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Alt 14.01.2020, 22:08
Rottweilerfreund Rottweilerfreund ist offline
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Standard AW: Die Chemo beginnt

Hallo
Ich will mich auch mal wieder melden. Wie ich eben festgestellt habe, ist mein letzter Bericht schon rund ein halbes Jahr her. Ich bin in ein ziemliches Loch gefallen und hatte einfach keine Lust zu schreiben.
Eigentlich ist das auch kein Wunder. Ich habe mal überlegt, was ich in den letzten zwei Jahren alles durchgemacht habe. Das soll kein Gejammer sein; das habt ihr alle so oder ähnlich durch und Viele von euch deutlich schlimmer als ich. Ich fasse es trotzdem mal zusammen:
Was die Diagnose im Dezember 18 im Kopf gemacht hat, brauche ich keinem zu erzählen. Das kennt jeder von euch. Im Januar ging dann die Chemo los, mit dem unausbleiblichen Kräfteschwund. Als die Bestrahlung losgehen sollte, hatte ich im April erstmal den Schlaganfall. Noch bevor ich aus dem Krankenhaus kam, ging die Bestrahlung los. Und die hat mich so richtig fertig gemacht. In der ganzen Zeit mit Chemo und Bestrahlung musste ich auch noch mit dem Hund kämpfen, der meiner Frau ja vorher völlig entglitten war. Und mit kämpfen meine ich auch körperlich, weil der mit allen Körperkräften unbedingt seinen Willen durchsetzen wollte. Das, obwohl ich selber schon gar keine Kraft mehr hatte.
All das habe ich durchgestanden, ohne irgendwie einzuknicken. Dann kamen Anfang 19 die Allergien dazu, die mich auch nochmal geschwächt haben. Auch das habe ich weggesteckt. Das eine Ding zuviel waren meine Zähne. Das hat mir den Rest gegeben.
Ich konnte ja monatelang nicht mehr essen. Das Gewicht, dass ich nach den Therapien gerade wieder raufgekriegt hatte, habe ich da wieder verloren. Dazu kommt das ständige genervte Gefühl im Mund, das eben auch stresst. Und ganz ehrlich: Es gibt einem auch mental einen Schlag mit, wenn man Abends wie im Altersheim die Zähne rauspackt.
Man kann noch so stark sein - irgendwann ist es einfach das eine Päckchen zuviel, dass man sich auf die Schultern packt. Und die Zahngeschichte war dieses eine Päckchen, das mich runtergezogen hat.
Mir ist gerade aufgefallen, dass ich sogar den Nachsorgetermin verschwitzt habe. Ich habe mich wohl zu sehr auf die Zahnarzttermine konzentriert. Da werde ich mich diese Woche noch drum kümmern. Aber der Krebs läuft mir ja bestimmt nicht weg. Und wegen der Allergien muss ich mich auch wieder kümmern. Die Untersuchungen beim Hautarzt sind ja ergebnislos geblieben. Da will mich der Hausarzt meiner Frau jetzt weitervermitteln. Bei dem werde ich jetzt mal vorstellig werden. Ich wollte ohnehin den Arzt wechseln, weil mein bisheriger nichts taugt.

Es gibt aber auch gutes zu berichten. Mein Körper baut so allmählich wieder auf. Ich fühle mich kräftiger, und ich wiege wieder 70kg, nachdem ich auf dem Tiefpunkt schon bei 66 war. Drei Kilo brauche ich noch. Und ich habe inzwischen die richtige Zahnprothese drin. Mit der kann ich eigentlich alles kauen. Manches fällt mir schwerer, aber im Prinzip kann ich alles essen. Die Weihnachtsgans ging auch wirklich gut. Weihnachten war ich so richtig schön vollgefressen. Das hat gut getan.
Mit dem Hund läuft's auch. Wir sind ein richtiges Team geworden.

Das soll es erstmal gewesen sein.
Gruß
Rene
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