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Alt 22.02.2020, 18:15
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Non-Hodgkin-Lymphom ("böse" bösartig), Runde2 der Therapie an über 75-Jährigem

Lieber Ben47,

danke Dir für den immer hilfreichen Erfahrungs-"Austausch" und die gedanklichen Anregungen dabei.

Zitat:
Ich denke bei Deinem aggressiven (also schnellteilendem) Krebs, ich nehme an, dass es ein DLBCL war, wird in der Regel als Erstlinie eine CHOP Keule genommen, da man davon ausgeht, dass man mit der harten Keule eine hohe Anzahl der Patienten direkt heilen kann. Also mit schwerem Hammer drauf, und wenn 5 Jahre Ruhe, dann wars das.
Daß Ärzte "auf Nummer sicher" gehen wollen und dabei bzgl. Strategien auch langfristig denken, ist nachvollziehbar.

Wenn ich mir den bisherigen gesamten Ablauf so recht überlege, könnte es auch gut sein, daß meine Onkologin nach der Strategie vorging:
- der Patient hat ein bösartiges Lymphom
- er ist bzgl. Chemos nicht vorbelastet und an sich noch relativ gesund
Also packen wir gleich die harte Keule (R-CHOP) aus und braten damit dem Lymphom eins drüber.
Um zu sehen, wie sich das entwickelt.

Das steht auch in Einklang mit dem Vorgehen im Übergangs-Zeitraum zwischen der 1. und 2. Therapie:
Da hatte ich ja schon anfangs den großen (neuen) LK im linken Oberschenkel, der aber gar nicht weiter näher untersucht (biopsiert) wurde.
Es wurde abgewartet, wie sich das Lymphom evtl. erneut weiterentwickelt.
Und erst dann als völlig klar war, daß der Krebs sich erneut "ausbreiten" will, wurde die 2. Therapie sofort "angeleiert".


Von einem DLBCL war bei meinem Lymphom noch nie die Rede.
Obwohl Du recht damit hast, daß DLBCL an sich zur Übergruppe der NHL gehört:
https://flexikon.doccheck.com/de/B-Zell-Lymphom

Sah mal bei der rechtfertigenden Indikation
https://de.wikipedia.org/wiki/Rechtf...nde_Indikation

zur CT vom 20.11.2019 nach, wo angegeben ist:
Gesichert follikuläres Lymphom Grad III. Verlauf. Voruntersuchung vom 17.1.2019
(Danach kommt dann der Befund der CT: Feststellung des Gesamtzustandes vor dem Beginn der 2. Therapie.)

Zitat:
Da Du nun ein Rezidiv hattest, und das nicht nicht all zulange nach Deiner Erstbehandlung, wird gerne auf eine andere Chemo umgestellt, weil man annimmt, dass die Krebszellen sich an die Mittel der Erstlinie gewöhnt haben. Darum das Bendamustin jetzt.
Denke, bei Rezidiven wird man wohl immer auf eine andere Chemo umstellen (müssen).
Daß dabei selbst eine relativ "schwächere"/mildere Chemo auch bei einem an sich bösartigen Lymphom erfolgreich sein kann ist verblüffend.

Kann jedoch auch die Hoffnung "nähren", daß man selbst dann, wenn man (altersbedingt und/oder durch Chemos) "klapperiger" wird, immer noch ein Lymphom-Rezidiv erneut plattmachen kann.
Wie oft das möglich ist, weiß niemand so genau.
Hängt vielleicht auch dominant vom Fortschritt der "Kampfmittel" gegen Lymphome ab.

Zitat:
Bei meinem langsamen Lymphom ist es gerade das Gegenteil. Dort teilen sich die Krebszellen langsam, und man denkt, dass man mit CHOP eh nicht alles abtöten kann, und somit wird heutzutage zuerst Bendamustin gegeben, mit der Absicht möglichst lange Remissionen zu erzielen. Mir wurde gesagt, dass meine Bendamustin Behandlung eben palliativ sei, weil das langsame Lymphom nicht heilbar sei. Aber mit dem Bendamustin plus Antikörper könne ich wahrscheinlich eine sehr lange Remissionszeit erreichen.

Das wird nun bei Dir der Fall sein. Da Du über 75 bist, nehme ich mal an, dass versucht wird, mit dem O-Bendamustin eine möglichst lange Remissionszeit zu kriegen. Wie lange das ist, kann glaub ich keiner so genau sagen.
Damit sind wir beide in einer recht ähnlichen Lage:
Wir können nur hoffen, daß Remissions-Zeiten möglichst lange gestaltet werden können.
Etwas anderes bleibt uns nicht übrig.

Was die Heilbarkeit meines Lymphoms anbelangt, gebe ich mich keinen Illusionen mehr hin:
Der Krebs wird sich irgendwann wieder "ausbreiten" wollen.
Fragt sich halt nur wann nach der 2. Therapie.

Zitat:
Bei mir, da ich 52 war, wurde dann nach dem Rezidiv gesagt, dass nun die härtere Keule ausgepackt werden sollte, die Stammzellen. So kann ich auf eine längere Remission hoffen. Es zeigt sich mittlerweile auch, dass fast 45% dann kein Rezidiv mehr kriegen.
Ich habe gelesen, dass heutzutage die autologe Stammzelltransplantation als Konsolidierung auch bei Leuten bis 70 oder 75 gemacht werden kann, wenn sie körperlich fit sind. Auch bei Deiner aggressiven Krebsart. Also wenn Du planst 100 zu werden, kannst Du das ja mal bei Deiner Onkologin ansprechen.
Denke, wir können sowieso nur das auf uns zukommen lassen, was sich einstellen wird.
Danach sehen wir bzw. unsere Ärzte, was jeweils am besten zu tun ist, damit wir weiterleben können.
"Hangeln" wir uns also weiterhin durch.

Wünsche Dir auch viel Dusel dabei.

Bei mir sieht es tendenziell weiterhin ganz gut aus:
Ich nehme langsam zu, und der Achsel-LK nimmt langsam ab.
Daß er relativ langsam abnimmt ist wohl ein Anzeichen dafür, daß er nicht besonders krebsig ist.

Naja - 3 Zyklen liegen noch vor mir, und wenn er danach nicht ganz verschwunden ist, stört mich das auch nicht weiter.
Dann habe ich halt permanent einen weiteren kleinen LK, mit dem ich genau so gut weiterleben kann wie mit meinen kleinen LK im Unterkiefer, die ich schon seit ca. 60 Jahren permanent habe.

Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung
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