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Alt 01.04.2011, 14:53
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo Chris,

ich denke, mein Glück in all dem ist, dass ich Heikes Tod akzeptieren
kann als ihren Weg - auch wenn ich es mir natürlich auch von Herzen anders wünschen würde. Aber wenn ich eines im Leben gelernt habe: es nutzt nichts gegen etwas zu kämpfen, das unabänderlich ist. Das laugt psychisch wie auch körperlich aus und führt zu nichts.
Die Kraft die ich nicht mehr einsetze um gegen Unabänderliches zu kämpfen, setze ich ein, um FÜR etwas zu kämpfen - und ich glaube deshalb schaffe ich das alles auch nur.

Und ich glaube auch, dass ich Glück darin habe, dass ich eben "nur" Heikes Freundin bin und nicht ihr Kind.
Es ist schwer eine Freundin zu verlieren, aber es ist etwas ganz anderes, wenn man seine Mutter verliert ...
Als meine Mutter vor 14 Jahren starb, war ich bestimmt 2 Jahre völlig neben der Spur und ich konnte mir nicht vorstellen, dass das Leben irgendwann wieder lebenswert werden könnte - denn: das hatte ich mir selbst verboten.

Wenn ich aus Versehen gelacht habe, war da das Teufelchen auf meiner Schulter das sagte:
"Wie kannst du nur lachen - deine Mutter ist schließlich gestorben. Was bist du nur für eine Tochter, dass du dir erlaubst den Kopf auch nur für Sekunden mal aus dem tiefen Tal der Traurigkeit zu stecken".

Ach, ich denke dass kennst Du selbst auch und ich muss das nicht erklären.

Ja, Heike fehlt mir sehr, mal mehr mal weniger -
aber ihren Kindern fehlt die Mutter viel mehr, als mir meine Freundin.
Ich kann eigenständig leben und Heike war nicht der ursprung MEINES Seins - so wie eine Mutter es bei ihren Kindern ist.
Und ich glaube, weil man als Kind mit dem Sterben der Mutter den größten Teil seines eigenen Ursprungs verliert, tut es so unsagbar weh.

Was ich damit ausdrücken will: ich bin als Heikes Freundin in einer ganz anderen Position als ihre Kinder es sind oder Du es bist.
Damit will ich die Beduetung unserer Freundschaft keinesfalls schmälern, aber es ist tatsächlich etwas anderes. Und vielleicht kommt mir da auch mein Alter zugute und dass ich eben schon mehrere Menschen auf ihrem Weg in ihr neues Dasein begleiten durfte.

Aber es ist auch so: wenn man sich selbst beobachtet, seine Einstellungen und sein eigenes Wesen anschaut, sein Handeln, seinen Gang und sein Spiegelbild - dann findet man seine Mutter in sich selbst wieder, denn man ist und bleibt immer Teil von ihr und sie lebt in einem weiter.

Jetzt ist man fokussiert - irgendwann aber wird der Horizont auch wieder weiter, denn dass ein Mensch von uns geht verbietet uns nicht Schmetterlinge trotzdem schön zu finden oder uns über den beginnenden Frühling freuen zu dürfen .... das verbietet uns nur der Schmerz und manchmal das schlechte Gewissen ....

Alles Liebe, Angie

P.S. die To-Do-Liste ist noch lang aber schon viel kürzer als noch vor einem halben Jahr. Nach und nach werden wir alles irgendwie hinbekommen (müssen).
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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