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Alt 24.04.2007, 14:00
CarstenK CarstenK ist offline
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Registriert seit: 23.02.2006
Ort: Dresden
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Standard AW: Adenokarzinom bei CUP-Syndrom...

Hallo Iana und Hallo Lilo,

mittlerweile sind 1 1/2 Jahre vergangen, seit meine Frau vorausgegangen ist.
Es ist also ein wenig Abstand entstanden, und ich betrachte vieles aus einem anderen Blickwinkel. Der Verlust schmerzt noch und die Erinnerungen sind allgegenwärtig. Aber es gibt andere Menschen, die genauso betroffen sind.
Sie, Iana, ich versuchte Kontakt mir Ihnen aufzunehmen, was leider nicht klappte. Es freut mich zu hören, das es trotz der widrigen Umstände ein wenig Bewegung gibt. Was genau in Ihrem Vater vor sich geht, weis nur er, und ich denke, dass Sie es akzeptieren werden. Wichtig ist, dass Zeit genutzt wird. Zeit, um mit sich und seiner Umwelt den Frieden zu schließen, den es braucht, um ohne Angst den letzten Weg zu gehen. Es gibt gute palliative Medizin (Pallodon) und somit müssen Menschen keine Schmerzen erleiden und behalten ihre Würde. Das ist das Wichtigste - Würde und Menschlichkeit, die unsere Gesellschaft nur noch in begrenzten Maaße zu geben in der Lage sind.
Ich hätte gern die Zeit gehabt, mich von meiner Frau zu verabschieden. Aber leider haben sich die Ereignisse überschlagen und es gab keine Gelegenheit.
Seien Sie Ihrem Vater eine Stütze, und wenn es auch manchmal schwer fallen wird und sie vor Wut alles hinwerfen könnten, denken Sie an seine Situation und versetzen Sie sich, so gut Sie können, in seine Lage. Reden Sie! Reden Sie über alles, was Sie bedrückt, freut, erinnert, schmerzt, glücklich macht.
Das hilft und läßt einiges leichter ertragen - für beide Seiten.
Auch Ihnen LILO, möchte ich dieses sagen.
Was die medizinische Versorgung betrifft: Es gibt keine Heilung! Es gibt nur Linderung. Sie können ES nicht heraus operieren und die Chemo ist ein schwacher Versuch ES zu stoppen. Wenn kein Wunder geschieht (spontane Selbstheilung), bedeutet es unweigerlich...!
Dessen sollten Sie sich stets bewußt sein. Es gibt kein: Es wird schon! Es gibt nur ein: Irgendwann ist es soweit! Also bleibt Ihnen nur die Zeit zu nutzen, Hilfe zu sein, Trost zu spenden, Angst zu nehmen - einfach da zu sein und seine persönlichen Bedürfnisse zurückzustellen. Verlieren Sie sich aber nicht selbst aus den Augen! Glauben Sie mir, es holt Sie ein! Ich hoffe, dass Ihre Familien hinter Ihnen stehen und diese Ihnen die notwendige Kraft geben.

Und LILO, vergessen Sie den Schabernack, der im Internet angeboten wird. Über Hyperthermie können Sie nachdenken, aber es muss die Frage gestellt werden, ob die Belastung durch die Behandlung im Verhältnis zum erzielbaren Erfolg steht. Vergessen Sie NONI-Saft und all den anderen Kram.
Hinter Noni steht ein Strukturvertrieb und damit zeigt sich, was für Interessen dahinter stecken. Ich habe viel mit Leuten diskutiert, die die Schulmedizin verteufeln und nur auf alternative Therapien bestehen. Nur, wenn diese
kein Vermögen kosten, sollte an ihnen etwas dran sein.

Ich will keinen Roman schreiben. Sie sollen wissen, dass Sie nicht allein sind.
Es gibt Menschen, die Gleiches durchmachen- und gemacht haben.
Ich werde an Sie denken und hoffe, dass es Ihnen gut gehen wird. Egal was passiert. Ich wünsche Ihnen Kraft und Gesundheit und bin gern für Sie da, wenn Sie es wünschen.

Carsten Klauck
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