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Alt 13.09.2005, 23:56
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Registriert seit: 07.12.2004
Ort: Schönste Stadt am Rhein
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Standard AW: ...heute hätten wir Hochzeitstag

Hallo Meike,
der Schmerz ist auch bei mir immer da. Mal mehr, mal weniger, aber er ist nie weg. Nur, mittlerweile habe ich gelernt damit zu leben. Er ist ein Teil meiner Trauer und wenn er weg wäre, wären mir meine Lieben egal. Ich habe sie losgelassen und ihren Heimgang angenommen.
ICh habe mich schon vor meiner Erkrankung sehr intensiv mit dem Sterben und dem Tod beschäftigt. Wenn du Bücher darüber liest, wirst du vielleicht eine andere Einstellung dazu bekommen. Du kannst mich auch privat anschreiben, ich kann dir bestimmt Bücher darüber empfehlen. Aber mach das bitte erst, wenn du weißt, wenn der richtige Zeitpunkt für dich da ist, dich damit zu beschäftigen.
Es ist auch manchmal hilfreich, sich nach einer gewissen Zeit, an eine Trauergruppe zu wenden.

Was soll noch kommen? Bessere Zeiten, Glück, Freude, Zufriedenheit ect. Es gibt vieles was nur besser werden kann!

Ich bin auch nicht stärker als alle Anderen. Aber was sollte ich denn machen, es kam alles hintereinander, ob ich wollte oder nicht. Ich muss aber auch sagen, dass ich das ohne meinen Mann nicht geschafft hätte.

Es gibt auch heute noch Tage, wo es mir sauschlecht geht. Dann leg ich mich ins Bett und lasse alles raus. Ich weine, schimpfe, jammere usw. Doch spätestens am 3. Tag trete ich mir selber (symbolisch) in den Allerwertesten und sage mir jetzt ist es genug. Danach geht es mir besser und ich blicke wieder optimistisch in die Zukunft. Die Abstände zwischen diesen Phasen dauern mittlerweile immer länger.
Wie ich ja schon geschrieben habe, bin ich seit Beginn meines BK 2000 bis heute bei einem Psychodoc in Mitbehandlung. Erst 2x pro Woche, dann 1x pro Woche und seit einigen Monaten nur noch 1x im Monat. Es hilft mir sehr, mit allem klar zu kommen. Er ist für mich so etwas wie mein Rettungsring. Wenn es mir schlecht geht, kann ich jeder Zeit einen Zusatztermin bekommen und das beruhigt mich.

Meike, gib dir, deinem Schmerz, deiner Trauer Zeit. Das geht alles nicht von heute auf morgen. Setz dich bitte nicht unter Druck. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus mit solchen schrecklichen Schicksalsschlägen fertig zu werden. SChlimm ist, dass Aussenstehende nach einer kurzen Zeit meinen, man müßte mit allem fertig geworden sein und sie erwarten dann, dass man wieder " normal funktioniert". Die Anteilnahme wird immer weniger und irgendwann sind sie nur noch genervt und wollen nicht mehr darüber sprechen. Teilw. ziehen sie sich zurück oder brechen den Kontakt ganz ab. Das tut weh!

So liebe Meike, ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte.

Ich drücke dich und schick dir ganz viel Kraft und Energie!

Liebe Grüsse Rubbelmaus
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