du auf der Bahre
und hinter Dir da grinst der Tod:
Kaputtgerackert - Vollidiot!
Ringelnatz
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