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Alt 24.06.2012, 00:12
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bifi65 bifi65 ist offline
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Standard AW: Organspenden - Für und Wider

Liebe Kikishine,

als erstes tut es mir sehr leid, was ihr mit deinem Vater erleben musstet! Es hört sich nach völligem Chaos an und lässt sich für mich nicht nachvollziehen.

Ich möchte aber gerne noch die Vorgehensweisen schildern, die mit Intensivpatienten "normalerweise" gemacht werden, jedenfalls so wie ich es von inzwischen einem Dutzend Hirntoten Patienten erlebt habe. Ich schilder es mal als Beispiel:

Patient nach Reanimation auf Intensiv - Maximaltherapie!
Verdacht auf Hirnschädigung - Pupillenkontrolle (ob Reaktion oder weit und lichtstarr), Reflexe überprüfen
Schauen, ob beim Ausstellen der Schlaf- und Schmerzmittel Reaktionen folgen.
Wenn ja - volle Therapie
Wenn nein - eventuell Einleiten der Hirntoddiagnostik (und bis zum Feststellen des Hirntodes weiterhin volle Therapie)
Wie: http://www.dso.de/organspende-und-tr...iagnostik.html

Nicht alle Kliniken haben Erfahrung mit hirntoten Patienten, in den größeren sollte es einen Transplantationsbeauftragten geben.
Ich habe bei keinem meiner Patienten Unregelmäßigkeiten im Ablauf erlebt und es wurde sehr rücksichtsvoll mit den Angehörigen umgegangen. Und nur nach einem 30 Minuten Null-Linien-EEG (nach dem keine Wartezeit für die Diagnostik mehr eingehalten werden muss, siehe Link oben) kam es vor, dass frühzeitige Gespräche geführt wurden. Einen "passenden" Zeitpunkt wird es für ein solch schreckliches Gespräch sowieso nie geben.

Auch im OP wurde sehr Respektvoll mit dem Toten umgegangen und wenn die Angehörigen ihn danach noch einmal sehen wollten, haben wir auch das möglich gemacht.

Ich bin aus voller Überzeugung Organspender, ob ich es nun "darf" oder nicht, müssen dann andere entscheiden.
Und das jedem hier seine eigene Meinung zusteht, ist für mich selbstverständlich!

Viele liebe Grüße von Birgit
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