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Alt 10.05.2004, 16:27
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Esther Esther ist offline
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Registriert seit: 26.03.2004
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Standard Gesundheitswesen in der Schweiz

Hallo Liz,

Dein Satz, dass Ihr mir nicht böse seid, auch wenn ich "im Widerspruch" schreibe, bedeutet ja mit anderen Worten wohl, dass Ihr normalerweise auf Leute böse werdet, die nicht Eurer Meinung sind bzw. die sich die Freiheit nehmen, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Eine solche Aussage spricht für sich selbst, ein Kommentar erübrigt sich.

Ich habe sehr wohl konkrete Kritik angebracht, und zwar zu Deinen wiederholten Aussagen, dass nur der Geldbeutel die medizinische Versorgung bestimme. Entgegen Deiner Behauptung "Wir haben noch nie irgend was erwähnt, dass unsere Erfahrungen, ob negativ oder positiv allgemeine Gültigkeit haben" hast Du genau das getan. Ein Beispiel (Zitat): "Was ist der Unterschied zwischen einer Klinik der Dritten Welt oder im Busch und einer Universitätsklinik in der Schweiz? Keiner, in der Dritten Welt haben sie weder CT, MRT evtl. sogar nicht einmal Röntgenbilder und deren Befunde und in der Uniklinik auch nicht; NUR in der Uniklinik haben sie die Infrastruktur dafür in der Dritten Welt nicht. Was für einen Unterschied gibt es noch? In der Uniklinik haben sie weniger Patienten zu betreuen pro Arzt haben dafür haben die Ärzte in der dritten Welt mit mehr Patienten auch mehr Zeit!!!“ So, wie das formuliert ist, geht es eindeutig nicht um eine spezielle Uniklinik, sondern es werden generell die Unikliniken angesprochen. Du hast auch mal die Klinik als "Knast" bezeichnet, offenbar ist Dir wirklich nicht klar, was solche Aussagen bei vielen Menschen auslösen können. Natürlich kannst Du hier - wie alle anderen auch - Eure Erfahrungen niederschreiben. Dafür ist dieses Forum ja da. Aber eine gewisse Sensibilität und Rücksichtnahme in der Wortwahl und Formulierung darf hier jeder User/jede Userin erwarten. Deine Schilderungen von Willys Lungenblutungen (ich verzichte bewusst auf eine Wiederholung, kann Dir aber auf Wunsch die Postings mit Datum und Zeit genau benennen) sind mehrmals von einer Art und Weise, dass es sowohl den Betroffenen wie den Angehörigen Angst und Bange werden muss. Weniger, aber vor allem durchdachter, wäre mehr. Mit Herzblättlis und Goldschatzelis kannst Du dann diese Aengste auch nicht mehr vergessen machen.

Zu Eurer Situation wegen der Krankenversicherung:
Du schreibst, dass Du nach dem Tramunfall notfallmässig im KH aufgenommen werden musstest, Ihr Euch aber keinen Krankenwagen leisten konntet, weil die Krankenkasse nur einen Teil der Kosten übernimmt. Das ist schon richtig, aber da sich der Unfall in einem öffentlichen Verkehrsmittel ereignete, stellt sich auch noch die Frage nach der Haftpflichtversicherung dessen Betreibers, ein Ansprechpartner hätte auch das Sozialamt oder ähnliches sein können. Jeder Mensch weiss, dass mit Rückenverletzungen nicht zu spassen ist, und niemand geht das Risiko ein, dass ein Mensch wegen unterlassener Hilfeleistung bzw. aus finanziellen Gründen gelähmt wird.

Was die Alternativmedizin betrifft, so ist zumindest eine ambulante anthroposophische Behandlung durch die Grundversicherung gedeckt, sofern sie von Ärzten mit nachgewiesener Weiterbildung erbracht wird.

Es stimmt auch, dass die Spitex durch die Grundversicherung nicht gedeckt ist. Aber dass Du deshalb im Winter ohne Socken rumlaufen musst, das ist - entschuldige bitte - einfach ein Witz. Wenn niemand von der Familie da ist, gibt es ja auch noch Nachbarn, die in solchen Fällen helfen können. Aber man muss natürlich auch Hilfe annehmen wollen oder einen allenfalls vorhandenen Stolz runterschlucken. Ich will Dir damit nichts unterstellen oder gar Eure Situation verniedlichen, aber solche Probleme kann man lösen, das ist keine Frage der finanziellen Mittel und keine stichhaltige Begründung, um auf einem System rumzuhaken, das wir als mündige Bürger mitzuverantworten haben.

Sicher, die Grundversicherung hat grosse Lücken, aber einfach nur so sterben lässt man bei uns niemanden. Wieso Du einerseits schreibst, das KH wolle Willy abschieben und anderseits die geplanten Untersuchungen z.B. von Ende Mai erwähnst, erscheint mir z.B. auch nicht ganz logisch.

Du hast übrigens auch einmal in einem Posting erwähnt, dass Willy in einem Einzelzimmer war, was eindeutig über die Leistung der Grundversicherung hinausgeht. Wenn das also eine Goodwill-Aktion des KH war, ist das doch wohl mehr, als ein Buschkrankenhaus zu bieten hat. Im weitern hast Du auch schon von einem Privat Service gesprochen, der Willy zuteil wurde, also auch nicht gerade Dritte-Welt-Gebaren.

Alles in allem, sei bitte etwas objektiver und zurückhaltender mit negativen Aeusserungen bzw. wähle Deine Worte etwas sorgfältiger. Es kann definitiv nicht sein, dass Du Aengste schürst, indem Du das KH als Knast bezeichnest oder von "schwarzen Fetzen" sprichst, die Willy hustet oder erbricht. Niemand - und ich schon gar nicht - kann und will Dir verbieten, Eure Erfahrungen hier mitzuteilen. Aber es sollte eine Art der Kommunikation gewählt werden, die für alle verträglich ist und keinen Zweifel offen lässt, dass es Eure Erfahrungen sind.

Es gibt für mich übrigens keinen Grund, mich via privatem E-Mail mit Dir auszutauschen. Ich äussere mich hier zu Dingen, die von Dir des langen und breiten im Forum geschildert werden, also nehme ich auch im Forum dazu Stellung. Niemandes Meinung passt allen, aber ich habe nichts zu verstecken und stehe zu dem, was ich hier öffentlich schreibe.


Liebe Grüsse

Esther
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