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Alt 17.03.2013, 11:58
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: ...die Angst übernehmen.

Liebe Seestern,

es tut mir unheimlich leid, dass auch dein Papa an Lungenkrebs erkrankt ist und so viel durchmachen muss. Ich weiß, dass somit die ganze Familie betroffen ist und alle leiden, sich sorgen und ständig in Angst leben.

Das, was du über den jetzigen Zustand deines Papas schreibst, klingt mir nach einer handfesten Depression. Ich bin zwar nur ein Laie, doch ich kenne das alles von meinem Papa, als er völlig geschwächt und abgemagert aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er hatte eine Lungenentzündung sowie Pleuraerguss mit anschließenden Drainagen hinter sich und ca. 5 Wochen im KH verbracht. Wir hatten uns so gefreut, dass er endlich nach Haus konnte und wollten alles tun, um ihn zu "päppeln" und abzulenken. Aber er saß nur noch in seinem Sessel und starrte wie hypnotisiert auf den Fernseher. Von morgens bis abends und dazwischen schlief er ein... Gespräche waren kaum möglich und meiner Mutter gegenüber benahm er sich oft regelrecht aggressiv. Das war eine ganz schlimme Zeit. Wir haben dennoch versucht, so eine Art Alltag einkehren zu lassen und weiter gemacht, so gut es eben ging. Sehr viel später hat mein Papa mir gestanden, dass ihn alle Hoffnung und aller Mut verlassen hatte und er an Depressionen litt. Hätte er sich nur früher geöffnet, damit wir ihm hätten helfen und beistehen können...

Wenn du einen guten Draht zu deinem Papa hast, dann sprich ihn doch mal darauf an... Kann ja sein, dass er nach der OP und der Chemo gehofft hat, wieder gesund zu werden und nun musste er wiederum so eine bescheidene Diagnose hinnehmen. Metastasen! Kein Wunder, wenn man nicht mehr kann! Zudem hat die Chemo auch eine Nebenwirkung auf die Psyche bzw. die Persönlichkeit. Eventuell sind die Wutausbrüche und Gemeinheiten darauf zurückzuführen.

Wenn dein Papa sich öffnen kann, ist er eventuell auch bereit, mit einem Psychoonkologen/in zu sprechen? Das wäre sehr, sehr gut, denn ein Profi kann ihm eventuell diese schlimmen Ängste nehmen. Dort braucht er auch keine Rücksicht auf eure Gefühle nehmen und kann schonungslos berichten, was ihn bewegt.

Ansonsten kann ich dir nur sagen, dass ihr schon viel für ihn tut und das toll macht! Mein Tipp: sprecht offen miteinander, wenn das möglich ist. Auch ihr habt Ängste und Sorgen! Schimpfen nützt tatsächlich nichts, doch es hilft, wenn man sich gegenseitig schildert, wie man sich fühlt und was in einem vorgeht. So offen wie möglich! Auch das Reden über das Sterben und den Tod können sehr hilfreich sein, denn wir alle fürchten uns vor dem Unbekannten und da niemand von uns weiß, was genau passiert, ist es gut, wenn man sich einfach mal austauschen kann. Es macht auch gar nichts, wenn ihr dabei in Tränen ausbricht! Auch dein Papa darf das, es ist sogar gut, denn es könnte ihn erleichtern und dann muss er nicht den "starken Mann spielen", dem es gar nicht so schlecht geht... Ich denke, du verstehst, was ich meine, oder?

Auch ich habe mit meinem Papa offen gesprochen. Er hatte ebenfalls Lungenkrebs und als die Krankheit diagnostiziert wurde, da war es bereits zu spät. Fortgeschrittenes Stadium mit Fernmetastasen in den Knochen. Eine OP war gar nicht möglich. Er bekam zwei verschiedene Chemotherapien und etliche Bestrahlungen.

Ich wünsche dir alles Liebe
Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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