Thema: Meine Mutter
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Alt 28.08.2001, 14:21
Gast
 
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Standard Meine Mutter

Meine Mutter, sie ist gerade mal 53 Jahre alt, hat Brustkrebs. Seit ca. 2 Jahren. Seit der ersten Diagnose ist ihr Zustand stetig schlechter geworden. Nach 2 Chemotherapien liegt sie erneut im Krankenhaus, mit Metastasen in der Leber, an der Wirbelsäule, in den Lymphen und, am schlimmsten, im Hirn. Die Hirnmetastasen sind operativ nicht zu entfernen. Eine Strahlentherapie vor ca. 8 Monaten hat die Metastasen zwar schrumpfen lassen, nun jedoch haben 2 davon wieder angefangen zu wachsen. Ich weiß nicht, was ich von den behandelnden Ärzten halten soll. Sie scheinen meine Mutter zu lieben, tun alles für sie. Aber sie scheinen ziemlich ratlos zu sein. Da Meine Mutter HER2-Positiv ist kommt sie für eine Herzeptin-Therapie in Frage. Wären diese verdammten Hirnmetastasen nicht, hätte diese Antikörpertherapie recht "gute" Erfolgsaussichten d.h. das Leben meiner Mutter würde leneswürdig verlängert werden. Nun jedoch planen die Ärzte neben der Herzeptintherapie (in Kombination mit einer 3. Chemo) noch eine stereotaktische Bestrahlungstherapie. Hat jemand vielleicht Erfahrungen mit einer solchen Therapie gemacht?
Um zum Ende zu kommen: Ich bin der Älteste von 3 Brüdern. Wir helfen uns gegenseitig, damit unser vater stets das Gefühl hat, dass zumindest einer in der Familie Halt geben kann. Manchmal bin ich wütend auf Gott. Vor allem am Anfang war das der Fall, als ich sah, dass sich alles gegen meine Mutter verschworen zu haben schien. Immer wenn sie auf des Messers Schneide stand fiel sie auf die falsche Seite. Nie kam mal ein Arzt und sagte: "Herzlichen Glückwunsch! Die Untersuchung ist positiv ausgefallen." Ich glaube, dass meine Mutter nie eine echte Chance hatte. Sie ist der Mensch in unserer Familie, dessen Seele am naivsten und reinsten ist. Sie hat sie ein Leben lang geopfert, ohne nach Dank zu fragen. Wenn sie geht, und sie wird gehen, ziemlich bald, wird in unserer Familiedas hellste aller Lichter ausgehen.
Ich erzähle sonst niemandem von der Krankheit meiner Mutter. Dass ich dies alles nun aufgeschrieben habe, hat mir geholfen.
Danke.
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