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Alt 30.05.2017, 15:31
Marlene2014 Marlene2014 ist offline
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Unglücklich Künstliches Koma

Nach 2 Wochen im künstlichen Koma wegen Beatmungspflicht (Sepsis, Lungenentzündung nach Not-OP wegen Darmdurchbruch durch Chemo) und unendlich langer Vorgeschichte (Schmerzen seit 5 Jahren, 2014 die Diagnose Cup-Syndrom, auch damls schon Not-OP, um Querschnittslähmung zu verhindern, vielleicht doch kein Krebs, seitdem Rollator, Rezidiv vermutlich ca. 11/16 weil wieder starke Schmerzen, zahlreiche Knochenmetastasen, Bestrahlung, Chemo ab Anfang April - nur 3 Infusionen - nicht vertragen, Darmdurchbruch, OP...) rieten die Ärzte, den Sauerstoff wegzunehmen. Wir waren dabei, als mein geliebter Papa mit 82 Jahren starb. Ganz friedlich, er hatte hohe Dosen Morphin neben den Narkosemitteln, zum Schluss noch Dormicum.
Das war jetzt Ende April!
Von Anfang an war ich bei jeder Untersuchung dabei. Wir waren immer zu dritt, manchmal zu viert. Immer mit meiner Mutter. Meine Eltern lehnten die Diagnose Cup ab, alles halb so schlimm. Ich dagegen hatte die nackte Angst, die ganze Zeit. Wurde selbst krank darüber. Im Januar die Untersuchung brachte die grausame Gewissheit, viele Knochenmetastasen. Der Arzt machte dennoch Hoffnung, weil Papa schon so lange lebte mit cup. Auch da waren meine Eltern noch zuversichtlich. Sehr zuversichtlich sogar, Mutter schmiedete Urlaubspläne.Oder hat Papa nur nichts gesagt?
Umso schlimmer trifft es jetzt meine arme Mutter. Und mich quält, dass Papa im künstlichen Koma noch viel mitgekriegt hat. Wir wurden von der Klinik vorbereitet, dass er sterben würde, die Lunge wurde von Tag zu Tag schlechter. Wir blieben alle bei ihm und wurden heimgeschickt gegen 23:00 Uhr. Eine Stunde später rief die Klinik an, wir sollen kommen, es geht DOCH zu Ende, der Blutdruck sinkt bedrohlich. Kaum waren wir da, war der Zustand wieder wie vorher. Bis morgens um 3. Er konnte nicht gehen, weil wir, die ihn lieben, bei ihm waren. Dann beschloss man, das Unabänderliche nicht mehr hinauszuzögern. Der Sauerstoff wurde weggenommen. Wenige Minuten (2 Atemzüge?) später war es vorbei.
Ich mache mir solche Vorwürfe! Meine Eltern haben die Diagnose verdrängt und ich war nicht NOCH energischer. Z.B. Bisphosphonate: abgelehnt! Kontrolle im Herbst, bei Wiederauftreten der starken Schmerzen: mehrfach abgelehnt!
Ich mache mir solche Vorwürfe, dass ich in der Klinik nicht laut schrie, weil man dort seine Bauchschmerzen nicht Ernst nahm und dadurch seinen Darmdurchbruch nicht erkannt hat! Dass es ein Durchbruch war konnte ich ja auch nicht wissen. Und er Schmerzen verneinte (Morphium!). Papa hat gelächelt, ihm gehe es gut und den von mir herbeigerufenen Arzt weggeschickt. Durch mein äusserst energisches Einschreiten erst wurde 2 Tage später der Darmdurchbruch erkannt, nach einer ganzen Woche in der Klinik mit Bauchschmerzen! Ich hätte ihm das Leben gerettet sagen die Ärzte. Aber um welchen Preis? Und wenn Papa doch immer behauptet hat vor den Ärzten, ihm tue nichts weh?? Er wäre in derselben Nacht noch gestorben, ohne Darm-OP mit künstlichem Ausgang, ohne Angst vor der OP!, ohne Schmerzen durch diese OP, ohne Lungenentzündung, ohne künstliche Beatmung, ohne 2 Wochen im künstlichen Koma! Ich wollte immer nur, dass er keine Schmerzen hat. Mutter und Vater wollten keine Opiate. Die wurden GANZ sparsam dosiert, lieber aushalten und den Rücken einreiben!
Ich mache mir solche Vorwürfe. Wie konnte das kommen? Ich wollte nicht, dass er leidet und hab dazu beigetragen, dass sein Leiden verlängert wurde, bis zum letzten Atemzug.
Kennt das jemand? Man will alles richtig machen, um dem geliebten Menschen zu helfen. Am Ende stellt sich heraus: Alles, aber auch alles war falsch.

Traurige Grüße
Marlene
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