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Alt 20.10.2019, 18:16
Onno Onno ist offline
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Standard AW: Erste Vorsorge mit Volltreffer

...ich bin wieder da....

Hallo ihr Lieben,

lange habe ich hier nichts geschrieben. Überhaupt habe ich in der Zwischenzeit wenig geschrieben (WhatsApp usw.). Dabei ist sooo viel passiert. Davon möchte ich jetzt berichten.

Ich hatte mich ja entschlossen, mich in Berlin operieren zu lassen. Ein Vorteil bestand u. a. darin, dass meine Tochter hier wohnt und meine Frau und ich in der Zeit bei ihr und ihrem Freund in der Zeit wohnen können. Das war nicht nur praktisch, sondern hatte auch den Vorteil, dass wir als Familie zusammen waren und sind.

Am 30.09. war dann der große Tag. Ich war der erste, der "auf den Tisch" kam. Dass ich am Sonntag abends schon ins KH musste, hat uns gar nicht gefallen, ging aber nicht anders. Am Morgen war ich guter Dinge. Endlich ging es los und endlich kommt dieser verdammte Krebs aus meinem Körper. Ich hatte keine Angst und war nicht aufgeregt. Den Beruhigungstrank habe ich nicht gebraucht. Alles lief professionell ab (sollte auch so sein, ich weiß). Im OP habe ich dann auch "da Vinci" kennengelernt, der Operations-Computer oder wie das heißt. Dann kam irgendwann die Narkose (die vorläufige die mich schlafen legte). Und dann wachte ich wieder auf. Gefühlt Minuten später, tatsächlich etliche Stunden. Die OP selbst hat etwas 5 Stunden gedauert. In der Aufwachstation verbrachte ich dann nochmal einige Stunden.

Was nicht toll war: ich hatte heftige Schmerzen und bekam ab und an etwas dagegen, was mich wieder schlafen lies. Irgendwann ging es dann auf Station. Richtig blöd: Niemand hatte meine Familie angerufen und gesagt wie es gelaufen ist. Da ich um 18 h etwa auf dem Zimmer war, haben sie den ganzen Tag ohne jede Nachricht gewartet. So etwas ist unerträglich wenn man wissen will ob der Mann, Vater usw. es gut überstanden hat. Oder auch nicht. Kaum im Zimmer kam meine Frau und der Freund meiner Tochter ins Zimmer und ich hatte sie wieder.

Die OP selbst ist sehr gut verlaufen. Es gab sogar eine ganz tolle Nachricht. Nur eine von den Lymphen war befallen und diese noch eingekapselt. Die anderen verdächtigen Lymphe hatten irgendwas Harmloses. Damit kann man arbeiten. Ob und in welcher Form es eine Bestrahlung geben wird, zeigt sich dann im November. Wobei das ob weniger die Frage sein wird.

Was nicht so toll war ist, dass ich übelste Schmerzen bekam und dadurch in einen Kreislauf geriet, der für meine Genesung nicht so gut war. Ich bekam Schmerzmittel, aber die halfen immer nur maximal 30 Minuten. Meine Schmerzen wurden immer heftiger. Zunächst hat das keinen wirklich interessiert. Als dann mal "nachgeschaut" wurde, stellten sie fest das mir Urin in den Bauchraum lief und die Schmerzen verursachte. Ich bekam stärkere Medikamente (auf Opium-Basis). Das half, hatte aber einen wesentlichen Nachteil: ich kam nicht früh genug aus dem Bett und wurde nicht so schnell mobil wie es sein sollte. Ich habe nichts mehr gegessen. Konnte einfach nicht. Und das hatte nicht nur mit dem schlechten KH Essen zu tun. Getrunken habe ich auch zu wenig. Statt mobiler wurde ich immer immobiler. Meine Familie fing an sich große Sorgen zu machen Ich glaube, ich war auch von der Stimmung unten und habe ihnen eher etwas vorgejammert statt hoch zu kommen. Durch die Medikamente und das ständige Liegen war mein Bauch und alles andere irgendwann wie Beton. Und dann wurde es richtig schlimm. Irgendwann merkte ich tagsüber, dass ich keine richtige Luft mehr bekam. Das wurde immer schlimmer. Meine Familie war jetzt wirklich in Sorge. In der Nacht haben sie es dann nicht mehr ausgehalten und sind in das KH gefahren. Zu meinem Glück. Es ging mir jetzt richtig dreckig. Meine Frau, meine Tochter und auch der Freund meiner Tochter haben dann dafür gesorgt, dass etwas passiert. Die Stimmung war aufgeheizt. Mitten in der Nacht wurde ich zum CT gebracht um festzustellen, ob ich eine Embolie hätte. Hatte ich aber nicht. Vermutlich eine Lungenentzündung hieß es. Woher soll die denn kommen? Da ich immer weniger Luft bekam, hat dann eine Ärztin - auch auf meinem Wunsch - eine Magensonde gesetzt. Und dann kam jede Menge Flüssigkeit aus dem Magen. Fast sofort konnte ich besser atmen. Das Ganze hatte gegen meine Lunge gedrückt. Irgendwann wurde es dann besser und ich wieder mobiler. Meinen 60. Geburtstag musste ich noch im Krankenhaus verbringen, konnte aber einen Tag später dann endlich raus. Da die "Dichtigkeitsprüfung" am letzten Montag noch nicht Erfolg zeigte, muss ich morgen nochmal hin. Wir hoffen, dann endlich wieder nach Hause gehen zu können. Zumal meine Anschlußheilbehandlung am 28.10. beginnt. Und die mache ich ambulant. Nochmal 3 Wochen wegfahren ertrage ich glaube ich nicht.

Mein Fazit: Ich war ganz schön naiv in meinen Vorstellungen, wie ich so eine OP bewältige. Ja, es war mehr als "nur" die Prostata zu entfernen. In meinem Bauchraum wurde ganz schön gearbeitet. Ich bin aber froh, diese Klinik und diesen Operateur gewählt zu haben. Durch diese Methode konnte bis hoch oben im Bauchraum operiert werden.

Naiv war ich, weil ich dachte, dass stecke ich gut weg. Immerhin: nachdem ich aus dem KH entlassen worden bin, geht es mir jeden Tag besser. War die Treppe in den 3. Stock am ersten Tag noch eine sportliche Herausforderung, bewege ich mich jetzt fast ganz normal. Wenn der Katheter endlich weg ist, wird es noch besser gehen. Und dann verschwinden hoffentlich auch die gelegentlichen negativen Stimmungen die nicht helfen, aber meine Umgebung nerven.

Was mir in dieser Zeit wirklich geholfen hat, war meine Familie. Dafür bin ich sehr dankbar.

Ich werde jetzt auch wieder fleißiger schreiben und über meine Fortschritte berichten.
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