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Alt 05.04.2013, 06:03
parkerv25 parkerv25 ist offline
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Standard AW: untertherapiert?

liebe arsinoe -
du schreibst gerne, oder? das ist schön - für mich.
du hast es gut auf den punkt gebracht. ich fand meine diagnose eigentlich auch nicht so schlimm (in anbetracht dessen, was hätte sein können... ihr wisst wie ich das meine....).
und hier mein geheimnis (dreimal auf holz klopfend und hoffend dass gott oder die anderen würfelspieler da oben grad mal nicht hinhören):
der krebs an sich fühlt sich nicht wie mein feind an.
ich entschuldige mich gleichzeitig bei allen hier, denen es garantiert nicht so geht.
die letzten - zwar gesunden aber erschöpfenden - jahre waren dermaßen stressig. wie gesagt alleinerziehend, unterhalt sowohl für mich als auch für stella hatte ich abgelehnt. aus stolz, aus schlechtem gewissen, weil ich es war, die gegangen ist, weil ich keinen streit wollte, weil ich wollte, das stellas verhältnis zu ihrem vater weiterhin gut und unbelastet ist. das war vor 14 jahren. seitdem schlage ich mich so durch. bin eigentlich buchhändlerin, habe dort keinen jobmässig mehr gefunden. wollte dem staat nicht auf der tasche liegen (wieder stolz), habe immer 2, teilweise 3 jobs gemacht (einfach alles vom büro bis zum call-center, zuletzt war ich zustellerin bei der post mit dem fahrrad, abends dann in einem lager gearbeitet, zwischendurch zeitungen ausgetragen). finanziell kam das für uns beide grade so hin. das wort urlaub kannte ich nur aus erzählungen von anderen. ich hatte gar keine zeit, krank zu sein. das durfte auch nicht sein, hätte mein ganzes engmaschiges jobkonzept durcheinandergeschmissen. meinen freund kenne ich sei anderhalb jahren, kurz nachdem wir zusammengezogen sind, begann der krebs, obwohl ja bereits lange vorhanden, sich bemerkbar zu machen. das war letztes jahr weihnachten.

trotz arztbesuchen und untersuchungen (die ja bei "unserer" krebsart extrem entwürdigend sind) waren die 4 wochen bis zu meiner operation ende januar irgendwie......entschuldigt bitte alle....aber sie waren irgendwie.....schön.
ich hatte endlich mal zeit für mich. konnte lesen, schlafen, einfach an die decke träumen, nicht todmüde ins bett fallen, hatte mehr zeit für meine tochter, ich hab tatsächlich auch mal wieder richtiges essen gekocht usw.

natürlich wusste ich, das es nicht schön ist, krebs zu haben, haltet mich bitte nicht für übergeschnappt, ich wusste auch, das schwierige zeiten auf mich zukommen. dennoch war ich relativ gelassen. habe sogar die zeit im krankenhaus nach der op ein wenig genossen. endlich hat sich mal jemand um MICH gekümmert, nicht immer nur andersrum.

noch immer betrachte ich den krebs nicht als meinen feind. er war mein ausstieg aus der tretmühle (mein stolz hätte es nicht zugelassen, mich finanziell vom meinem lebensgefährten abhängig zu machen, sprich jobmäßig aus reiner bequemlichkeit kürzer zu treten).
......und jetzt gerate ich in eine neue tretmühle.....

arsinoe: zur zweitmeinung: peinlicherweise ist das die zweitmeinung.
der erste onkologe, bei dem ich war, (ein selbstdarsteller sondergleichen, vielleicht eine koryphäe auf seinem gebiet aber menschlich eine null), ließ überhaupt nicht mit sich reden. bestrahlung und chemo . ende. aus.

vielleicht sollte ich noch ein paar meinungen einholen und es mir in der zwischenzeit mit meiner liebgewonnenen 5-fu-pumpe relativ gutgehen lassen.....

wenn ich mir das, was ich jetzt so geschrieben habe, durchlese, klingt es, als ob ich die vorteile der krankheit nutzen will, ohne die nachteile in kauf zu nehmen. vielleicht ist das so.

und hier noch ein letztes (mittlerweile drittes) mal an euch alle:
meine grenzenlose bewunderung und hochachtung, was ihr alles wuppt und dennoch den kopf nicht hängen lasst und weiter kämpft. ich stehe mit meiner komischen meinung wohl allein da und ich hoffe, dass ich keine empörungsstürme auslöse, wenn ich sie so freimütig von mir gebe.

arsinoe: wenn ich einmal als mann wiedergeboren werde, möchte ich dein schatz sein - der hat`s bestimmt gut

ich schick das jetzt einfach ab...

lg katrin
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