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Alt 06.05.2002, 18:18
Gast
 
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Standard Liebe Angehörige von Krebspatienten

Hallo liebe frosti, hallo liebe Petra,
vielen Dank für Eure Antwort.

Ich habe ja selbst auch Brustkrebs. Die Frage an die Angehörigen, wie sie damit umgehen und ob sie ihre Gefühle und Aengste dem betroffenen Menschen auch mitteilen, scheint mir sehr, sehr wichtig zu sein.
Dass die Diagnose Brustkrebs, oder auch eine andere Form von Krebs die Betroffenen UND deren sämtliche Angehörige völlig schockiert, ist eine harte Tatsache und leider von keinem so einfach zu umgehen. Wir werden im Leben nun mal alle dazu gebracht, unsere Höhen und Tiefs durchzumachen, Glück zu leben, aber auch Leid zu leben. Und Leid leben, ... da müssen wir halt notgedrungen durch. - Die Frage ist nur: WIE?
Können wir das? Haben wir das nicht schon längst verlernt? Haben wir das überhaupt jemals gelernt?

Offenbar schaffen es so manche Angehörige, die Krankheit ins "Harmlose" zu verwerten, wenn sie dem Betroffenen mit schönen, positiv-denkenden Worten sagen: "Das wird schon wieder!", oder "Dir geht's doch jetzt gut!" oder "Was denkst Du denn so negativ?" oder aber auch: "GUT siehst Du aus heute!"
"Harmlos", damit meine ich, dass sich der Betroffene mit diesen Sätzen zwar irgendwie getröstet SIEHT, aber nicht getröstet FUEHLT. Denn die eigene Hilflosigkeit der Angehörigen klingt somit fälschlicherweise als "stark", und der Patient fühlt sich in SEINER Hilflosigkeit gar nicht richtig ernst genommen. Die Krankheit an sich wird "verharmlost". Ist ja alles gar nicht so schlimm! - Versteht Ihr, was ich meine?
Ein Patient spürt es, wenn ein offenbar "starker" Angehöriger gar nicht wirklich "stark" ist.

Warum soll man seine Verzweiflung dem Patienten nicht zugeben, ihm nicht sagen? Warum soll man seine Tränen nicht vor ihm zeigen? Warum soll man ihn nicht einfach in die Arme nehmen und sagen: "Es tut mir so weh, ich weiss nicht, was ich für Dich tun kann!"?
Ich weiss, das klingt so dramatisch, vielleicht auch kitschig oder gefühlsduselig. Trotzdem: Es ist ehrlich, und hilft dem Patienten tausendmal mehr, als bloss gutgemeinte, "starke" Worte. Und ich denke NICHT, dass es den Patienten so schwer belasten würde!
Ich spreche jetzt hier natürlich aus meiner eigenen Erfahrung. Ich fühlte mich nämlich mit all diesen "starken" Worte um mich herum wie die letzte Idiotin, welche das Ganze völlig "übertreibt" und schrecklich negativ denkt. - Es kam so rüber wie: Nun ja, schon jede neunte Frau hat heutzutage Brustkrebs, ... reiner Alltag!

Ach Petra, MUESSEN wir Patienten denn so Rücksicht auf die anderen nehmen und sie nicht auch noch damit belasten wollen? Ich weiss, ich habe auch andere Krebspatientinnen erlebt, welche am Anfang ihrer Diagnose mit niemandem darüber sprechen wollten. Einer Frau war es sogar höchst PEINLICH, dass sie in diese Situation geraten war! (Ich hingegen wollte gleich mit JEDEM darüber quatschen! Leider hat keiner richtig hingehört! Oder WOLLTE nicht hinhören!)- Wie Du schreibst, hast Du ja auch erst lernen müssen, über die Krankheit zu sprechen. Ach, warum machen wir es uns alle nur immer selbst so schwer?

Was denkt Ihr dazu?
Liebe Montagsgrüsse
von Brigitte

PS. Und liebe frosti, ... schenk ihr einfach Deine ganze Liebe, Deiner Mutter! Du kannst nicht stark für sie sein, wenn Du es in Wahrheit nicht wirklich bist. Hm?
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