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Alt 30.06.2010, 22:14
gottfried gottfried ist offline
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Standard AW: Stent konnte erstmals nicht gesetzt werden.

Lieber Manfred, vielen herzlichen Dank für Deine Worte.
Ich muss den heutigen 30. Juni 2010 in meinem Tagebuch besonders kennzeichnen.
Nachdem vergangenen Freitag vergeblich ein erster Versuch gestartet worden ist den Stent zu setzen wurde ein zweiter für vorgestern Montag und da das Blutbild nicht gut war für gestern Dienstag geplant und auch vorgenommen. Mein Anruf beim zuständigen Arzt hat leider ergeben, dass die Wucherungen derart intensiv sind, dass ein Durchkommen unmöglich war. Beim gestrigen Besuch im Krankenhaus haben wir einen sehr deprimierten und in schlechter Verfassung befindlichen Vater vorgefunden. Er hatte leider auch keinen Appetitt, war eingefallen im Gesicht, gelb und für mich ein jämmerlicher Eindruck der mich im tiefsten meines Gemütes getroffen hat.
Ich konnte vom Arzt erfahren, dass für heute Mittwoch ein direkter Zugang von aussen zur Leber gemacht werden soll, damit die Galle wahrscheinlich direkt abfliessen kann und so die Gelbsucht schön langsam weggeht.
Vor dem heutigen Tag habe ich mich schon gefürchtet denn so ein Eingriff dachte ich wird den bereits geschwächten Körper, noch dazu unter Vollnarkose, noch mehr schwächen. Ein Anruf mittags bestätigte meine Vorahnung und die Krankenschwester meinte dass er noch in Behandlung sei und auch nach der Narkose einige Zeit nicht ansprechbar sein würde. Ich möge doch gegen 16 Uhr anrufen.
Meine Mutter, meine Frau, mein Enkel und unsere beiden Hunde waren den ganzen Nachmittag irgendwie wie paralysiert und haben nur in die Luft geschaut und gewartet. Und jetzt kommts: plötzlich leutet gegen 16:30 bei meiner Mutter das Mobiltelefon und mein Vater ist am Apparat und fragt sie warum wir ihn nicht besuchen?? Ich habe momentan nur "Bahnhof" verstanden! Also nichts wie ins Auto und dreissig Kilometer in die Hauptstadt mit Vollgas. Ich habe trotzdem ein ungutes Gefühl gehabt und eigentlich einen geschwächten alten Mann armselig in seinem Bett liegend erwartet.
NEIN - der sitzt im Bett und grinst uns an, sieht frisch aus, hat glänzende ausdrucksstarke Augen und albert herum. Das alles trotz Schlauch und Sack in dem ein dunkles Sekret hineinrinnt! Das war für uns alle die totale Überraschung! Kann das wirklich sein? Ist das nur ein Aufflackern oder gibt es jetzt einen ersten Lichtblick? Wurden wirklich unsere Gebete erhört? Ich war total perplex. Nach einer Stunde hat er sogar Hunger bekommen und Kaffee mit Marmeladebrot verspeist! Sensationell! Ich muss mich jetzt morgen beim Arzt erkundigen wie es weitergeht - ausser es gibt im Forum entsprechende Informationen, für die ich sehr dankbar wäre.
Ich nehme für akute Probleme derzeit Psychopaxtropfen und die Zitalopramtabletten die ich seit ca. einer Woche nehme beginnen zu wirken. Ich kann wieder klarer denken und bin psychisch Gott sei Dank stabiler. Ich muss nämlich jetzt vor allem neben meinem Vater auch meine Mutter unterstützen, sie ist 82 Jahr alt und leidet natürlich auch sehr unter dieser Situation. Aber wie gesagt - heute haben wir erstmals seit zwei Wochen aufatmen können und wahrscheinlich wird auch die Nachtruhe erstmals eine etwas bessere sein.
Ich wünsche allen Leidensgenossen dass sie auch ein derart positives Erlebnis haben mögen und es nicht bei diesem einen bleibt.
Vielen Dank Manfred und auch an alle anderen.
Liebe Grüße aus Österreich.
Gottfried
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