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Alt 30.12.2006, 12:07
Urs Urs ist offline
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Standard AW: Leben nach Nexavar (Sorafenib)

Liebe Nicky

Sutent und Nexavar sind nach meinem Wissen im Therapieansatz nahe verwandt. So weit sogar, dass mein Onkologe in meine Bedenken einstimmt, dass ich mir nach Nexavar von Sutent nicht mehr sehr viel verspreche. Aber verstehe mich richtig, nach Nexavar bleibt für mich Sutent eine evtl. "letzte Lösung".
In der Schweiz ist Nexavar seit ca. Mai 2006 (ich begann schon im März 2006!) zugelassen und wird seit ca. Juni auch von den Krankenkassen bezahlt. Darum begann ich mit Nexavar. Sutent ist seit kurzem nun auch in der CH zu haben. In Deutschland liefen während den letzten Monaten etliche Studien mit Sutent. Ich sehe einfach, dass Sutent in Deutschland teilweise sogar vor Nexavar zur Anwendung kam.
Vor einem Jahr noch erklärten mir die Ärzte, dass die bisherigen Studien einen leichten Wirkungsvorteil für Sutent aufzeigten.
Nexavar ist von Bayer/Onyx, Sutent ist von Pfizer (und neu wird noch Temsirolimus kommen, ist - glaube ich - von Wyeth).
Meine Chemotherapie nach Nexavar war ein Versuch, dessen Resultate ich anfangs Januar 2007 erfahren werde. Positive Reaktionen bei einem kleinen Patientenkreis wurden vermeldet. Aber eben, im besten Fall eine Lebensverlängerung oder doch zumindest eine Qualitätserhaltung.
Mir gehen noch viele Sachen durch den Kopf, kann die aber noch nicht so konkret fassen. Hatte in den letzten 3 Wochen rund 4 Stunden Gespräch mit Ärztinnen der Komplementärmedizin, welche ihren Beruf aber als Schulmedizinerinnen erlernten. Da baue ich für das 2007 auf. Aber eben, ich muss mich durch den Wald der Ideen kämpfen.
Ein hier vielfach genannter Ansatz zur Wiederholung: Misteltherapie! - Neu wende ich nun noch folgende Vorgehensweise auf Anraten meiner Therapeutin an: Am Tag nach der subkutanen Spritzung (allfällig Infusion) nehme ich ein rund stündiges Bad, um den Körper zu überwärmen und die Wirkungsweise der Mistelgabe zu verstärken. Das Bad hilft übrigens auch bei diversen Schmerzzuständen (bei mir z.B. Schmerzen in der linken Rückenpartie - Übung im heissen Wasser, indem man das linke Bein vom gebeugten in den gestreckten Zustand bringt, gleichzeitig aber das Bein am Oberschenkel zurückzieht und so die Anstrengung erhöht!).
Später gerne mehr zu meinen Therapieüberlegungen.

Lieber orgelbass

Du nervst mich überhaupt nicht mit Deinen Äusserungen. Ich bin froh, wenn Du Dich authentisch äusserst. Die meisten von uns sind leider mit einer tendenziell sich verschlimmernden Entwicklung der Krankheit konfrontiert. Hier tapfer zu bleiben ist nicht immer einfach. Du siehst aus meinem Text an Nicky (WelshNixy), dass ich auch nach 4 Therapieformen (Vakzine/IMT/Nexavar/Chemo) mit neuen Ideen erfüllt bin, die mir Mut zur Weiterbehandlung geben. Die Frage der Zeit nach Nexavar hat gerade auch mich beschäftigt. Ich kann nur sagen, die Ärzte können dies nicht wissen. Ich lebe nach Nexavar noch fast genau so gut wie vorher, andere Menschen jedoch sterben leider während der Nexavar-Therapie. Ich glaube, dass Nexavar nicht dermassen essentiell ist. Entscheidender für mich ist die Liebe meiner Angehörigen und eine persönliche (auch schonungslose) Auseinandersetzung mit mir selber, die mich auf meinem Lebens-Pfad weiterführt.
(Mein Hausarzt erklärte ja vor einem Monat, dass er vor 1 ½ Jahren - Zeitpunkt meiner Op. - nicht damit gerechnet habe, dass ich heute noch lebe. Also lassen wir die Ärzte ihre Diagnosen stellen und uns behandeln – aber die Prognosen sollen sie dem überlassen, der uns an seiner Hand führt!)
Übrigens sagte mir eine dieser Ärztinnen, dass die Niere das Organ "der Familie" ist. Das heisst, dass dieses Organ auf Entwicklungen innerhalb der Familie stärker reagiert als andere. Sollten uns in den früheren Jahren schwierige Zeiten begleitet haben, so können heute gute zwischenmenschliche Kontakte, ehrliche Liebe, konstruktive Auseinandersetzungen mit sich und der Familie zu Kräften verhelfen, die uns dann vor einer "Kleinigkeit" wie dem Absetzen von Nexavar Gelassenheit schenken können.

Ich hoffe, wir hören wieder voneinander. Ich selber werde mich im Januar voraussichtlich intensiv pflegen lassen. So lange ich kann, werde ich gerne gelegentlich meine Meinung abgeben.

Ich wünsche Dir alles Gute und grüsse Deine Mutter von mir und mach ihr Mut, sie hat einen grossen Teil ihrer Lebensqualität (mit Eurer Hilfe) selber in der Hand.

Herzliche Grüsse
Urs
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