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Alt 14.02.2007, 08:56
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Bigga Bigga ist offline
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Standard AW: Ich habe bald meine Mama nicht mehr

Hallo,

ich sitze jetzt hier alleine in der Küche und muß mich also darum kümmern, was ich am Freitag zu der Beerdigung meiner Mama anziehen soll. Habe neben mir ein Bild von ihr von 2005. Sie hatte da zwar schon den Krebs, aber ihr ging es da gut. Ich fasse es nicht, hier soll alles wieder "normal" laufen, meine Kinder, besonders die Mittlere (13) denkt eigentlich nur, ob wir das hinkriegen, dass ihre Freundin von Samstag auf Sonntag hier schlafen darf. Denn Samstag ist hier bei uns der Karnevalsumzug und wenn ihre Freundin von uns aus nicht hier schlafen darf, dann dürfte sie nur wie immer bis 18:00 Uhr von ihren Eltern raus. Das kann doch nicht sein ! Alle meine drei Kinder hatten eigentlich ein gutes Verhältnis. Und meine Mutter und ihr Lebensgefährte wohnen auch nur einen "Katzensprung" von uns entfernt. Aber wie das so mit Kindern ist: besser mit einer Freundin sich treffen, als mal einfach so zur Oma zu gehen. Klar haben Mama und ich uns auch mal ´ne Zeitlang nicht gesehen, aber wenigstens gesprochen. Ich möchte ihr noch so viel sagen und ihr zeigen, denn in meiner ganzen Kindheit war die Nähe nicht so wie in der Zeit, seit ich selber Familie habe. Im Moment gibt es bei mit Zeiten, da heule ich nur und dann wieder welche, da ist es so, als wenn irgendwie alles so "weiterläuft".Ist das denn normal? Ich dachte immer, wenn sie nun wirklich geht (mein Kopf wusste das schon lange, aber mein Herz kämpfte dagegen an), dann müsste alles zusammenbrechen, dann geht nichts mehr. Aber hier geht alles irgendwie seinen "gewohnten Gang", d.h. Schule der Kinder, nachmittags gehen die zu Freunden, sie freuen sich auf Karneval, ja und ich, ich kümmere mich darum, dass z.B. wie heute die Waschmaschine un der Trockner laufen und es heute etwas zum Mittag gibt. Ja ok ich bin 35 Jahre und irgendwie sagt mir mein Kopf:"Ey, so nun reiß dich mal zusammen, bist ja schließlich erwachsen! Das deine Mutter irgendwann stirbt, das ist doch normal. Sei keine Memme". Aber es tut doch so weh !!! Dann kommen die Fragen, hätte ich nicht in den letzten Jahren, viel, viel, viel mehr mich aufraffen müssen und eben zu ihr rübergehen sollen. Dann hätten die Kinder eben alleine ihre Nachmittage planen müssen. So klein sind sie ja nicht mehr mit ihren 15,13 und 8 Jahren. Mama und ich haben so viel verpasst in unserem gemeinsamen Leben. Und jetzt stand Mama doch sozusagen auf der Sonnenseite des Lebens. Endlich fanden sie eine andere Wohnung in einer angenehmeren Gegend und sehr nette Nachbarn. Die Schulden haben wir vor 6 Jahren, als meine Oma starb besiegt. Gut Mama und Werner konnten keine "großen Sprünge" sich leisten, aber sie kamen gut über die "Runden". Und dann kam der besch...... Krebs und immer wieder Hoffnung! Wieso spielt der liebe Gott solchen Menschen so übel mit?? Wieso??????? Ich will nicht, dass alles wieder seinen "gewohnten Gang" geht! Als wir, d.h. ich, mein Mann, meine große Schwester, ihr Mann, meine Zwillingsschwester und Mamas Lebensgefährte gestern morgen um 3:50 Uhr im Krankenhaus ankamen, sagte uns die Nachtschwester, dass sie Mama gefragt hätte, ob sie jemanden anrufen solle. Meine Mama sagte:nein! Sie wollte alleine sterben. Aber die Nachtschwester hatte sich dann doch über den Willen meiner Mama hinweggesetzt und doch bei uns angerufen. Darüber bin ich richtig froh!!! Als wir dann in das Zimmer gingen, sie wurde ja abends zuvor in ein Einzelzimmer verlegt (wir hatten den Eindruck dass dieses Zimmer ein Abschiedszimmer ist, weil es anders ausgestattet war) da war sie schon tot. Sie ist anscheinend "friedlich" eingeschlafen. Die Nachtschwester konnte es nicht fassen, denn sie war "nur" eine 1/2 Stunden nicht in dem Zimmer gewesen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass es so schnell gehen würde und das sie halt noch leben würde, wenn wir da wären. Heute abend bekommen wir dann den Schlüssel für den Abschiedsraum in unserer Friedhofskapelle, damit wir uns bis Freitag von ihr verabschieden können. Alle möglichen Leute haben mir Kraft gewünscht, aber ich weiß nicht, wo ich sie finde. Jetzt könnte man sagen:" Du hast Kinder, für sie mußt Du weitermachen, es geht weiter". Aber doch nicht ohne ihre Oma, die immer irgendeinen Rat für mich hatte. Ob es der Braten war nach dem Motto:"Du Mama, kann ich den noch braten, habe den im Kühlschrank vergessen, der ist schon 2 Tage alt". Oder andere Ratschläge. Es kann nicht einfach so normal weitergehen, das geht nicht
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